Altena/Olpe. Der Garten am Haus Köster-Emden, der ehemaligen Altenaer Stadtgalerie in der Fußgängerzone, soll zum großen Freiluft-Großraumbüro werden. Das Vorhaben gehört zum Projekt „Summer of Pioneers“, das im Sommer in der Burgstadt starten soll. Die Bewerbungsphase dafür hat jetzt begonnen.
Unter dem Titel „Landleben auf Probe“ werben die Stadt Altena und ihre Projektpartner für den „Summer of Pioneers“ und damit um bis 20 kreative Köpfe aus der Welt des digitalen Arbeitens. Und wecken zugleich hohe Erwartungen an das Projekt.
Im Bewerbungsaufruf heißt es: „Die Pandemie hat gezeigt: Die meisten Menschen brauchen für ihre Arbeit heute nicht mehr als einen schnellen Internetzugang. Und seit wir den praktisch überall finden, fragt der Summer of Pioneers: Was hält euch noch in der Stadt? Natürlich sind es neben der Arbeit auch Freunde, Vielfalt und die Unsicherheit gegenüber einem einsameren Leben auf dem Land. Vor allem aber ist es ein Mangel an konkreten Angeboten, diesen Schritt zu wagen. Der Summer of Pioneers macht aus dem individuellen Wagnis ein gemeinsames Erlebnis: Altena empfängt ab dem 1. Juni 15 bis 20 kreative Digitalarbeiter/innen und stellt ihnen eine möblierte Wohnung und einen gemeinsamen Coworking Space (gemeinsamer Arbeitsplatz; Anm. d. Red.) zur Verfügung. Sechs Monate haben sie dann Zeit, für sich zu prüfen, ob das Leben auf dem Land auch ihre Zukunft ist. Zukunft für Altena haben die Pioniere dabei schon im Gepäck. Zur Bewerbung gehört auch eine konkrete Projektidee, die die Bewerber/innen in Altena verwirklichen möchten.“
Arbeiten „gegen die Abwanderung“
Altena sei spätestens seit dem Zuzug von Geflüchteten in 2015 überregional bekannt geworden für seine Offenheit, heißt es weiter. Seine Bürgerschaft habe „Vielfalt als Zukunftschance und die Vernetzung untereinander als bestes Mittel gegen die Abwanderung, die seit dem Rückgang der alternden Metallindustrien anhält“, erkannt.
Altena gelte heute als die Stadt mit dem schnellsten Bevölkerungsrückgang in NRW. 1970, also nach der Gebietsreform und den Eingemeindungen von Dahle, Evingsen und großen Teilen der Rahmede und der Höhendörfer, lebten rund 32.000 Menschen in der Burgstadt, jetzt seien es noch knapp 17.000.
Impulse liefern, um den Trend zu wenden
Der „Summer of Pioneers“ könne Impulse liefern, den Trend zu wenden, denn die Voraussetzungen für eine hohe Lebensqualität seien „sehr gut“. Auch der Projektpartner, die Südwestfalen-Agentur in Olpe, stehe für eine Wende der erdrückenden Demografie-Trends ein: 2030 soll die Region bundesweit bekannt sein für kooperatives Miteinander bei der Zukunftsgestaltung. Der Summer of Pioneers passe zu dieser Ambition.
Der Coworking Space der Pioniere verteilt sich in Altena auf mehrere leerstehende Ladengeschäfte in der Einkaufszone Lennestraße. „Nur ein paar Meter vom Fluss und dem Aufzug zur Burg entfernt verteilen sich Räume für Besprechungen, konzentrierte Telefonate und Video-Calls“, werben Altena und die Projektpartner um Bewerbungen.
Zum Angebot gehört außerdem ein Popup-Space unter freiem Himmel: Nur wenige Meter von den Ladengeschäften entfernt werde die kleine Parkanlage am Haus Köster-Emden „im Schatten großer Bäume fit fürs Coworking gemacht, das auch Altenaer testen können werden“. (CMz)
- Weitere Informationen und Bewerbungen unter: www.altena-pioneers.de
Hintergrund:
Ein erster Summer of Pioneers fand 2019 und 2020 im brandenburgischen Wittenberge statt und sorgte für große Aufmerksamkeit in Medien und Politik. Das Projekt wurde vom Bundesinnenministerium im Rahmen des Wettbewerbs „Menschen und Erfolge“ ausgezeichnet. Selbst die britische Rundfunkanstalt BBC kam zu Besuch. Der als Experiment gestartete Summer of Pioneers ist für Stadt und Pioniere ein voller Erfolg. Nach Verlängerung um weitere sechs Monate blieben die Hälfte der Pioniere in Wittenberge wohnen. Sie gründeten dort Unternehmen, arbeiten als Selbstständige oder betreiben den selbst gegründeten Kultur- und Begegnungsort “Safari”. Die ehemaligen Pioniere setzen ihr Engagement nun unter dem Namen „Elblandwerker“ fort und vergrößern ihren Radius stetig. (Quelle: Stadt Altena)