Letmathe. Am Samstag wollen viele Menschen bei einer Demo gegen die Schließung des Marienhospitals Letmathe auf die Straße gehen. Die Parteien fordern in Stellungnahmen und Anträgen den Fortbestand des Krankenhauses.
Am Samstag treffen sich die Teilnehmer der Demo auf dem Parkplatz am Neumarkt in Letmathe. Von dort aus zieht der Demonstrationszug über die Reinickendorfer Straße nach rechts in die Hagener Straße Richtung Marienhospital. Die Demo endet an der Dialyse, wo auch Redebeiträge geplant sind.
Uns erreichten viele Stellungnahmen und Anträge der Parteien zum Marienhospital, die wir hier gerne veröffentlichen möchten, die Reihenfolge ist nach Eingang sortiert.
Retten wir das Marienhospital Letmathe!
Die UWG-Piraten fordern den Erhalt des Marienhospitals Letmathe. Ratsherr Markus Neumann von den UWG-Piraten Letmathe erklärt dazu:
“Das Marienhospital begleitet mich seit meiner Geburt. Die medizinische Grundversorgung in Letmathe ist nur durch den Fortbestand des Marienhospitals gewährleistet. Sogenannte „kleine Krankenhäuser“ sind unverzichtbar für die medizinische Grundversorgung im ländlich bis kleinstädtisch geprägten Raum. Hier würde sich ansonsten bemerkbar machen, was wir beim „Hausärztemangel“ alle schon längst spüren. Unsere Krankheiten, Verletzungen und Unfälle brauchen eine ortsnahe Versorgung.”
Neumann griff besonders die Kreiskoalition aus CDU und SPD an: “Die Scheinheiligkeit der noch großen Parteien ist ungeheuerlich. Der CDU-Landrat, dessen Kreisverwaltung in den entscheidenden Funktionen von CDU und SPD besetzt, schlägt die Schließung des Marienhospitals vor und will das mit CDU/SPD Mehrheit im Kreistag beschließen lassen. Auch die Aufsichtsräte der Märkischen Gesundheitsholding und der Märkischen Kliniken werden von CDU und SPD geführt. Aber als größte Stadtverbände der CDU und SPD im Märkischen Kreis haben sie in Iserlohn angeblich von nichts gewusst. Der Fraktionsvorsitzende der CDU im Kreistag, Karsten Meininghaus, ist zugleich Iserlohner CDU-Chef. Wer soll CDU und SPD das jetzt glauben?”
Das Marienhospital sei gezielt heruntergewirtschaftet worden. Neumann bezieht sich dabei auf die Erklärung von Dr. Hans-Jörg Hilscher, Vorsitzendem des Fördervereins des Marienhospitals.
Leitenden Ärztinnen der Klinik sei ihre Arbeit unmöglich gemacht worden, die Zusammenarbeit mit örtlichen Ärzten beendet worden, Brandschutzauflagen gezielt vernachlässigt und durch die Schließung der Cafeteria das Haus unattraktiver gemacht worden.
Das alles sei unter dem Aufsichtsratschef Detlef Seidel (CDU) passiert, der schon in seinem Abgeordnetenprofil auf der Seite der CDU-Kreistagsfraktion deutlich mache, was das Ziel seiner Arbeit sei: Dort schreibt Seidel als einziges konkretes Ziel “wichtig ist mir dabei der Erhalt der Stadtklinik Werdohl”. So habe Seidel dann auch die Politik der Märkischen Kliniken ausgerichtet – zu Lasten Letmathes. “Erst durch die bewusste Störung der bisher gewinnbringendem Arbeit des Marienhospitals ist dies im letzten Jahr ins Defizit geführt worden” schließt Neu mann seine Erklärung ab.
Auch der Vorsitzende der UWG-Piraten Ratsfraktion, Hans Immanuel Herbers, greift Detlef Seidel an: “Noch im März verkündet dieser Mann vollmundig in der Presse, dass für das Marienhospital keine aktuelle Gefahr bestünde und durch die Schmerztherapie ein ‘bedeutendes und wichtiges Alleinstellungsmerkmal’ Letmathes gegeben sei. Dabei war er schon dabei, dem Marienhospital das Grab zu schaufeln. Dieser Politiker muss zurücktreten.”
Herbers kündigte an, dass seine Fraktion eine Sondersitzung des Rates noch vor der Entscheidung durch den Kreistag beantragen werde.
Letmather Marienhospital braucht Zukunft – SPD Iserlohn fordert konkrete Schritte vom Kreis
In einem Antrag für die Sondersitzung des Rates am 25. Juni 2019 fordert die SPD-Ratsfraktion konkrete Maßnahmen zur Sicherung des Marienhospitals in Letmathe. „Der Rat soll neben den selbstverständlichen Bekenntnis der Stadt zum Krankenhaus dem Kreishaus und den Märkischen Kliniken ‚Hausaufgaben‘ mitgeben“, so der stellvertretende Bürgermeister Michael Scheffler. Ohne Frage sei das Haus für die Grundversorgung der Bevölkerung unabdingbar. Es gebe neben den Solidaritätsbekundungen zur Sicherstellung des Standorts aber auch ganz fassbare Schritte, die in kurzer Zeit angegangen werden könnten.
In der Intensivmedizin soll sich um ein sechstes Bett bemüht werden. „Wir sprechen hier von insgesamt 350.000 Euro. Für den Standort und für den Krankenhausverbund müssen der Landrat und Geschäftsführung noch mehr Anstrengungen unternehmen, das Bett zugewie-sen zu bekommen“, appelliert Scheffler. Diese Problematik benenne der Landrat immerhin auch in seiner Vorlage für den Kreistag. „Warum bleibt er dabei stehen und sieht nicht die Notwendigkeit, sich um das weitere Bett zu kümmern?“, so der stellvertretende Bürgermeister weiter. Mit einer unbefristeten Vollzeitstelle für einen Schmerzpsychologen müsste die Schmerzmedizin verstärkt werden, mit Pflegekräften alle Bereiche des Krankenhauses.
Dabei gehe es den Sozialdemokraten neben der ärztlichen und pflegerischen Versorgung auch um das Umfeld. Dass etwa die Cafeteria nicht wieder eröffnet wurde, stößt bei den Menschen auf Unverständnis. „Sie wurde in der Vergangenheit immer auch als Attraktivitätsmerkmal für die Aufenthaltsqualität für Patienten und ihre Angehörige angesehen“, stellt Scheffler fest.
Die Art und Weise der Kommunikation des Landrats und der Geschäftsführung schaden der Versorgung im Kreis. „Wenn auch in Zukunft qualifiziertes Fachpersonal gewonnen werden möchte – für Letmathe gleichermaßen wie für die Standorte Werdohl und Lüdenscheid – muss der Umgang mit Belegschaft und Bevölkerung vertrauensvoller funktionieren“, hat Scheffler keine Zweifel.
Die Ratsfraktionen der Linken, von Bündnis 90/Grüne und UWG-Piraten stellen für die Ratssitzung am 25. Juni den folgenden Antrag:
An den Rat der Stadt Iserlohn
Herrn Bürgermeister Dr. Peter Paul Ahrens
– per Email –
Sondersitzung des Rates am 25. Juni
Sehr geehrter Herr Bürgermeister,
zur Sondersitzung des Rates beantragen wir den folgenden Beschlussvorschlag:
Der Rat der Stadt Iserlohn fordert den Märkischen Kreis auf, das Marienhospital in Letmathe zu erhalten.
Die vielen Jahre gewinnbringender Arbeit des Marienhospitals und Schwerpunkte wie die hervorragende, weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannte Schmerztherapie zeigen die wichtige Rolle, die das Marienhospital bei der regionalen Gesundheitsversorgung spielt.
Der Rat verbindet diese Aufforderung mit der Erwartung, dass der Klinikstandort Letmathe
wieder durch den Kreis unterstützt wird. Ärztliche Arbeitsmöglichkeiten, die in jüngerer Vergangenheit abgeschafft wurden, die enge Kooperation mit örtlichen Ärzten, die zügige Erledigung der notwendigen Brandschutzmaßnahmen sowie die Wiedereröffnung der geschlossenen Cafeteria sind Bestandteile dieser Unterstützung. Eine Verwaltungsleitung vor Ort ist dazu zwingend erforderlich.
Mit freundlichen Grüßen
Oliver Ruhnert, Die Linke
Elke Olbrich-Tripp, Bündnis 90/Die Grünen
Hans Immanuel Herbers, UWG Piraten
UWG-Piraten beraten zum Marienhospital
Zu einer öffentlichen Fraktionssitzung mit Betroffenen und engagierten Bürgern zum Thema Marienhospital laden die UWG-Piraten für 18 Uhr am Montag, 17. Juni, ins Kolpinghaus Letmathe ein. Besprochen werden die Gründe für die geplante Schließung des Krankenhauses, der Weg des Marienhospitals ins Defizit und Möglichkeiten des Erhalts. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen.
FDP Iserlohn bekräftigt Wunsch zum langfristigen Erhalt des Marienhospitals
Die Nachricht schlug auch in der Fraktion der Freien Demokraten ein wie eine Bombe. Die drohende Schließung des Marienhospitals hat uns entsetzt. Wir haben uns umgehend sowohl mit unserer Kreistagsfraktion als auch mit den Vertretern der Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Verbindung gesetzt. Am Mittwoch waren dann in einer Sondersitzung der Fraktion zunächst Axel Hoffmann, Vorsitzender der FDP Fraktion im Kreistag und dann Dr. Welke und Frau Nowak-Buschieweke vom Marienhospital zu Gast. Auch mit dem Betriebsrat der Märkischen Kliniken fand ein Austausch statt.
Wir nehmen nach Sammlung aller Informationen wie folgt Stellung:
Wir wünschen uns einen Erhalt des Marienhospitals Letmathe. Hierzu wäre aber nicht nur ein kurzfristiger politischer Entscheid notwendig, sondern ein langfristiges Finanzierungs-Konzept. Zur Ehrlichkeit gehört: Dieses Konzept gibt es derzeit nicht. Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, sowie den Bürgerinnen und Bürgern in Letmathe und Umgebung hilft aber kein Blick in die Vergangenheit, sondern ausschließlich eine zukunftsorientierte Lösung. Die Suche nach Kooperationen und auch mögliche externe Unterstützung zur Entwicklung eines tragfähigen Konzepts sollten im Vordergrund stehen. Es ist für die Freien Demokraten zwingend notwendig, auch andere Varianten wie die Einbindung von Investoren oder Medizinischen Versorgungszentren in die Überlegungen zum Erhalt des Hospitals einzubeziehen.
Wir wollen keine Zuspitzung auf die Frage Werdohl oder Letmathe. Ein Konzept müsste den Erhalt beider Standorte abdecken.
Wir haben größten Respekt vor dem Kampf der Angestellten des Marienhospitals. Was diese in den letzten Tagen auf die Beine gestellt haben, ist mehr als ein Statement. Auch die Solidarität der Bürgerinnen und Bürger, sowie der Unternehmen in und um Letmathe ist beeindruckend. Der Slogan „Letmathe hat was…“ ist eindrucksvoll belegt worden. Letmathe hat was: Eine beispiellose Energie!
Wir sind fassungslos darüber, dass alle Beteiligten in Letmathe aus den Medien von den Plänen erfahren mussten. Dass hier offenbar aus Reihen des Aufsichtsrats (dem die FDP nicht angehört) Informationen gegen das Gebot der Verschwiegenheit an die Presse durchgesteckt worden sind, ist instinktlos und unprofessionell. Es hätten zuerst die Angestellten informiert werden müssen.
Wir bedauern, dass durch eben diese Unruhe bereits eine Fluktuation der Mitarbeiter und eine Abwanderung der überall händeringend gesuchten Pflegekräfte droht. Das hat die Zukunftsaussichten des Marienhospitals nochmals verschlechtert!
Wir fordern alle Beteiligten aus Politik und Verwaltungen dazu auf, konstruktiv, ohne parteipolitisches Kalkül und ohne künstliche Gräben zwischen Nord- und Südkreis zu diskutieren und zu handeln.
Die Fraktion der Freien Demokraten in Iserlohn steht zu Letmathe und erhofft sich rasche, ernsthafte und transparente Maßnahmen zum Erhalt des Marienhospitals.