Altena. „Wir sind spät dran“, stellt Hauptmann Klaus Hesse am Freitagmorgen (09. Juni) im Bungern zurecht fest: Mit gut einer halben Stunde hing der Zeitplan am zweiten Tag des Schützenfestes schon zu Beginn – was an einem kuriosen Missverständnis lag. Dennoch, so viel Zeit musste sein: für die Auszeichnung langjähriger Mitglieder der Friedrich-Wilhelms-Gesellschaft und für die Ehrung eines verdienten Vorstandsmitglieds. Seit Freitagmorgen ist auch Rendant Ulrich Wirthsmann aus der Kompanie Kelleramt zum Ehrenscheffen ernannt.
Wirthsmann, Schützenkönig von 1994, zuvor Zugführer, ist „erst der dritte Rendant der FWG seit der Wiedergründung 1950 und hütet seit 26 Jahren die Kasse“, stellte Hesse als Verdienst seines Vorstandskollegen heraus, und zählte weiter auf: „Er ist nicht nur Rendant, er kümmert sich auch um Orden, Abzeichen, die Königinkrone, um Listen und Namen“. Wirthsmann sei „die Enzyklopädie der Friedrich-Wilhelms-Gesellschaft“. Darauf stieß Hesse zunächst mit Wirthsmann mit einem Pils an – ehe er den Rendanten zum Ehrenscheffen ernannte. Und weil sich der Geehrte ja um die Beschaffung der Orden kümmert und deshalb nicht eingeweiht werden konnte, damit die Überraschung perfekt bleibt, gab es einen „Ersatzorden“ als Übergang: ein laminiertes DIN-A-Blatt zum Umhängen mit der Aufschrift „Ich bin Ehrenscheffe“.
Seine Ansprache nutzte Hesse traditionell um die Entwicklung seit dem vergangenen Fest 2018 zu beleuchten und zählte die Corona-Pandemie, die Flutkatastrophe vom Juli 2021, den Krieg um die Ukraine samt Inflation und die „Brücken-Odyssee“ in und um Altena auf: „Es gibt viele Dinge, mit denen wir uns rumschlagen mussten“. Deshalb sei das Motto des Schützenfestes umso wichtiger, „frei von den Sorgen des Alltags zu feiern“.
Hesse stellte auch die Leistung der FWG, seiner Schützen und Kränzebinderinnen heraus. „Nennt mir einen Verein oder eine Gesellschaft, die zwischen dem 4. Februar und 11. Juni mehr als 100 Veranstaltungen in 14 Lokalen anbietet!“, formulierte Hesse und rechnete vor: Innerhalb von vier Monaten habe die FWG durchschnittlich die Hälfte der Bevölkerung von Altena „mit Grün-weiß versorgt“. Das mache der Schützengesellschaft „keiner nach, nicht in Lüdenscheid und Iserlohn, nicht in Köln und Düsseldorf“.
Im Bungern erhielten die Schützen der FWG ihre Pott-Jost-Medaillen für 70, 60 und 50 Jahre Mitgliedschaft; außerdem wurde den verstorbenen Mitgliedern gedacht.
Vor dem Beginn des Königsschießens, der ein Wettbewerb ist, entwaffneten sich die Altenaer Schützen traditionell selbst und warfen die Äste, die die Gewehre aus den Anfängen der Schützen als Verteidiger der Stadt symbolisieren, in die Lenne. Dabei gab es beim Ausmarsch aus dem Bungern eine kleine Panne: Der erste Spielmannszug mit der Fahnengruppe bog in die falsche Richtung, nämlich zum Festzelt, ab – mit einer Wendung war das Abbiegeproblem schnell gelöst.
Jedenfalls schneller, als die Ursache für den verspäteten Frühstart: Die Kompanie Rahmede traf erst gegen 7.30 Uhr und damit mit einer halben Stunde Verspätung im Bungern ein. Der Grund: Die Musiker des Spielmannszugs hatten am Donnerstagabend ihre Instrumente bei Nielsen in der Freiheitstraße eingelagert. Dort ließ der Busfahrer die Musiker auch aussteigen – und fuhr fälschlicherweise davon. Also mussten die Spielmannsleute zu Fuß den Weg in die Rahmede zum Sammelpunkt der Kompanie antreten… (CMz)