Altena/Nachrodt. Unmengen von Regen haben im Stadtgebiet von Altena und Nachrodt in der Nacht zahlreiche Straßen überflutet und zu einem Ausnahmezustand geführt: Derzeit gibt es durchs Lennetal keine Verbindung nach Nachrodt. Auch in Richtung Werdohl ist die B 236 gesperrt. Der Bahnverkehr ist eingestellt, denn die Bahnlinie ist in Einsal überspült. Der Busverkehr ist zumindest in der Altenaer Innenstadt weitgehend lahmgelegt. – Und die Situation bleibt angespannt.
+++ Update 14.10 Uhr +++:
Die Feuerwehr Altena wendet sich mit einem dringenden Appell an die Öffentlichkeit: „Bleiben Sie zu Hause! Blockieren Sie bitte keine Verkehrswege. Helfen Sie sich selbst! Wenige Zentimeter Wasser in einem Keller sind kein Einsatzgrund für die Feuerwehr.“ Derzeit gehe es um die Abwehr von unmittelbaren Gefahren. Feuerwehr, Technisches Hilfswerk (THW), Rotes Kreuz (DRK) und Polizei sind weiterhin im Dauereinsatz; die Feuerwehr wird mittlerweile auch von der Werkfeuerwehr VDM Metals und durch Einheiten aus anderen Städten des Märkischen Kreises unterstützt.
+++ Update 12.55 Uhr +++:
Die Feuerwehr Altena ist inzwischen bei mehr als 70 Einsätzen, ausgelöst durch den Starkregen, die sie abgearbeitet hat – eine Ende ist aber noch nicht in Sicht. Aktuell ist sie auch in Dahle im Einsatz. Dort war vom Frei- und Hallenbad einen Chlorgasaustritt gemeldet. Dieser Verdacht hat sich nicht bestätigt – allerdings ist Wasser in den Technikraum eingedrungen und das Freibadgelände ist überschwemmt worden: Land unter im Freibad sozusagen.
An die Einsatzstelle in der Nette (Firma Nedschroef) ist Hilfe der Feuerwehr aus Hemer angefordert: Sie verfügt über spezielle Auffangbehälter. Bei Nedschroef ist Wasser in einen Öllagerkeller eingedrungen. „Die Situation ist unter Kontrolle und stabil“, sagt Feuerwehrsprecher Patrick Slatosch: Die Feuerwehr verhindere, dass gefährliche Stoffe auf- und weggespült würden.
+++ Update 10.10 Uhr+++:
Jetzt droht auch noch die Lenne über die Ufer zu treten. Die Polizei fordert mit Lautsprecherdurchsagen an der Lenneuferstraße die Halter und Fahrer auf, ihre geparkten Autos wegzufahren. Der Bauhof bereitet sich darauf vor, die Durchgänge von der Lenneuferstraße in die Fußgängerzone mit Holzbohlen abzudichten. Der Lennepegel hat die Hochwasserwarnmarke von 1,90 Meter überschritten; alleine zwischen 7 und 9 Uhr ist der Pegel um mehr als einen halben Meter angestiegen. „Der Wasserstand wird weiter steigen“, teilte ein Sprecher des Hochwasserwarndienstes des Bezirksregierung Arnsberg auf Nachfrage von LOKALSTIMME.DE mit: Mit einer Überflutung der Lenneuferstraße sei ziemlich sicher zu rechnen. Aktuell steht der Lennepegel bei 2,05 Meter. Und ein weiteres Regengebiet sei auf dem Weg.
+++ Update 8.50 Uhr+++:
Inzwischen ist auch das Technische Hilfswerk (THW) im Einsatz; die Helfer sind zum Grenningloher Weg in Altena ausgerückt: Dort ist die Straße offenbar teilweise abgerutscht.
Die Feuerwehr eilt derweil zu einem Industriebetrieb in der Nette: „Dort droht ein Ölkeller mit Wasser vollzulaufen“, berichtet Feuerwehrsprecher Patrick Slatosch. Seit heute Nacht hat die Feuerwehr rund 50 Einsätze abgearbeitet, die der Starkregen ausgelöst hat.
In Nachrodt hat ein Unternehmen damit begonnen, mit einem 28-Tonnen-Bagger die Geröllmassen auf der B 236 unterhalb des Bahnübergangs an der Helbecke wegzuschaufeln. Schotter und Geröll türmen sich mehrere Meter hoch auf; die Arbeiten dürften noch einige Zeit dauern. Das Geröll-Schlamm-Gemisch ist vom Kreinberger Weg, der in der Nacht einem reißenden Gebirgsbach ähnlich war, auf die Bundesstraße gespült worden.
+++ Update 8.05 Uhr+++:
Feuerwehr und Polizei sind seit dem frühen Morgen im Dauereinsatz. An vielen Stellen bleibt ihnen allerdings nicht viel mehr übrig, als ganze Straßenabschnitte zu sperren. Das Regenwasser hat Geröll, teilweise sogar kleine Felsbrocken und Schlamm mitgerissen. Die Polizei appelliert an alle Autofahrer, „besonders vorsichtig zu fahren“. Das ganze Ausmaß der Schäden wird vermutlich erst im Laufe des Tages zu erfassen sein.
Nach derzeitigem Stand sind laut Altenas Ordnungsamtschefin Ulrike Anweiler und der Polizei in Altena folgende Straßen gesperrt, weil unpassierbar:
- die Werdohler Straße in Richtung Werdohl ab Höhe Lennestein; die Sperrung wird auch von Werdohler Seite aus angekündigt,
- die Hagener Straße/B 236 in Richtung Nachrodt ab Höhe Abzweig Knerling; auch die Ausweichroute über den Alten Knerling funktioniert nicht, weil die Straße am Bahnübergang Helbecke überflutet ist,
- die Lüdenscheider Straße,
- der Markaner,
- der Brachtenbecker Weg,
- und die Buchholzstraße.
Auf der Lenneuferstraße „hat sich ein Mini-Hochwasser gebildet“, wie die Leiterin des Ordnungsamtes formulierte: Das Wasser kommt aber nicht etwa aus der Lenne, sondern fließt aus der Bachstraße kommend über den Markaner auf die Promenade. Die Uferstraße ist allerdings befahrbar.
Wie lange die Aufräumarbeiten noch dauern, ließe sich derzeit noch nicht sagen, erklärte Ordnungsamtsleiterin Anweiler. Unzählige Gullyeinläufe und Schächte müssen von Geröll, Ästen und Schlamm befreit werden.
Da auch die Busse in der Innenstadt nicht fahren und die Bahnverbindung unterbrochen ist, kam es am frühen Morgen zu teils chaotischen Situationen: Ratlose Gesichter bei Wartenden an Haltestellen und am Bahnhof – und Autofahrer, die die Sperrungen missachteten, um sich trotzdem einen Weg zum Arbeitsplatz zu bahnen. Selbst ordnend eingreifende Mitarbeiter vom Bauhof wurden teils ignoriert.
Allerdings war es keine gute Idee, die Fahrt durch die überspülten Straßen zu wagen. Am Brachtenbecker Weg blieb der junge Fahrer eines Paketdienstes mit seinem Sprinter in den braunen Wassermassen stecken – der Motor war wohl abgesoffen.
Auch etliche Keller sind im Altenaer Stadtgebiet voll gelaufen; besonders betroffen waren u. a. Häuser am Grenningloher Weg. An der Lüdenscheider Straße hat es einen Handwerksbetrieb erwischt: Das Wasser rauschte vom Berg an der Rückseite durch das Gebäude und an der Vorderseite wieder heraus. Weil eine 10-Kilovolt-Trafostation drohte, unterspült zu werden, musste der Strom abgeschaltet werden.
Auch der städtische Bauhof in der Brachtenbecke ist betroffen: Vom Kammersiepen aus schoss das Wasser über den Hof und durch das Salzlager – und hat wohl jede Menge Geröll mitgetragen.
An verschiedenen Stellen ist es zu kleinen Erd- oder Hangrutschen gekommen: an der Werdohler Straße und am Buchholz. An der Buchholzstraße sammelte sich der Schlamm vor einer Haustür so hoch, dass sie sich nicht mehr öffnen ließ.
Der Bahnverkehr ist zwischen Hagen-Hohenlimburg und Werdohl eingestellt: In Hohenlimburg ist der Bahnhof überflutet und in Nachrodt-Einsal sind die Gleise über- bzw. unterspült. Aus dem Kreinberger Weg schossen Wassermassen zu Tal, über den Bahnübergang an der Helbecke und haben auf der B 236 einen Berg an Geröll und Massen an Schlamm hinterlassen.
+++ Erstbericht, 3.15 Uhr +++:
Altena/Nachrodt. Straßen, die sich in Sturzbäche verwandeln. Plätze, die zu Seen werden. Die ergiebigen und anhaltenden Regenfälle haben in der Nacht zu Mittwoch (14. Juli) auch in Altena und Nachrodt zu zahlreichen Überschwemmungen geführt. Auch die B236 ist betroffen und ab dem Abzweig zum Knerling auf Altenaer Seite komplett gesperrt.
An mehreren Stellen im Stadtgebiet beider Kommunen sind Feuerwehr und Polizei im Einsatz; um 2.39 Uhr sind über stillen Alarm in Altena vorsorglich alle Einheiten der Freiwilligen Feuerwehr in die Gerätehäuser geholt worden.
Überschwemmungen werden in Altena vom Busbahnhof am Markaner, aus der Nette und der Brachtenbecke gemeldet.
Über die Fahrbahn des Brachtenbecker Wegs strömt schmutzig-braunes Wasser auf die Hagener Straße/B 236 und weiter in die Lenne; das Wasser kommt vermutlich aus dem Kammersiepen – der Bach ist über die Ufer getreten. Der Parkplatz an der Kreuzung von Brachtenbecke und B 236, auf dem die Post ihre Flotte der Elektroautos abstellt, ist ebenfalls überflutet. Das Wasser hat sogar dicke Äste mitgerissen.
Auch in Nachrodt ist die B 236 in Höhe Einsal gesperrt; auch dort steht die Fahrbahn unter Wasser.
Wie lange die Bundesstraße gesperrt bleibt, ist derzeit „noch nicht abzusehen“, so ein Polizeisprecher auf Nachfrage von LOKALSTIMME.DE. Die Fahrbahn sei auf „400 bis 500 Meter überflutet“, zum Teil stehe das Wasser bis zu 30 Zentimeter hoch auf der Straße.
Autofahrer, die in der Nacht oder am frühen Morgen unterwegs sind, sollten besonders achtsam fahren: Der Regen hat an etlichen Stellen Geröll und Äste mitgerissen und auf die Straßen gespült.
Auch in mehreren Gebäude ist Wasser eingedrungen und hat Keller geflutet: in Altena u. a. in der Nette, in Nachrodt am Hallenscheid. (CMz/BB)