Altena. Der Deutsche Buchpreis ist die vielleicht renommierteste Auszeichnung im deutschen Literaturbetrieb. Lena Schätte, Autorin aus Altena, hat es mit ihrem neuen Buch auf die Kandidaten-Liste geschafft. Das passt in ihre aktuelle Erfolgssträhne.
Sie ist zurzeit in der Literaturwelt in aller Munde. Das Telefon steht nicht still, tagsüber gibt sie Interviewtermine und abends Lesungen in ganz Deutschland. Die Rede ist von Schriftstellerin Lena Schätte aus Altena, die gerade ihr zweites im S. Fischer Verlag erschienenes Buch geschrieben hat: „Das Schwarz an den Händen meines Vaters“. Es ist ein bewegender Roman über das Aufwachsen mit einem alkoholkranken Vater in einer Familie, die in den sogenannten einfachen Verhältnissen lebt und die zugleich, wenn es darauf ankommt, zusammenhält.
Seit das packende Buch im Frühjahr 2025 erschienen ist, geht es steil durch die Decke. Ein aktuelles Ereignis krönt das Ganze jetzt in besonderem Maße. „Als das Handy mit Nummer meines Verlags klingelte, stand ich gerade bei Edeka an der Supermarktkasse und habe mich erstmal tierisch erschrocken, weil normalerweise alles eher per E-Mail kommuniziert wird“, erzählt die Autorin im Gespräch mit LOKALSTIMME. Als ihr Lektor ihr dann sagte, dass gerade die „Longlist des Deutschen Buchpreises“ veröffentlicht worden sei und ihr Buch darauf stehe, entfuhr ihr zunächst ein spontanes „Ach du Scheiße“. „Ich habe erstmal 20 Minuten auf dem Rand meines Kofferraums auf dem Parkplatz gesessen und musste das erstmal verdauen“, so die Autorin, „unter so vielen tollen Titeln und Autoren mit dabei zu sein, ist für mich schon eine große Ehre.“
Deutscher Buchpreis mit 25.000 Euro dotiert
Der mit 25.000 Euro dotierte renommierte Deutsche Buchpreis zählt mit der jährlichen Verleihung auf der Frankfurter Buchmesse zu den bedeutendsten Autorenauszeichnungen auf dem deutschsprachigen Buchmarkt. Die „Longlist“ ist dabei die erste Auswahlstufe für den Preis. Jährlich wählt eine Jury aus den Einreichungen 20 Titel aus, die es auf diese Liste schaffen. Im nächsten Schritt wird dann die Shortlist mit sechs Finalisten ermittelt, von denen schließlich der Gewinner gekürt wird. Allein die Nominierung für die Longlist gilt als große Auszeichnung und steigert die Aufmerksamkeit für das jeweilige Werk erheblich.
Bevor am 16. September die mit Spannung erwartete Shortlist verkündet wird, geht es für Lena Schätte noch mit einigen Lesungen auf die Reise quer durch die Republik. Als besonderer Höhepunkt steht zudem am 2. September der „Große Longlist-Abend“ im Hamburger Literaturhaus auf dem Programm, an dem nominierte Autorinnen und Autoren mit Lesungen ihre Werke noch einmal persönlich vorstellen.
Vom Halbtags-Schreiben zur Vollzeitschriftstellerin
Dass die in Altena lebende 32-Jährige schon früh das Schreiben für sich als innere Kraft entdeckte, zeigt sich darin, dass sie bereits im Grundschulalter über Tagebücher, Gedichte bis zu Kurzgeschichten alles zu Papier brachte, was sie bewegte. Bereits in jungen Jahren habe sie sich zunächst erfolglos bei diversen Verlagen und Literaturwettbewerben immer wieder beworben. Mit 18 Jahren debütierte sie mit ihrem ersten im Marlon Verlag erschienenen Roman, „Ruhrpottliebe“. 2020 nahm die gelernte Psychiatriekrankenschwester ein Studium am Deutschen Literaturinstitut Leipzig auf, das sie mit dem Bachelor of Arts Literarisches Schreiben abschloss.
„Es ist gerade eine aufregende Zeit und ich bin glücklich darüber, wie sich alles entwickelt hat“, erzählt die Autorin. Denn bis vor Kurzem habe sie ein hartes Doppelleben zwischen Halbtagsjob als Krankenschwester und Halbtagsschreiben gelebt, was irgendwann nicht mehr händelbar gewesen sei. „Seit dem 1. August bin ich nun Vollzeitschriftstellerin, dafür bin ich echt dankbar.“
Schreiben ist wie tägliches Zähneputzen
Einen großen Anteil am Erfolg des neuen autofiktionalen Romans hat vor allem der besondere Schreibstil, den sich Lena Schätte über die Jahre hinweg irgendwo zwischen Handwerk und inspirativem Schreiben hart erarbeitet hat. Ihre persönliche Handschrift ist dabei schonungslos und direkt, beinahe wie ein innerer Monolog im Telegrammstil, dessen Sätze im Stakkato direkt vom Kopf auf das Papier geworfen zu sein scheinen und den Leser mit emotionaler Wucht nicht mehr loslassen wollen.
Mit der Freude über den Erfolg und die Nominierung für die Longlist des Deutschen Buchpreises gehe auch die Vorfreude einher, die anderen nominierten Autorinnen und Autoren beim „Großen Longlistabend“ in Hamburg kennenzulernen. Und obwohl der Terminplan gerade prallgefüllt ist, findet die Schriftstellerin, die aktuell bereits an ihrem dritten Roman arbeitet, immer noch genug Zeit und Muße für die geliebte Passion, wie sie abschließend betont: „Das Schreiben ist wie tägliches Zähneputzen, es gehört einfach dazu.“ (von Nina Tripp)