Märkischer Kreis. Im Märkischen Kreis ist ein seltener Naturnachweis gelungen: Ein Luchs wurde im Kreisgebiet dokumentiert. Das Landesamt für Natur, Umwelt und Klima Nordrhein-Westfalen (LANUK) bestätigte jetzt Fotofallen-Aufnahmen, die das Tier am 3. November im südlichen Märkischen Kreis zeigen.
Nach Einschätzung von Experten aus angrenzenden Bundesländern handelt es sich um ein männliches Jungtier (Kuder) aus dem hessischen Reinhardswald. Die Mutter ist als Luchsweibchen aus dem Solling (Weserbergland) und dem Reinhardswald bekannt. Die Sichtung im Märkischen Kreis gilt als weiterer wichtiger Baustein im landesweiten Monitoring der streng geschützten Art.
Aufmerksame Bürgerin meldet Beobachtung
Gemeldet wurde die Beobachtung von einer aufmerksamen Bürgerin. Die Untere Naturschutzbehörde (UNB) des Märkischen Kreises nahm den Hinweis umgehend auf, prüfte ihn fachlich und leitete die Informationen an das LANUK weiter. Ziel ist es, die landesweite Erfassung der Luchspopulation zu verbessern und Wanderbewegungen einzelner Tiere nachvollziehbar zu machen. „Solche Hinweise aus der Bevölkerung sind für den Artenschutz von großer Bedeutung. Sie helfen, die Ausbreitung des Luchses sachlich zu dokumentieren und fundierte Erkenntnisse zu gewinnen“, betont die Untere Naturschutzbehörde des Märkischen Kreises.
Individuelle Flecken kennzeichnen das Tier
Im Gegensatz zum Wolfsmonitoring sind für die Identifizierung einzelner Luchse nicht zwingend DNA-Proben erforderlich. Jeder Luchs besitzt eine individuelle Fleckenzeichnung in Größe und Anordnung. Hochwertige Fotofallen-Aufnahmen – idealerweise vollständig und von der Seite – können daher ausreichen, um ein Individuum eindeutig zu bestimmen. Besonders aussagekräftig sind Bilder beider Körperseiten.
Streng geschützt – selten in NRW
Der Luchs steht in Deutschland unter strengem gesetzlichen Schutz. Er ist nach dem Bundesnaturschutzgesetz und der Bundesartenschutzverordnung besonders geschützt und wird zudem durch internationale Abkommen wie die Berner Konvention und das Washingtoner Artenschutzübereinkommen (CITES) gesichert. Jegliche Verfolgung, der Fang oder die Tötung der Tiere sowie Störungen ihrer Lebensräume sind verboten.
In Deutschland galt der Luchs lange Zeit als ausgerottet. Erst Wiederansiedlungsprojekte seit den 1990er-Jahren und konsequenter Schutz ermöglichten seine Rückkehr. Heute gibt es stabile Populationen unter anderem im Harz, im Bayerischen Wald und im Pfälzerwald. Bundesweit wird der Bestand erwachsener Luchse derzeit auf etwa 170 bis 200 Tiere geschätzt. In Nordrhein-Westfalen bleiben Luchsnachweise selten und betreffen meist einzelne, wandernde Tiere aus benachbarten Regionen. Eine dauerhafte Ansiedlung ist erst möglich, wenn sowohl Männchen als auch Weibchen dauerhaft vorkommen – ein Prozess, der sich naturgemäß langsam entwickelt.
Keine Gefahr für Menschen und Weidetiere
Experten stellen klar: Von Luchsen geht keine Gefahr für Menschen aus. Die Tiere sind äußerst scheu und meiden den Kontakt mit Menschen konsequent. In Europa sind keine dokumentierten Angriffe auf Menschen bekannt. Auch Weidetierhalter müssen keine Sorge haben. Luchse jagen fast ausschließlich im Wald, Übergriffe auf Nutztiere sind sehr selten. In Nordrhein-Westfalen gibt es bislang keine offiziell bestätigten Luchsrisse an Weidetieren.
Hinweise willkommen
Die Untere Naturschutzbehörde des Märkischen Kreises und das LANUK bitten die Bevölkerung, weitere Hinweise auf Luchse zeitnah zu melden. Jede Beobachtung – ob Foto, Video oder Trittsiegel – hilft dabei, Wanderbewegungen besser zu verstehen und den Schutz der Art weiterzuentwickeln. Hinweise gehen per E-Mail an luchs_nrw@lanuk.nrw.de oder an die Untere Naturschutzbehörde Märkischer Kreis wolf@maerkischer-kreis.de



