Altena. Am Dienstag (24. Januar) wurde der Rat der Stadt Altena in einer nicht-öffentlichen Sondersitzung vom Landesbetrieb Straßen NRW über den aktuellen Sachstand zu der maroden B236-Brücke in Altena informiert. Diese musste aufgrund massiver Schäden für den Schwerlastverkehr gesperrt werden.

Das Treffen war eigentlich erst als eine öffentliche Veranstaltung in der Burg Holtzbrinck in Planung, später allerdings als eine Sondersitzung des Rates mit Einladung der heimischen Presse vorgesehen. Vor Ort wurde die Presse dann allerdings kurzfristig nicht zugelassen, weil es Informationen für die Ratsmitglieder geben sollte, die nicht für die Öffentlichkeit bestimmt wären. Allerdings konnten die heimischen Medienvertreter nach dem Ende der Sondersitzung gut zweieinhalb Stunden später wieder zur Burg Holtzbrinck kommen und den Vertretern von Straßen NRW und der Stadt Altena Fragen stellen. Und es gab auch ausführliche Antworten.


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Vertreten wurde Straßen NRW von Steffen Scholz, Leiter der Abteilung Bau und Betrieb, Carsten Kampmann, Projektleiter Brückenbau, sowie Projektleiterin Stephanie Schmitz von der Niederlassung Südwestfalen am Standort Hagen.

Carsten Kampmann, Projektleiter Brückenbau und Steffen Scholz, Leiter der Abteilung Bau und Betrieb von Straßen NRW in der Burg Holtzbrinck.

Straßen NRW hatte zuvor dem Rat sieben verschiedene Varianten vorgestellt, die theoretisch möglich sind, um den Verkehr für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen schnellstmöglich provisorisch wieder über die B236 zu ermöglichen. Diese gingen von Behelfsbrücken, ähnlich wie der SS80-Brücke (zweispurige Schwerlast-Straßenbehelfsbrücke für Einzelspannweiten bis zu 80 Metern) in Werdohl über die Lenne, bis hin zu einem provisorischen Bahnübergang oder einer sogenannten Flyover-Brückenkonstruktion. Bei der letzteren Variante wird eine Brücke über die eigentliche Brücke gebaut und somit eine höhere Brückentragfähigkeit ermöglicht. Dies wäre die schnellste Variante, um den Schwerlastverkehr wieder über die Bahnhofstraße (B236) zu ermöglichen. Straßen NRW steht dazu mit verschiedensten Unternehmen und auch der Bundeswehr in Kontakt, um die Grundlagen für die jeweiligen Varianten zu ermitteln und Informationen einzuholen, welche Betriebsgenehmigungen für welche Einsatzzwecke nötig sind und dies dann in die Bewertung einfließen lassen, um festzustellen, was zeitlich und wirtschaftlichen möglich ist. Allerdings sind sogenannte Flyover-Brücken in der Regel bisher nicht für dauerhafte Nutzungen im Einsatz, heißt es. Sie werden eher für Schwertransporte für einmalige Überfahrten aufgebaut.

Bis ca. Ende Februar möchte sich Straßen NRW für eine mögliche Variante entschieden haben. Wie schnell diese umgesetzt werden kann, hängt von der jeweiligen Variante ab. Allerdings wird die finale Variante nicht von Dauer sein, denn bis spätestens 2027 muss die kaputte Brücke über die Bahnstrecke erneuert sein und der Durchlass für den Bahnverkehr verbreitert sein. Die Brücke hat noch eine Restnutzungsdauer von fünf Jahren. Eine größere Sperrpause der Bahnstrecke ist für 2026 geplant.

Die Lkw müssen durch die gesperrte A45-Rahmedetalbrücke, sowie jetzt der B236-Brücke in Altena einen Umweg von ca. 33 Kilometern fahren. Wie schädlich ein Lkw für viele Brücken sind, zeigt der Vergleich zu Personenkraftwagen. Denn davon müssten schon 40.000 bis 60.000 über eine Brücke fahren, um das gleiche Schadensbild zu erzeugen, was ein Lkw verursacht. Allerdings: Auslöser für die jetzige Sperrung ist ein ungenehmigter und illegaler Schwertransport mit über 80 Tonnen, der im September über die B236-Brücke gefahren ist. Wenige Tage zuvor hatte ein anderer Schwertransporter die Fritz-Berg-Brücke gerammt (Wir berichteten). Als die Information des  80-Tonnen-Schwertransporter bei Straßen NRW bekannt wurde, wurde eine Sonderprüfung mit externen Sachverstand für die B236-Brücke Am Halse veranlasst. Dabei wurden die Schäden festgestellt. Diese Sonderprüfungen müssen jetzt alle sechs Monate erfolgen. Die Nächste ist für April 2023 geplant. Sollte sich der Zustand der Brücke verschlimmern, kann im schlimmsten Fall auch eine komplette Vollsperrung der B236-Brücke für jeglichen Verkehr nötig sein.

Eine Vollsperrung der B236 in dem betroffenen Bereich für einen kompletten Neubau der Brücke wird in den nächsten Jahren erfolgen müssen.

Wichtig für die anwesenden Vertreter von Straßen NRW ist es, die Region, besonders die Industrie schnellstmöglich zu entlasten und eine Befahrung für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen zu ermöglichen.

Die B236-Brücke Am Halse wurde 1948/49 gebaut und war damals für eine 24-Tonn-Dampfwalze ausgelegt. Später wurde die Brücke verstärkt, so das auch der Schwerlastverkehr die Brücke nutzen konnte, bis zum 19. Januar 2023, als die Brücke abgelastet werden musste.

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