Altena. Das zu Ende gehende Jahr war für Vereine wie auch für Vereinsmitglieder schwierig: Veranstaltungen gab es kaum. Gerade in der Vorweihnachtszeit sind wegen der Corona-Auflagen viele, schon traditionelle Feiern ausgefallen. Mit Kreativität, Einsatz und Digitalisierung haben die Schützen der Züge 3 und 4 der Kompanie Kelleramt darauf reagiert.
Das Jahr 2020 ist für Vereine und Gastronomen eine Katastrophe. Veranstaltungen und Treffen mit größeren Personengruppen mussten abgesagt werden. „Das ist nicht nur finanziell oft ein Problem, auch das Sozialleben ist für viele Menschen auf ein Minimum reduziert“, stellen die Schützen der Friedrich-Wilhelms-Gesellschaft treffend fest.
Auch Altenas Schützengesellschaft ist betroffen: Das Schützenfest wurde verschoben und auch sonst fanden dieses Jahr keine Veranstaltungen statt. So stand auch das traditionelle jährliche Grünkohlessen der Züge 3 und 4 der Kompanie Kelleramt kurz vor der Absage.
„Eines Abends rief mich Florian Moldenhauer an und erzählte mir von seiner Idee, den Grünkohl zu unseren Schützen und Kränzebinderinnen nach Hause zu liefern. Die Idee fanden Zugspieß Daniel Leiendecker und ich sofort klasse“ berichtet Jan Radix, einer der beiden Zugführer der Züge 3 und 4. Florian Moldenhauer ist der zweite Zugführer; beruflich zog es ihn vor einigen Jahren nach Ingolstadt, wo er heute mit seiner Familie lebt, aber enge Kontakte in seine Heimatstadt pflegt.
„Als Jan und Daniel mir von der Idee erzählten, war ich sofort begeistert“, erzählt Patrick Hochstein, Eigentümer des Gasthauses Pilling in der Nette. „Die Planung war alles andere als einfach. Wir mussten uns ein Konzept überlegen, das den Hygieneregeln entspricht und trotzdem gewährleistet, dass alle ihr Essen heiß auf den Tisch bekommen“, blickt Spieß Daniel Leiendecker auf die Planungen zurück.
Jan Radix erzählt weiter: „Auch das Rahmenprogramm durfte nicht zu kurz kommen. Wir haben ja schließlich Mitglieder, die in Köln oder Frankfurt wohnen. Die konnten wir ja leider nicht von Altena aus mit Grünkohl beliefern“.
“Um Punkt 17 Uhr ging es unter dem Motto ,Gemeinsam für sich‘ los. Pilling-Wirt Patrick Hochstein hatte seinen ,Schnitzelflitzer‘ kurzerhand zum ,Grünkohltaxi‘ umgebaut. Mit Warmhaltebehältern ging es auf die vorgeplante Route quer durch Altena und sogar bis nach Nachrodt-Wiblingwerde. Über 70 Essen wurden in drei Stunden ausgeliefert. Oft gepaart mit einer kleinen Überraschung für das Lieferteam: ,Wir wurden überall voller Freude mit Schützenmütze, teilweise mit Musik oder grün-weißen Fahnen empfangen. Sogar selbstgebackene Kekse und Dankeskarten haben wir bekommen“ erzählt Jan Radix nicht ohne Stolz auf „seine“ Schützen und Kränzebinderinnen. „Die Mitglieder konnten vorher aus verschiedenen Gerichten wählen und haben schon vorab bezahlt, so dass wir die Essensübergabe so kurz wie möglich und konform zu den Corona-Bestimmungen halten konnten“ berichtet Daniel Leiendecker.
Während der Auslieferung ging dann auch schon das Rahmenprogramm los. Aus Ingolstadt moderierte Florian Moldenhauer eine Zoom-Konferenz, „bei der gelacht, gesungen und sogar das Knickebein-Lied angestimmt wurde. Selbst das im Kelleramt berüchtigte ,Panikorchester‘ ist aufgetreten“, so Jan Radix. Hier konnten auch die Mitglieder aus der Ferne teilnehmen, die sich selbst mit Grünkohl versorgen mussten, aber genauso kreativ waren, wie die Schützen in Altena.
Zu späterer Stunde war dem Lieferteam die Erleichterung über den reibungslosen Ablauf deutlich anzumerken.
„Ich bin von der Resonanz und der Reaktion der Leute überwältigt und freue mich, dass die Sache so gut geklappt hat“ sagte Zugführer Jan Radix am Ende des Abends. Nicht nur die beiden Zugführer und der Spieß waren am Ende des Abends erschöpft, aber zufrieden. Auch Pilling-Wirt Patrick Hochstein war glücklich über den Verlauf des Abends und übermittelte später via Zoom und WhatsApp allen Schützen und ihren Familien seinen Dank für die Unterstützung in dieser ungewöhnlichen Zeit.