Iserlohn. Der Unternehmer, Firmenlenker und Wirtschaftskapitän Jochen F. Kirchhoff ist gestorben. Das teilt die Iserlohner Kirchhoff-Unternehmensgruppe mit. Der Senior-Chef, der das operative Geschäft längst an seine Söhne, darunter NRW-Arbeitgeberpräsident Arndt G. Kichhoff, übergeben hat, ist demnach am Mittwoch, 18. Dezember, im Alter von 92 Jahren verstorben. Kirchhoff hatte bis zuletzt aufmerksam die Unternehmensentwicklung beobachtet.
„Dr. Jochen F. Kirchhoff war eine Ausnahmeerscheinung“, hält das Unternehmen in seinem Nachruf fest: „Sein Leben war geprägt von Schaffenskraft, Zielstrebigkeit, Sportsgeist, der Liebe zur Musik, der Verbundenheit zu den Menschen und besonders der Liebe zu seiner Familie. Er war nicht nur ein erfolgreicher mittelständischer Unternehmer, sondern auch ein vehementer Verfechter der Sozialen Marktwirtschaft“, heißt es weiter. Er habe stets nach der Überzeugung, dass Unternehmen in ein gesellschaftliches Umfeld eingebunden sind, gehandelt; deshalb habe ihm die Belegschaft besonders am Herzen gelegen: „Mit seiner persönlichen Integrität und klaren Haltung erwarb sich Dr. Kirchhoff Respekt und Ansehen in der Politik sowie Achtung und Anerkennung bei den Gewerkschaften.“
1968 Einstieg ins Familienunternehmen
Dr. Jochen Friedrich Kirchhoff studierte von 1946 bis 1950 Berg-und Maschinenbau an der Technischen Universität Clausthal, an das er ein Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Universität zu Köln anschloss. 1953 wurde er an der TU Clausthal zum Dr.-Ing. promoviert. Anschließend ging er zur Deutschen Babcock AG, Oberhausen, deren Vorstand er sechs Jahre angehörte. Er verließ das Unternehmen 1968, um das 1785 gegründete Familienunternehmen Stephan Witte & Comp. in Iserlohn als Inhaber und Geschäftsführer (bis 1992) zu leiten. Von 1993 bis 2006 war er Vorsitzender der Geschäftsführung der Kirchhoff-Gruppe, Iserlohn, deren Beirat und Gesellschafterkreis er seit 2007 vorsaß.
International tätig
Die Kirchhoff-Gruppe besteht heute aus den vier Bereichen Automotive (Automobilzulieferer), Ecotec (Müllfahrzeuge, Kehrmaschinen), Mobility (Automobilumrüstungen) und Witte Tools (Werkzeuge). Mit seinen Kindern baute Dr. Kirchhoff den Verbund, der seit vier Generationen im Besitz der Familie ist, zu einem international führenden Unternehmen mit mehr als 13.500 Beschäftigten weltweit und einem Umsatz von 2,45 Milliarden Euro auf.
Neben seiner unternehmerischen Tätigkeit war Jochen F. Kirchhoff in leitender Funktion Mitglied in wirtschaftlichen Gremien und Verbänden: Von 1983 bis 2004 wirkte er als Präsident der Landesvereinigung der Arbeitgeberverbände Nordrhein-Westfalen und von 1983 bis 1997 als Präsident des Verbands der Metall- und Elektro-Industrie Nordrhein-Westfalen, danach als Ehrenpräsident beider Verbände.
Dr. Jochen F. Kirchhoff wurde ausgezeichnet mit dem Großen Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, dem Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen, dem Großen Ehrenzeichen des Österreichischen Verdienstordens und mit dem Orden des Marienland-Kreuzes der Republik Estland.