Iserlohn/Düsseldorf. Die NRW-Landesregierung will die Corona-Schutzverordnungen durchforsten und die Vorgaben vereinheitlichen. Dazu kommt das Kabinett zu einer zweitägigen Klausurtagung zusammen. Das kündigte Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) am Montag (21. September) bei einem Besuch des Parktheaters in Iserlohn an.
„Die erste Corona-Schutzverordnung ist aus dem März, vom Anfang der Pandemie. Da waren wir sehr vorsichtig. Wir wollen jetzt die Erfahrungen nach einem halben Jahr auswerten“, erklärte Ministerpräsident Laschet auf Nachfrage von LOKALSTIMME.DE zu der Klausurtagung am Dienstag und Mittwoch (22./23. September). Dabei gehe es um eine Überprüfung der bisherigen Vorgaben wie auch um eine mögliche Vereinheitlichung – bis hin zu einer letztlich gültigen Verordnung, die die bisherigen Regelungen zusammenführt, denn: „Mit jeder neuen Verordnung ist es komplizierter geworden“, erklärte Laschet.
„Klarheit für Martinsumzüge“
„Wir brauchen Klarheit für die Martinsumzüge und wir wollen Weihnachtsmärkte ermöglichen“, nannte der Regierungschef als aktuelle Ansatzpunkte. Außerdem sollen die Vorgaben angepasst werden: „Wir wollen schauen, was ist für Geschäfte notwendig, was im Sport und was bei den Kulturbetrieben“, sagte der CDU-Politiker gegenüber LOKALSTIMME.DE.
Corona und Kultur: Das war auch der Anlass, der den NRW-Ministerpräsidenten auf die Iserlohner Alexanderhöhe geführt hatte – ins Parktheater der Waldstadt. Der Chef des Hauses, Johannes-Josef („Jojo“) Jostmann, schilderte dem CDU-Politiker, was Kulturbetriebe wie das Iserlohner Programmtheater unter Corona-Bedingungen leisten müssen und was sie noch leisten können.
Herausforderung für Kulturbetriebe
830 Besucher/innen bietet das Parktheater im Großen Saal Platz, wenn es ausverkauft ist, und das ist nach den Ausführungen von Jostmann glücklicherweise häufig der Fall. „523 Plätze dürfen wir derzeit belegen“, zeigte Jostmann dem Ministerpräsidenten konkret die Folgen der Pandemie, die Corona auch für Spielstätten zu einer Herausforderung machen. „1,4 Millionen Euro an Einnahmen aus Kartenverkauf, aber auch aus Vermietungen der Räume“ erwartet die Stadt Iserlohn als Trägerin des Hauses im laufenden Haushaltsjahr. Eine Summe, die das Parktheater nicht annähernd erbringen kann. Trotz einer „Vertrauensoffensive“, die das Haus gestartet habe, um möglichen Besuchern die Sorge vor einer Ansteckung zu nehmen, so Jostmann.
Zu den vertrauensbildenden Maßnahmen gehören eine ganze Reihe von Schutzregelungen. Etwa die Abholung der Besucher aus dem Foyer und die Begleitung zu ihren Sitzplätzen im Saal auf einer klaren Wegeführung. Oder die „professionelle Lüftungsanlage, die die Luft nicht nur umwälzt, sondern auch Aerosole herausfiltert“. Oder „das antivirale Kupferklebeband auf den Türklinken“. Und natürlich die reduzierte Besucherzahl. Das alles kostet Geld und bringt weniger Einnahmen.
Trennsegel zwischen Sitzen im Großen Saal
Dass zwischen den Paar- und Einzelsitzen im Großen Saal Trennsegel aus durchsichtigem Kunststoff montiert sind, erlebt der Ministerpräsident direkt. Von Parktheater-Mitarbeiterin Regina Hollmann zu seinem zugewiesenen Sitzplatz – natürlich in der ersten Reihe – begleitet, trennt das Segel Laschet von Eva Kirchhoff, der CDU-Bürgermeisterkandidatin für Iserlohn, auf seiner rechten Seite. Ein paar Sitze weiter hat Marco Voge, Landratskandidat der CDU, Platz genommen, noch ein Stück weiter der CDU-Landtagsabgeordnete Thorsten Schick. In der zweiten Reihe, schräg hinter dem Ministerpräsidenten, sitzt der Generalsekretär der Bundes-CDU, Paul Ziemiak, für den der Termin im Parktheater praktisch ein Heimspiel ist.
Das Parktheater bietet sogar Führungen an, in denen das Hygienekonzept des Hauses Interessierten vorgestellt wird, um sie aufzuklären und ihnen einen Besuch trotz Corona-Pandemie ans Herz zu legen, erzählt Jostmann weiter. Zum Sicherheitskonzept gehört übrigens auch, „dass es keine Pausen gibt“, wie Johannes-Josef Jostmann erklärt – sehr zum Leidwesen des Theaterchefs: „Die Begegnungen in der Pause, die Gespräche – das alles fehlt doch sehr“, urteilt der Kulturmanager.
Wunsch nach Pausen und Begegnungen
„Ich finde es gut, dass sie wieder geöffnet haben“, lobt Ministerpräsident und nutzt die Gelegenheit vor der Klausurtagung zur Nachfrage: „Was ist aus ihrer Sicht für Kultureinrichtungen wie ihre wichtig?“, spricht Laschet Jostmann direkt an. Und der wünscht sich, dass „Pausen, mit Begegnungen und Getränkeausschank wieder möglich werden“. „Haben sie Überbrückungsgelder beantragt“, erkundigt sich der NRW-Regierungschef weiter und kann aus Jostmanns Antwort erkennen, dass die Systematik, welcher Fonds für welchen Betrieb und welchen Ausfall da ist, offenbar als sehr unübersichtlich empfunden wird. Oder die notwendigen Informationen fehlen.
„Die letzten Monate haben gezeigt, wie wichtig Kultur ist“, zeigt CDU-Landratskandidat Marco Voge (Balve) auf und lobt, was das Parktheater mit seinen Mitarbeitern auf die Beine stellt. Und Iserlohns CDU-Bürgermeisterkandidatin, die wie Voge am Sonntag (27. September) die Stichwahl gewinnen will, stellt die Bedeutung des Parktheaters „als Leuchtturm in der Region“ und als wichtigen Bestandteil in der Stadtentwicklung heraus.
Diese Eindrücke verspricht der NRW-Ministerpräsident am Ende seines Besuchs in der Waldstadt mitzunehmen in die Klausurtagung des Kabinetts.