Märkischer Kreis. (pmk) . Offiziell eröffnet wurde die Ausstellung „Lieb Vaterland magst ruhig sein – Der erste Weltkrieg im heutigen Märkischen Kreis“. 150 Interessierte waren dabei und zeigten sich sichtlich beeindruckt von der Ausstellung.
Diese Ausstellung wird Spuren hinterlassen. Darüber waren sich viele der gut 150 Gäste der Eröffnung der Ausstellung „Lieb Vaterland magst ruhig sein – Der Erste Weltkrieg im heutigen Märkischen Kreis“ im Altenaer Kreishaus einig. Sichtlich bewegt standen sie vor den zahlreichen Vitrinen und Stellwänden. Bei einigen Leihgebern schossen sogar Tränen der Rührung, weil das Andenken an den gefallenen Vater oder Großvater „so liebevoll und schön“ präsentiert wird.
Diese Stimmung ergriff auch Kreisdirektorin Barbara Dienstel-Kümper bei ihrer Eröffnungsrede. Auf den Tag und die Stunde genau vor 100 Jahren, am 1. August 1914, um 17.00 Uhr, ver-fügte der deutsche Kaiser Wilhelm II. die Generalmobilmachung im Deutschen Reich. Sie erinnerte daran, dass der Todesschütze von Sarajevo zum Zeitpunkt des Attentats erst 19 Jahre alt war. Er starb vier Jahre später im Militärgefängnis Theresienstadt, dem späteren Konzentrationslager, an Knochentuberkulose infolge der unmenschlichen Haftbedingungen.
Dienstel-Kümper: „Der Erste Weltkrieg forderte etwa 17 Millionen Tote, darunter neun Millionen Soldaten. Das waren überwiegend junge Menschen, was auch Auswirkung auf die demographische Entwicklung hatte“. Als Gründe für die bis dahin unvorstellbar hohe Todesrate nannte sie: Es war der erste industrialisierte Krieg mit neuen Waffen, wie etwa dem Maschinengewehr 08/15. Erstmals wurde 1915 von deutschen Truppen Giftgas eingesetzt, und der Hunger war sehr groß. Was nur die wenigsten wissen: Noch bis 2010 zahlte die Bundesrepublik Deutschland Reparationszahlungen in Höhe von insgesamt fast 200 Millionen Euro an die alliierten Siegermächte.
„Am Sonntag, den 29. Dezember 1918, ging ich des Morgens 5 Uhr von Werdohl nach Neuenrade zu Fuß und fuhr dann mit dem ersten Zuge nach Balve. Hier kam ich unerwartet zu Hause an und meine Militärzeit hatte ein Ende.“ Damit endete für Heinrich Simon aus Balve das Ereignis, dass vor 100 Jahren mit der Bekanntgabe der Mobilmachung für den 2. August 1914 begonnen hatte. Dieses Zitat baute Diplom-Archivar Ulrich Biroth in seine Einführung zur Ausstellung ein. Vor knapp zwei Jahren hatte Kreisarchivarin Dr. Christiane Todrowski angeregt, die Zeit des Ersten Weltkriegs quasi an der „Heimatfront“ aufzuarbeiten. Ulrich Biroth führte viele persönliche Gespräche, trug mehr als 300 Ausstellungsstücke zusammen und dokumentierte die Auswirkungen des Krieges auf die heimische Bevölkerung.
Und ein weiteres Beispiel: „Liebe Mutter. Bin glücklich angekommen. Schick mir bitte sofort Zigaretten. Meine Adresse: Schütze Menke, 100 Brigade, 50 Division, aktives Infanterie-Regiment 53, II. Bataillon. Maschinengewehr-Kompagnie 53. Es grüßt dich vielmals dein Sohn Fritz. Bitte bald Antwort.“ Diese undatierte, aber höchstwahrscheinlich im April 1916 geschriebene Karte steckte in einem Notizbuch. Dabei lag folgendes Schreiben: „Frau Anna Menke, Eiringhausen. Anbei die noch bei der Kompagnie vorgefundenen Nachlasssachen ihres Sohnes. 1 Brieftasche mit Inhalt, Notizblock, Bleistift, 1 Messer, 1 kath. Gesangbuch“. Die Karte ist ebenso wie das Notizbuch von Granatsplittern durchlöchert worden.
Die Ausstellung ist noch bis zum 31. Oktober im Altenaer Kreishaus an der Bismarckstraße zu sehen. Begleitet wird sie von mehreren Vorträgen. Der nächste ist am Mittwoch, 6. August, 19.00 Uhr, Burg Holtzbrinck in Altena. Das Thema von Ulrich Biroth ist dann: „Lieb Vaterland magst ruhig sein“. Der Kriegsverlauf im Spiegel heimischer Feldpost. Alle weiteren Infos zur Ausstellung unter www.maerkischer-kreis.de.