Altena. Das Apollo Service Kino in Altena kann heute (8. Februar 2024) auf eine 100-jährige Geschichte zurückblicken. Inhaberin Nicole Güldner und ihr Team schauen stolz und glücklich auf die Vergangenheit. Und: Die Zukunft steht auch schon in den Startlöchern.
„Wir schreiben Kinogeschichte“, ist in der neuen Getränke- und Speisekarte des Apollo Service Kinos zu lesen. Die Besucher aus nah und fern finden darin einen, in Stichpunkten aufgeführten Rückblick auf die vergangenen 100 Jahre des außergewöhnlichen Kinos in diesem außergewöhnlichen Haus, das mitten auf der Nettestraße in Altena steht.
Angefangen hat alles 1919, als der Opa von Nicole Güldner, Wilhelm von der Brake, die Schanklizenz erwarb. Am 18. Oktober 1919 eröffnete er zunächst in dem neu errichteten Gebäude an der Nettestraße die Gaststätte „Zum Holländer“. Zwei Jahre später folgte die Genehmigung, zweimal pro Woche Lichtbildervorstellungen zu veranstalten. „Und zwar im Tanzsaal, denn das war damals der eigentliche Zweck des oberen Saales“, berichtet Güldner. Die Gäste hätten sich damals ihr Getränk und „vielleicht noch eine Frikadelle“ aus der Kneipe im Erdgeschoss mit nach oben genommen, um die Filmvorführung zu erleben.
Am 8. Februar 1924 folgte dann die Geburtsstunde des Kinos: Mit dem Film „Stanley im dunkelsten Afrika“ eröffnete der „Lichtspielpalast“ und somit das Kino in der Nette offiziell. Es folgten die Herrschaft der Nationalsozialisten und der Zweite Weltkrieg. Das Kino überlebte all das und erhielt zum 25-jährigen Jubiläum einen neuen Namen: Apollo Theater.
Christel von der Brake wird als erste Frau Filmvorführerin
Wie heute die Güldners, wohnte schon die Familie von der Brake in den oberen Stockwerken über Kneipe und Kino. Und so wuchs die Tochter von Wilhelm und Else von der Brake, Christel, damit auf. Als sie 16 Jahre alt war, begann sie im Kino mitzuarbeiten: Eintrittskarten abreißen, Sitzplätze zuweisen, für Ordnung und Sauberkeit sorgen. Aber sie wollte mehr als das und machte die Ausbildung zur Filmvorführerin, die sie 1955 als erste Frau mit Erfolg bestand. Und 1957 ließ die Familie das Kino im großen Stil umbauen.
Ganz vorne war die „Holzklasse“
Im Kinosaal, der über eine steile Treppe zu erreichen war und immer noch ist , gab es fortan ganz hinten die Loge. „Da waren die Holzstühle mit Federn gepolstert und mit Cordstoff überzogen“, beschreibt Nicole Güldner den damaligen Komfort. Weiter gab es das 1. Parkett, bestehend aus Holzstühlen nur mit Cordbezug, eben solche gab es auf dem Balkon, der über eine kleine Treppe zu erreichen war, und ganz vorne an der Leinwand gab es dann mit der „Holzklasse“ die günstigsten Plätze. Wie Nicole Güldner, erinnern sich daran sicherlich viele Altenaer und Altenaerinnen, die in den 60er- und 70er-Jahren aufgewachsen sind.
Nicole Güldner leitet eine neue Ära ein
1994 begann dann eine neue Ära im Kino in der Nette: Nicole Güldner, die die Kinoluft seit ihrer Geburt eingeatmet hatte, übernahm das Ruder und aus dem Apollo Theater wurde das Apollo Service Kino. Seitdem ist die heute 57-Jährige mit Herzblut dabei, hat immer wieder umgebaut und modernisiert. Heute bespielt sie zwei Kinosäle mit digitalen Projektoren und Soundanlagen nach Maß. „Unsere Gäste feiern unsere tolle Bild- und Tonqualität“, berichtet die Kino-Inhaberin voller Stolz.
Nach der Corona-Pandemie wieder 34.000 Kino-Besucher
Und die Kino-Besucher sitzen heute überall in bequemen Sesseln, genießen dabei Beinfreiheit und können per Knopfdruck Getränke und Snacks bestellen. Nicht umsonst gewinnt das Altenaer Kino immer wieder tolle Preise und gehört bereits seit mehreren Jahren zur Top Ten der beliebtesten Kinos in Deutschland. Das Einzugsgebiet ist mittlerweile sehr groß, reicht von Altena über den gesamten Märkischen Kreis bis hinein ins Ruhrgebiet, bis ins Siegerland und bis an den Rhein. Waren es früher rund 18.000 Besucher pro Jahr, wurden 2019 etwa 40.000 Menschen im Apollo Service Kino willkommen geheißen. Dann kam Corona und die Besucherzahlen gingen wegen der Lockdowns und der Pandemievorschriften zurück. Aber jetzt geht es wieder deutlich bergauf: Nicole Güldner zählte im vergangenen Jahr rund 34.000 Kino-Gäste.
Eine 7-Tage-Arbeitswoche ist für die 57-Jährige reine Gewohnheit. Aber sie empfinde es gar nicht als Arbeit, sagt Nicole Güldner. „Es macht mir großen Spaß.“ Und genau so sieht es auch ihr Team. „Für alle, die hier arbeiten, ist das Kino und das Bedienen der Gäste Leidenschaft“, weiß Güldner. Und das bestätigt Alexander Hollstein. Seit seinem 16. Lebensjahr arbeitet der 24-jährige Altenaer im Apollo Service Kino. Er liebe einfach den Umgang mit den Gästen. „Sie zu bedienen und bei vielen bereits zu wissen, was sie bevorzugen, das macht mir große Freude“, beschreibt der junge Mann seine Motivation. Und nebenbei lerne er immer die neuesten Filme kennen.
Die Zukunft steht schon in den Startlöchern
Zusammen mit seiner Chefin verrät er, dass er irgendwann das Kino an der Nettestraße übernehmen wird. Für Nicole Güldner ist das ein tolles Gefühl: „Es ist schön für mich zu wissen, dass es weitergeht“, sagt sie, die allerdings noch ein paar Jahre weitermachen wird. „Ich habe noch so viele Ideen.“ Die neueste wird bald umgesetzt: Das Apollo Deluxe im Erdgeschoss wird umgebaut. Und zwar so, dass die Gäste es kaum wiedererkennen werden. Güldner verspricht: „Es wird toll. Und: Elvis bleibt auf jeden Fall an der Wand.“