Altena. Die Stadtwerke Altena (SWA) suchen die Zusammenarbeit mit den Energieversorgern der Nachbarstädte Iserlohn und Lüdenscheid, um gemeinsam besser auf Wetterextreme und die Folgen für die Wasserversorgung reagieren zu können. Das kündigte Altenas Stadtwerke-Chef Hendrik Voß am Montag (12. Juli) am Rande der Vorstellung des Geschäftsberichts für das Jahr 2020 an.
Die Gespräche mit den Stadtwerken im Norden und Süden von Altena sind eine Folge der Erfahrungen aus den vergangenen drei Jahren: Mit auch für das Sauerland extremen Trockenperioden, die laut Voß für die Stadtwerke als Wasserversorger „anspruchsvoll“ waren – und zwar so anspruchsvoll, dass die Stadtwerke Altena „nahe dran an der Notversorgung“ mit dann zugekauftem Wasser waren. Trotz eigener Trinkwassertalsperre in der Rahmede (Fuelbecker Talsperre) und Springer Quelle in Evingsen. Letztere schüttet „in guten Jahren“ zwar 1,2 Millionen Kubikmeter bestes Wasser aus – die größte Menge aber „zwischen Oktober und März, wenn insgesamt ausreichend Wasser vorhanden ist“, schildert Hendrik Voß. In Trockensommern hilft das also wenig.
Die Gespräche mit anderen Stadtwerken, die letztlich vor den gleichen Problemen stehen, sollen das Ziel haben, „gemeinsam Wege zu finden, wie sich die Wasserversorgung langfristig sicherstellen lässt“. Ergebnisse erwartet Voß nicht kurzfristig; die Gespräche stehen noch am Anfang.
Überschuss von 1,238 Millionen Euro
Immerhin: Trotz Wetterextreme und Corona-Pandemie mit Kurzarbeit bei den Gewerbekunden konnte Voß ein „gutes Ergebnis“ für das Wirtschaftsjahr 2020 der 75-prozentigen Stadttochter mitteilen. Demnach weisen die Stadtwerke für das vergangene Jahr einen Bilanzgewinn von 1,238 Millionen Euro (Vorjahr: 1,248 Mio. Euro) aus. Als Buchwert liegt der Überschuss sogar höher: nämlich bei rund 3,6 Millionen Euro. Wegen eines einmaligen Sondereffekts:
Die Stadtwerke Altena sind mit 4,4 Prozent am Hagener Energieversorger Enervie beteiligt. Das Unternehmen, das 2006 aus dem Zusammenschluss von Mark-E und Stadtwerken Lüdenscheid entstanden ist, war in finanzielle Schieflage geraten; „der Höhepunkt war 2014“, wie Voß sagte. Damals mussten die Stadtwerke Altena ihr Enervie-Aktienpaket im Wert berichtigen und „rund 2,4 Millionen Euro abschreiben“, so Voß. Mittlerweile hat die Restrukturierung bei Enervie gegriffen mit der Folge, dass die Stadtwerke die 2,4 Millionen Euro wieder einbuchen können. Allerdings gehen die 2,4 Millionen Euro buchungstechnisch direkt ins Eigenkapital. Das Enervie-Aktienpaket der SWA habe damit wieder einen Wert von rund 16,7 Millionen Euro.
„Können nicht viele Stadtwerke vorweisen“
Die Eigenkapitalquote liegt damit bei jetzt 46 Prozent – ein Plus von fünf Prozent durch die Wertberichtigung und die Reduzierung von Verbindlichkeiten. Ein Wert, den auch Helmar Roder (CDU), Aufsichtsratsvorsitzender der Altenaer Stadtwerke, gerne hörte: „Das können nicht viele Stadtwerke vorweisen“, urteilte der Dahler Ratsherr.
Erfreulich für die Stadt: Die Stadtwerke entrichteten rund 1,4 Millionen Euro an Gewerbesteuern und die Ausschüttung beträgt 751.000 Euro, was dem Bäderbetrieb voraussichtlich ein positives Jahresergebnis bringt.
Weniger Gas, mehr Wasser verkauft
In Investitionen flossen 2020 rund 1,17 Millionen Euro: 360.000 Euro im Gasbereich, 450.000 Euro bei der Wasserversorgung, 140.000 Euro in Fahrzeuge (u. a. einen neuen Sprinter mit Hubbühne) und 130.000 Euro in Gebäude, wobei die größte Summe in die neue Lagerhalle an der Westiger Straße in der Nette floss.
Die Geschäfte der SWA im vergangenen Jahr lassen sich auf die Formel bringen: weniger Umsatz im Gasverkauf, etwas mehr im Wassergeschäft. Im Einzelnen:
Der Umsatz im Gasvertrieb sank um rund 12,6 Prozent; die SWA haben 147 Millionen Kilowattstunden Gas (Vorjahr: 168 Millionen Kilowattstunden) verkauft. Den Rückgang begründete Hendrik Voß in erster Linie mit dem „warmen ersten Quartal 2020“: Es wurde weniger geheizt. Der Umsatz sank auf rund 6,2 Millionen Euro, was ein Minus von 13 Prozent ausmacht.
Neues Geschäftsfeld: Photovoltaik mit Partner
Der Umsatz beim Wasser stieg dafür um fast vier Prozent auf 0,95 Millionen Kubikmeter (Vorjahr: 0,88 Mio. Kubikmeter) und damit auf rund 3,2 Millionen Euro (+ 3,9 Prozent). Ein positiver Effekt der Gewerbeansiedlungen auf den Rosmarter Höhen: Der Wasserverbrauch der neuen Betriebe macht sich demnach bemerkbar.
Als künftiges Geschäftsfeld wollen die SWA in die Stromerzeugung durch Photovoltaik verstärkt einsteigen und investieren – allerdings über ein Contracting-Modell, also einen strategischen Partner, so Hendrik Voß.