Altena. Perfekte Kulisse, perfektes Wetter: Im oberen Hof der Burg Altena sind beim Gautschfest am Samstag (29. Juni 2024) 16 angehende Drucker/innen und Mediengestalter/innen mit dem traditionellen Untertauchen ins kalte Wasser von den Verfehlungen der Ausbildungszeit “reingewaschen” worden.

Auf der Natursteinbühne, am Fuße des Burgturms, stand die große Holzbütte, randvoll mit “klarem und frischem Lennewasser”, wie Gautschmeister Dirk Schäfers (Druckerei Geldsetzer & Schäfers) aus Letmathe augenzwinkernd feststellte. Zwar war das Nass nicht aus dem Fluss im Tal, aber kalt und klar war es allemal. Und zwar sehr kalt. Das sollten die 16 Druckerinnen und Drucker oder Mediengestalterinnen und Mediengestalter aus dem Bezirk der Südwestfälischen Industrie- und Handelskammer, die ihre Prüfungen erfolgreich abgeschlossen hatten, bald merken.


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“Packer, packt an!” Wenn Gautschmeister Dirk Schäfers die Aufforderung ans Gautschkollegium gab, gab es kein Entrinnen mehr: Die Gaustchkollegen, alle in historischer Kleidung, setzten die Berufsanfänger auf einen Schemel, auf dem ein dicker nasser Schwamm lag. Der Schwammhalter drückte einen weiteren Schwamm mit kaltem Wasser über den Täuflingen aus.

Schuhe aus, Socken aus – und rein ins Wasser

Bisweilen munterte Schäfers seine Kollegen mit launigen Sprüchen auf: “Ich glaube, da ist noch Toner zwischen den Zehen..!”. Schuhe und Socken wurden den Täuflingen ausgezogen und landeten bisweilen im hohen Bogen in der Bütte, in die die jungen Leute – in der Zeremonie die Kornuten – anschließend hinein- und und untergetaucht wurden.

“Lasst seinen Corpus Posteriorum fallen auf diesen nassen Schwamm. Der durstigen Seele gebt ein Sturzbad obendrauf, das ist dem Sohne Gutenbergs die beste Tauf'”, lautete der Spruch des Gautschmeisters zu jeder Handlung. Als zusätzliche, innere Erfrischung bekamen die frisch getauften Jünger Gutenbergs ein Glas Bier (oder wahlweise Wasser), das sie, möglichst noch in der Bütte stehend, in einem Zug austrinken sollten.

Erinnerung an Errungenschaft Gutenbergs

“Das hat Spaß gemacht. Ich finde es cool, dass es diese Tradition noch gibt”, sagte Marvin Laube, noch in nassem T-Shirt und Shorts, nach der Freisprechungszeremonie. Was war am unangenehmsten? “Das erste kalte Wasser im Schritt…”, gab Laube, der seine Ausbildung in Iserlohn absolviert hatte, lachend bereitwillig Auskunft.

Zwischendurch gab es aber auch ernst Töne. Schäfers erinnerte an Johannes Gutenberg, der übrigens aus einem Ölgemälde auf einer Staffelei neben der Bühne das Gautschen verfolgte, und dessen Errungenschaften um die Drucktechnik für die moderne Welt. “Er hat gedruckte Informationen und damit deren Weitergabe und Vervielfältigung ermöglicht”, stellte Schäfers heraus.

Im kommenden Jahr 50. Ausgabe

Das Gautschfest am Samstag war das 49. der neueren Zeit. Anfangs war der Austragungsort das Freilichtmuseum in Hagen; in der 1990er-Jahren folgte der Wechsel auf die Burg Altena. Im kommenden Jahr steht die 50. Ausgabe des Gautschfests an, das von der privaten Initiative “Interessengemeinschaft Gautschfest” aus der Region organisiert wird; offizieller Veranstalter ist der FDI (Fachverband der Druckindustrie).

Die Kornuten (Täuflinge), die nach der Zeremonie und einer (warmen) Dusche in der benachbarten Jugendherberge ihre Zeugnisse und einen Gautschbrief überreicht bekamen, waren: Marvin Laube (Medientechnologe Flexodrucker, Maag GmbH Iserlohn), David Riße (Medientechnologe Offsetdruck, Basse Druck Hagen), Lena Kleinehr (Mediengestalterin Print, Headline Werbeagentur Iserlohn), Clara Tennagel (Medientechnologin Offsetdruck, Zimmermann Druck Balve), Mick Jäger (Mediengestalter Print, WAK Hagen), Lara Töpel (Mediengestalterin Print, Assmann Electronic Lüdenscheid), Natascha Zopp (Mediengestalterin Print, WAK Hagen), Jennifer Pahne (Mediengestalterin Print), Maure Winterhoff (Mediengestalter Print, Winterhoff it-Service Meinerzhagen), Bjarne Tiefendahl (Mediengestalter Print, MBS Düsseldorf), Isa Marlene Lourenco Pereira (Mediengestalterin Print, Headline Werbeagentur Iserlohn), Jana Woznicka (Mediengestalterin Print, Sinn GmbH Hagen), Janina Spieß (Mediengestalterin Print, Gust. Alberts Herscheid), Celina Moreyko (Mediengestalterin Print, Vogomedia, Meinerzhagen), Sezen Sarp (Mediengestalterin Print/Kommunikation/Visualisierung, mmh Agentur Meinerzhagen) und Lisa Stähler (Mediengestalterin Print, Assmann Electronic Lüdenscheid).

In die Rollen und Kostüme des Gautschkollegiums waren geschlüpft: Gautschmeister Dirk Schäfers, Schwammhalter Carsten Reineking sowie die Packer Rainer Kluthe, Joachim Böhnen, Calle Moorkamp, Johannes Russ, Lutz Tieck, Joachim Röth, Nils Jischewsky und Marco Koser. Als Assistentin arbeitete am Bühnenrand Sandra Moorkamp dem Kollegium zu.

Fotos: Carsten Menzel

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