Altena. Der kleine Junge zieht einen Ast hinter sich her, während andere Kinder ausgelassen im Laub spielen. So, wie sich die Szene am Donnerstagnachmittag bei der Eröffnung abspielt, dürfte auch der Alltag aussehen: Am Knerling hat der evangelische Kirchenkreis Iserlohn jetzt offiziell seine erste Waldgruppe für Kindergartenkinder eröffnet.
Die Gruppe ist angedockt an die evangelische Kita am Knerling und hat ihren Platz auf dem zuletzt als Bolzplatz genutzten Gelände neben der ehemaligen Grundschule. Dort stehen zwei umgebaute Bauwagen als Unterschlupf. Und wenn das Wetter dem Freiluft-Kinderspiel völlig einen Strich durch die Rechnung macht und als Rückzugsort mit sanitären Einrichtungen gibt es in der ehemaligen Grundschule einen Schutzraum. Im Vordergrund als Aufenthaltsort für die Erzieher und Kinder steht aber: der Wald.
Die offizielle Eröffnung der Waldkinder-Gruppe, exakt einen Tag vor den weltweiten Demonstrationen für den Klimaschutz, kam für Superintendentin Martina Espelöer genau passend: „Schützen, was uns anvertraut ist“, nannte sie als Aufgabe und erinnerte an die Schöpfung, die die Menschen bewahren sollen. „Der Wald braucht uns“, stellte die oberste Theologin des Kirchenkreises fest und setzte darauf, dass die Kinder, die von klein an den Wald im Kindergarten als Lebensraum erfahren, diesen auch schätzen und schützen lernen. Als Geschenk hatte sie für die Kinder und das Team der Erzieher/innen einen überdachten Bollerwagen mitgebracht. Espelöer dankte der Stadt Altena für ihre Bereitschaft, die Gruppe am Knerling einzurichten.
„Die Anmeldezahlen steigen wieder“
„Wir haben Kindergarten-Gruppen schließen müssen, jetzt freue ich mich, wieder eine eröffnen zu können“, erklärte Bürgermeister Andreas Hollstein. Der Grund für die Eröffnung: „Die Anmeldezahlen steigen wieder.“ Das heißt, es sind tendenziell mehr Kinder geboren worden, als im Durchschnitt der vorausgegangenen Jahre. „Ein Bürgermeister macht nicht die Babies, das machen immer noch die Bürger“, lobte Hollstein die Altenaerinnen und Altenaer. Als Geschenk seitens der Stadt gab es ein Buch für das Erzieherteam, passend für die Waldkinderarbeit.
Für das Presbyterium der evangelischen Kirchengemeinde Altena übergab Angela Schulte einen Satz Kinderschüppen; auch Schulte dankte allen Beteiligten: der Stadt, dem Kirchenkreis mit seiner Fachberatung, der ehemaligen Pfarrerin Merle Vokkert und auch Inge Haneid, die als Leiterin der beiden Kitas Knerling und Rahmede die Waldgruppe mitaufgebaut hat – und dafür sogar „ihren Jahresurlaub gestrichen hat“, sagte Angela Schulte.
Den gut 50 Teilnehmer der Eröffnungsfeier unter freiem Himmel, zu denen Vertreter aus Politik, Kirche, Nachbarschaft und vor allem die Kinder mit ihren Eltern gehörten, stellte Inge Haneid das Erzieher-Team der Waldgruppe vor: Lisa Helmig, Daniel Schmidtke (Erlebnispädagoge) und Charline Harris. Und Haneid bedankte sich mit Sonnenblumen bei allen, die an der Verwirklichung des Projekts mitgearbeitet haben, u. a. auch beim Knerlinger Urgestein Klaus Löttgers, der mit seinem Team des Seniorentreffs eine Wasserleitung von der Grundschule zum Platz der Waldgruppe verlegt hat, die Stadtwerke Altena sponserten das Material. Loettgers bekam zusätzlich zur Sonnenblume einen Baumscheibe, auf der sich alle Kinder mit ihren Fingerabdrücken verewigt haben, für den Seniorentreff geschenkt.
Spielzeuge aus Plastik gibt es keine
Mit dem Kinderlied „Wir gehen in den Wald, ob’s warm ist oder kalt, ob’s regnet oder schneit, kein Weg ist uns zu weit!“ beschlossen die Kinder die Feierstunde – das Lied dürfte ab jetzt Programm sein in der neuen Wald-Kindergartengruppe am Knerling.
Die Gruppe sieht bis zu 20 Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren vor, die von 7 bis 14 Uhr betreut werden. Spielzeuge aus Plastik gibt es keine, dafür einen Sand- und Matschgrube; Lernort ist der Wald. Hängematten zum Entspannen werden noch aufgehängt und ein Grill aufgebaut. Gefördert wird die Waldgruppe aus Mitteln des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.