Altena. Mitten im beschaulichen Altenaer Ortsteil Dahle hat ein Unternehmen seinen Sitz, das seine Produkte in mehr als 60 Länder verkauft. Das Unternehmen Gustav Selter produziert täglich 40.000 Teile für Strick- und Häkelnadeln und ist in Europa mittlerweile einzigartig. 

Die Produkte mit dem Markennamen “addi” werden vor allem in Nordeuropa, in den USA und in China sehr geschätzt. Mitbewerber gibt es einige – die sitzen alle in Fernost. “Unsere Vorteile sind unsere Qualität, unser Service, unsere Innovationen und unser Image”, verdeutlicht Geschäftsführerin Claudia Malcus. Und damit das so bleibt, entwickelt sich das Traditionsunternehmen, das vor 195 Jahren gegründet wurde, stets weiter. Denn: “Wir müssen immer einen Schritt besser sein”, meint die 56-Jährige, die 1986 als Auszubildende bei Selter ihre Laufbahn begann.


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Familienfreundlich, modern und immer offen für die Wünsche der Kunden

Ein weiteres Aushängeschild des Altenaer Unternehmens ist das Prädikat “Familienfreundliches Unternehmen”, mit dem Selter Ende 2023 ausgezeichnet worden ist. Warum bewirbt man sich für dieses Prädikat und durchläuft ein aufwändiges Prozedere, das circa ein dreiviertel Jahr Arbeit und Engagement bedeutet? “Das ist gut für unser Image und wir selbst lernen dabei sehr viel”, erklärt Claudia Malcus.

Vergeben wird das regionale Prädikat von einem Initiatorenkreis, der aus agentur mark, Märkischem Arbeitgeberverband, Südwestfälischer Industrie- und Handelskammer sowie der Wirtschaftsförderung Ennepe-Ruhr GmbH besteht. Der Zertifizierungsprozess besteht aus fünf Schritten. Gutachter prüfen einerseits, was im Unternehmen bereits an familienfreundlichen Maßnahmen umgesetzt wird. Und andererseits erarbeiten die Mitarbeitenden zusammen mit den qualifizierten Auditor(inn)en neue Ideen, die in den kommenden Jahren umgesetzt werden könnten. Berücksichtigt werden dabei die Branche
sowie Größe und Struktur des Unternehmens. Zudem werden moderierte Workshops angeboten, bei denen sich die Bewerber mit anderen Unternehmen der Region thematisch austauschen, vernetzen und voneinander lernen können.

Mitarbeitende schätzen Engagement und Werte des Unternehmens

“Das Prädikat lohnt sich, weil durch eine familiensensible Personalpolitik Beschäftigte entlastet werden und das führt zu reduzierten Fehlzeiten und Ausfallkosten. Mitarbeitende aller (Führungs-)Ebenen werden stärker an das Unternehmen gebunden, das Betriebsklima verbessert sich und das Unternehmen gewinnt für zukünftige Fachkräfte an Attraktivität”, so erklären die Initiatoren die Vorteile des Prädikats. Claudia Malcus kann diese Vorteile nur bestätigen. Fachkräfte und talentierte Mitarbeiter aus anderen Bereichen, die eine Veränderung und eine neue Herausforderung suchten, würden auf derartige Merkmale eines Unternehmens achten. Langjährige Mitarbeiter schätzten das Engagement und die Werte des Unternehmens ebenso und seien weiterhin motiviert, sich zielführend einzubringen.

Die Serie “addi Unicorn” ist nach Kundenwünschen entstanden. Die Stricknadeln sind ergonomisch und schonen bei der Handarbeit den Schulter-Nacken-Bereich.

Mehr als 100 Mitarbeitende beschäftigt das Unternehmen derzeit. Davon sind rund 80 Prozent Frauen. “Wir brauchen schon fast eine Männerquote”, lächelt Claudia Malcus. Dass das so ist, hätte nicht zwangsläufig mit dem Thema Handarbeit zu tun, sondern vielmehr damit, dass Frauen in der Regel über mehr Feinmotorik verfügten als Männer. “Jede Nadel, die wir herstellen, muss geprüft werden”, verdeutlicht die Geschäftsführerin. Zum Beispiel, ob der Übergang von der Nadelspitze zum Seil glatt verläuft. “Und dafür gibt es keine Norm, dass muss nach Gefühl entschieden werden.” Weiter seien Fähigkeiten wie Schnelligkeit und Fingerfertigkeit wichtig für die Arbeit in der Produktion. “Wir stellen gerne Menschen aus dem Friseur -und Schneiderhandwerk ein, denn die bringen das Gefühl schon mit”, erklärt Malcus.

Social Media, Bloggertreffen und “addi2go”

Modern aufgestellt, ist Selter natürlich auch auf Social Media sehr aktiv. Mittlerweile ist eine regelrechte Community entstanden, die hilfreiches Feedback gibt. Von den Followern kommen viele Anregungen und Ideen für neue Produkte. “Unsere Forschung und Entwicklung sitzt sozusagen draußen”, meinte Claudia Malcus. Blogger seien eine Zielgruppe, auf die das Unternehmen nicht mehr verzichten wolle. Regelmäßig lädt Selter deswegen auch zu  Bloggertreffen ein. Und eine Influencerin aus Hannover gehört mittlerweile fest zum Team. Realisiert werden die Kundenwünsche dann durch zahlreiche Tüfteleien innerhalb der Firmenmauern.

Mit “addi2go” hat das Altenaer Unternehmen eine App entwickelt, die draußen gut ankommt. Dort gibt es Infos zu den Produkten und zur Marke addi selbst, Anleitungen, Tipps und Tricks, einen Reihenzähler sowie eine Händlersuche. Denn bisher liefert Selter nur an den Fach- und Großhandel. “Mit der App erreichen wir zum einen den Endverbraucher direkt und gehen zum anderen mit der Zeit – beides ist gut für uns”, so Claudia Malcus.

 

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