Altena/Iserlohn. Frischer Wind im „Windsack“: Die Ausflugsgaststätte am Flugplatz Hegenscheid war mehr als ein Jahr verwaist; jetzt ist wieder Leben eingekehrt. Die neuen Pächter des Traditionslokals sind Michael Mamok, seine Partnerin Jule – und nicht zuletzt Beagle-Rüde „Fritz“.
Ein paar weiße Wölkchen, leichter Wind, ansonsten nur Sonnenschein. Der Himmel über dem Hegenscheid, dem Höhenzug zwischen Altena und Iserlohn, scheint keine Grenzen zu kennen. Traumwetter für einen Traumstart in eine neue, berufliche Zukunft in der Gastronomie. Aber es ist alles andere als ein Traumstart in diesem Frühsommer anno 2020, in dem nahezu alles im öffentlichen und privaten Leben seltsam anders ist, als sonst. „Eigentlich wollten wir zum 1. April starten“, erzählt Michael Mamok. Eigentlich. Nur: Die Corona-Pandemie hat alle Pläne durchkreuzt.
Panoramafenster freigeräumt
Das neue Pächterpaar macht aus dem verzögerten Start derzeit das beste und nutzt die Zeit für mehr Renovierungsarbeiten, als ursprünglich vorgesehen. Der Gastraum hat bereits einen neuen Fußboden erhalten; jetzt sind die Wände dran und bekommen einen frischen Anstrich. Neue Lampen hängen von der hölzernen Decke. Die alte Eckbank vor dem großen Panoramafenster ist weggeräumt und der Blick fällt nun ungestört hinaus in Richtung Flugplatz. Es sind maßvolle Modernisierungen der neuen Pächter, die dem Raum erkennbar gut tun, ohne ihn zu stark zu verändern. Der große, hölzerne Propellerflügel etwa, der seit Jahrzehnten über dem Tresen hängt und die Gaststätte als Fliegerkneipe auszeichnet, bleibt an seinem Platz. „Das ist etwas, dass kann und möchte man gar nicht verändern“, sagt Michael Mamok.
Live-Musik und kleine Konzerte
Sobald Gastronomiebetriebe wieder öffnen dürfen, wollen die neuen Pächter auch loslegen; auch wenn sie in der Gaststube weniger Tische aufstellen müssten, um Abstandsregeln einzuhalten. „Normalerweise ist für 60 Personen Platz“, erklärt Michael Mamok.
Die Lindberg-Stube, ein Nebenraum für Gesellschaften oder Vereinsversammlungen, soll auch noch modernisiert werden, aber dennoch „gemütlich bleiben“, wie Michael Mamok und seine Jule betonen. Zusätzlich zur Außenterrasse möchten die neuen Pächter noch einen Biergarten auf der Wiese vor der Gaststätte aufbauen. Und später, wenn der Betrieb richtig angelaufen ist, können sich die Pächter auch „Live-Musik und kleine Konzerte“ vorstellen.
Das ist im Moment aber noch Zukunftsmusik. Wie der gesamte gastronomische Betrieb. Was bisher schon geht: Ein Verkauf aus dem Fenster heraus; das hat die Stadt Iserlohn als zuständige Ordnungsbehörde genehmigt. Und die Möglichkeit wird von etlichen Ausflüglern und Wanderern bereits gerne angenommen: Sie kommen so immerhin an einen Becher Kaffee oder eine Erfrischung.
Bodenständige, westfälische Küche
Für die Ausflugsgaststätte kündigen Michael Mamok und seine Partnerin eine „bodenständige, westfälische Küche an, alles frisch zubereitet“. Die Speisekarte soll übersichtlich bleiben: „Sülze, natürlich Schnitzel, Pfefferpotthast und das alles hausgemacht“, zählen die neuen Pächter als Beispiele auf; die Speisen soll es auch im Außer-Haus-Verkauf geben. Ihre Gaststätte soll donnerstags bis sonntags von 11 bis 21 Uhr geöffnet sein; Montag ist Ruhetag und dienstags und mittwochs nachmittags wollen sie Kaffee und Kuchen anbieten.
Wanderer, Mountainbiker und Ausflugsgäste
Von dem Lokal, das wahrscheinlich die höchstgelegene Ausflugsgaststätte in der näheren Umgebung sein dürfte – am Aussichtspunkt hinter dem Flugplatz gibt eine Panoramaerklärungskarte die Höhenlage mit 470 Metern an – , sind die neuen Pächter überzeugt. „Wandern ist nichts mehr nur für Ältere und dazu kommen noch die Mountainbiker“, zählen Michael Mamok und Jule auf; außerdem sind da noch die Ausflugsgäste, die sogar aus dem Ruhrgebiet zum Hegenscheid kommen.
Ihre ersten gastronomischen Erfahrungen haben die beiden in der Führung eines Sportvereinsheims gesammelt. Jetzt haben sie „allen Mut zusammen genommen“, wie sie es ausdrücken, und sich den Traum vom eigenen Lokal erfüllt. Und warten darauf, dass sie endlich das tun können, was die Motor- und Segelflieger nebenan am Flugplatz derzeit auch nicht dürfen: endlich durchzustarten.