Mit farbigem Rauch, der zwischen den Sträuchern und Bäumen aufstieg, war die vermeintliche Einsatzstelle eindrucksvoll für die Feuerwehrleute markiert.
Fotos: Carsten Menzel
Altena-Rahmede. „Es kann sein, dass einige von euch gleich mit der Kettensäge arbeiten müssen“, gab Stadtbrandinspektor Kai Spelsberg der versammelten Altenaer Feuerwehr mit auf den Weg in den Wald: Mit einer groß angelegten Übung trainierten alle Einheiten am Freitagabend den Ernstfall in einem abgelegenen Waldstück zwischen Rosmart und Hemecker Weg.
Ausgangspunkt war das Gerätehaus der Löschgruppe Rosmart im Gewerbegebiet an der Rosmarter Allee. Antreten um 18 Uhr. Mehr wussten die Feuerwehrleute nicht über das Szenario, das Kai Spelsberg und sein künftiger Stellvertreter, Markus Schmidt, entworfen hatten. Spätestens als Kai Spelsberg die Kettensäge erwähnte, ahnten die meisten wohl, dass es um eine Waldbrand-Übung ging.
Die erste Besonderheit war bereits die Alarmierung. Sie erfolgte nicht über Koordinaten oder vage Ortsangaben, sondern über eine Drei-Wort-Adresse (What3Words); dazu ist nahezu jeder Ort auf der Welt in drei mal drei Meter große Quadrate eingeteilt, denen jedes in Landessprache eine Drei-Wort-Kennung zugewiesen ist. „Über eine App im Smartphone lässt sich dieser Ort dann lokalisieren“, erläuterte Kai Spelsberg. Punkt 18.28 Uhr erfolgte die Alarmierung: Aufsteigender Rauch aus einem Waldstück mit der Kennung „bewölkt/neutral/anzusehen“.
Brandstifter mit Rauchtöpfen
Und für Rauch war reichlich gesorgt. Dirk Hartkopf betätigte sich quasi als Brandstifter und zündete einen Rauchtopf nach dem anderen. Der teils tief schwarze, teils grellorange Rauch markierte für die Feuerwehrleute das vermeintlich brennende Waldstück.
Was begann, ging in Richtung Materialschlacht. Meter für Meter schleppten die Feuerwehrleute – als erste die Einheiten vom Löschzug III (Rahmedetal, Drescheid, Rosmart) – Schlauch um Schlauch. Einen Hydranten gab es weit und breit nicht, so dass Einsatzleiter Björn Karnbach aus der Löschgruppe Dahle und Zugführer vom Löschzug II die Feuerwehrfahrzeuge mit großen Tanks in einem Kreisverkehr einsetzte und das Löschwasser zur Einsatzstelle transportieren ließ. Dabei ging es für die großen Wagen teils über schmale, unebene Wege, die nicht mehr als ein Wanderpfad waren.
Für den Wassertransport sind auch zwei Tankwagen mit je 12.000 Liter Wasser von zwei privaten Unternehmen eingesetzt worden. „Die würden wir auch im Ernstfall um Hilfe bitten“, erklärte Feuerwehr-Sprecher Philipp Selle.
Löschrucksäcke, Kreisregner und Kettensägen
19.05 Uhr: „Wir brauchen mehr Personal!“, forderte ein Feuerwehrmann an der Einsatzstelle Verstärkung an. „Jede Menge mehr!“, bekam er Zuspruch vom nächsten. Und so kamen nach und nach alle Einheiten zum Einsatz, die den angenommen Waldbrand von zwei Seiten bekämpften. Mit kleinen D-Rohren, deren Schläuche gut im Gelände zu führen sind, mit Kreisregnern, die das Wasser wie Rasensprenger verteilen, mit Löschrucksäcken, mit Hacke, Schaufel und Kettensäge, um eine Schneise zu schlagen.
Die Erkenntnis nach mehr als zwei Stunden: „Die Feuerwehr braucht mehr kleine Fahrzeuge“, zieht Stadtbrandinspektor Spelsberg gegenüber LOKALSTIMME.DE Bilanz. Mit ihnen lasse sich das Material, wie Schläuche und Schaufeln, auch auf engen Wegen, oder auch an den großen Fahrzeugen vorbei, an die Einsatzstelle bringen. Und: „Wir brauchen mehr Digitalisierung“, sagt Spelsberg, um bei großen und anfangs unübersichtlichen Einsatzlagen schneller eine genaue Übersicht zu bekommen. Die Drohne, die auch am Freitag zum Einsatz kam und Luftbilder lieferte, sei zu wenig, wenn anschließend mit Karten und Filzstiften analog weitergearbeitet werden müsse.
„Schneller zum Einsatz“ mit Digitalisierung
Mit kleineren Fahrzeugen und mehr Digitalisierung „kommen wir auch schneller zum Einsatzort“, ist sich Spelsberg sicher.
Insgesamt waren am Freitagabend rund 80 Einsatzkräfte von der Feuerwache und der Freiwilligen Feuerwehr, dazu auch ein Team des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) für den Fall, dass sich jemand verletzt, beteiligt. Nach der Übung wurde am Gerätehaus in Rosmart noch der Grill angeworfen.
Echter Einsatz für Bereitschaftsteam
Die Feuerwache besetzte während der Übung eine Einheit der Freiwilligen Feuerwehr Nachrodt-Wiblingwerde, um den Grundschutz sicherzustellen. Und die bekam auch tatsächlich einen Einsatz: In der Brachtenbecke war gegen 19.10 Uhr ein Baum auf die Straße gekippt. Die Wach-Besetzung räumte das Hindernis an die Seite.