Altena. Ebenso bewegend wie humorvoll hat Alexander Grass am Samstagmorgen nach 14 Jahren seinen Posten als Leiter der Feuerwehr Altena abgegeben. In der Burg Holtzbrinck versammelten sich zahlreiche Gäste aus Rat und Verwaltung, Kameraden der Feuerwehr Altena sowie Delegationen aus dem gesamten Märkischen Kreis – und natürlich Familie und Freunde – um gemeinsam Abschied zu nehmen und seinem Nachfolger Kai Spelsberg das Kommando zu übergeben.
Alexander Grass, der seine Einsatzweste als symbolisches „Zepter“ feierlich an Kai Spelsberg überreichte („gewaschen habe ich sie nicht“, witzelte er), wollte es von Beginn an locker angehen lassen. „Deswegen ziehe ich auch gleich die Jacke aus und ordne an, dass ihr die Krawatten ablegt – und dann bin ich raus hier“, sagte er schmunzelnd.
In seiner emotionalen Rede galt der erste Dank seiner Familie, allen voran seiner Ehefrau: „Dir, liebe Katja, gebührt mein tiefster Dank, denn du hast oft meinen Unmut zu spüren bekommen und dich aufopferungsvoll um unsere Kinder gekümmert, wenn ich mal wieder weg war“, so Grass, der in diesem Moment mit den Tränen rang. Auch seinen Söhnen Lukas und Felix sprach er Dank und Stolz aus – der eine studiert Medizin, der andere Jura. „Ihr habt viel miterlebt, vielleicht habt ihr beide deshalb eure soziale Ader.“
„Nicht nur mein Stellvertreter, sondern Partner und Freund“
Seinem langjährigen Stellvertreter Stefan Brockhaus bescheinigte Grass mehr als nur Kollegialität: „Mein Partner, mein Freund – du hast mir enorme Kraft gegeben. Wir sind durch dick und dünn und durch die Hölle der Bürokratie gegangen – in einem eheähnlichen Verhältnis, denn ich habe mehr mit dir als mit meiner Frau telefoniert.“ Brockhaus revanchierte sich mit einem Geschenk für Grass‘ neu gewonnene Freizeit: eine Kappe und ein Angelset. Auch Brockhaus versüßte den Abschied mit einer Prise Humor: „Vielleicht fängst du erstmal im Linscheider Bach an, da ist es relativ ungefährlich.“
Grass blickte im Schnelldurchgang auf bewegte 14 Jahre zurück: „Wir haben viel Leid erlebt, aber können auch auf viele positive Erlebnisse zurückblicken in erster Linie der Dank der Bevölkerung. Dieser Dank, dieser Respekt, das ist das Größte, was die Feuerwehr hat.“ Grass rannen die Schweißtropfen hinunter und so mag sein freudscher Versprecher wohl auch den hochsommerlichen Temperaturen geschuldet gewesen sein, als er sich beim „Verrat“ bedanken wollte. Gemeint war natürlich der Rat und die Verwaltung der Stadt Altena, denen Grass eine gute Zusammenarbeit in all den Jahren bescheinigte. „Wir haben alle ein Ziel verfolgt, nämlich die Feuerwehr auf einem zukunftsorientierten und verlässlichen Weg zu bringen“, so Grass. Bürgermeisterkandidat und Vorsitzender des Feuerwehrausschusses Guido Thal kommentierte den Versprecher später charmant: „Verrat – wenn zwischen Verwaltung und Rat so wenig Platz ist, dass kein Blatt Papier dazwischen passt, dann ist das doch gut.“
Dank an Polizei, Ordnungsamt, DRK, THW und die Feuerwehren im MK
Grass dankte ebenfalls der Polizei, dem Ordnungsamt, dem DRK, dem THW und den Feuerwehren der Nachbarstädte – besonders im Kontext der Flutkatastrophe 2021. „Wir kommen auch zu euch“, versprach er, und unterstrich: „Es ist ein Segen, dass wir die Werkfeuerwehr von VDM Metals haben. Ihr seid nicht nur Freunde – ihr seid Familie.“
Mit bewegenden Worten wandte sich Grass dann an seinen Nachfolger Kai Spelsberg: „Ich wünsche dir, dass du mit dem Herzen handelst, mit ruhiger Hand, Menschlichkeit und Achtsamkeit – auch für deine Familie, denn die ist dein Rückhalt.“ Und an dessen Ehefrau Melanie gerichtet: „Wenn er dir mal auf die Nerven geht, dann komm rüber zu uns, dann trinken wir eine Tasse Kaffee.“
Bürgermeister Uwe Kober stellte in seiner Rede die Rolle der Ehefrauen von Feuerwehrmännern in den Mittelpunkt: „Sie müssen alles tragen.“ Gleichzeitig appellierte er an alle Engagierten: „Klatscht alle mal für euch selbst – ihr habt es verdient!“ Als Dank für sein überaus großes Engagement überreichte Kober Alexander Grass den „Zöger von Altena„, die höchste Auszeichnung, die die Stadt Altena zu vergeben hat.
Erinnerungsbank für die Terrasse
Als Zeichen des Dankes überreichte Kai Spelsberg seinem Vorgänger Grass symbolisch eine „Erinnerungsbank“, die bald auf dessen Terrasse ihren Platz finden wird: „Sie soll dich an schöne Zeiten erinnern – und auch an die beschissenen.“ Er dankte Grass für alles von Herzen und hielt seine Ansprache kurz: „Jo, das wär’s auch schon.“ Eine herzliche Männerumarmung der beiden sagte in diesem Moment alles.
Kreisbrandmeister Michael Kling dankte Grass für seinen unermüdlichen Einsatz und für zielgerichtete Diskussionen. Kling richtete klare Worte an Spelsberg und die Mannschaft: „Kai, sei du der, der die Feuerwehr begeistert. Und ihr – schenkt ihm Vertrauen und gebt ihm Feedback. Seht ihn nicht nur als Leiter, sondern vor allem als Mensch, der Gefühle hat und auch Fehler macht.“
Nach dem offiziellen Teil wurde im Park der Burg Holtzbrinck bei Live-Musik des Duo „Honigmut“, kühlen Getränken und zünftigen Snacks bis in den Nachmittag hinein gefeiert – ganz im Sinne eines Abschieds, „wie Alex ihn verdient hat“, so einer der Kameraden.