Altena/Nachrodt-Wiblingwerde. Bürgermeisterin Birgit Tupat (Nachrodt-Wiblingwerde) und ihr Altenaer Amtskollege Uwe Kober haben an Ostermontag (5. April) Sandra Schnell, seit Monatsbeginn Pfarrbeauftragte der katholischen Pfarrei St. Matthäus Altena/Nachrodt-Wiblingwerde, offiziell begrüßt. Schnell ist die erste Frau im Bistum Essen, die eine Gemeinde leitet.
Das Wetter draußen gibt sich alles andere als einladend. Ein stürmischer Wind peitscht am Ostermontagmittag bei wenigen Plusgraden Schneeregen- und Graupelschauer durchs Lennetal. Dafür gibt es im großen Sitzungssaal des Altenaer Rathauses warme Worte und einen freundlichen Empfang: Für Sandra Schnell, die seit dem 1. April an der Spitze der Pfarrei St. Matthäus Altena/Nachrodt-Wiblingwerde steht und damit für rund 5.000 Katholiken zuständig ist. Als erste Frau im Ruhrbistum, das das „alternative Leitungsmodell“ selbst als „Premiere“ bezeichnet – aufgelegt wegen des Priestermangels.
Sandra Schnell folgt auf Pfarrer Ulrich Schmalenbach, für den das Bistum nach einer dreimonatigen Auszeit andere Seelsorgeaufgaben im Kreisdekanat Altena-Lüdenscheid vorgesehen hat und der am vergangenen Sonntag (Palmsonntag) in einem Online-Gottesdienst verabschiedet worden ist.
Auf Tour mit Bürgermeisterin und Bürgermeister
„Ich finde es gut, dass die Katholiken auch in Nachrodt-Wiblingwerde einen Ansprechpartner behalten und sich nicht abgehängt zu fühlen brauchen“, erklärte Birgit Tupat (parteilos), die Bürgermeisterin der Doppelgemeinde. Sie lud Sandra Schnell auf eine Tour durch Nachrodt-Wiblingwerde ein, um ihr die Kommune und ihre Besonderheiten zu zeigen. Dem schloss sich Uwe Kober (CDU), Altenas Bürgermeister, für die Burgstadt gleich an. „Sie werden merken: Die Menschen hier sind viel aufgeschlossener, als die meisten von den Sauerländern erwarten“, stellte Kober dazu in Aussicht.
Die Touren durch die beiden Kommunen dürften für die neue Pfarrbeauftragte gerade richtig kommen: „Ich möchte die Menschen hier kennenlernen und herausfinden, was jetzt angegangen werden muss“, beschreibt Sandra Schnell ihren Einstieg in die neue Aufgabe, die sie nach den Osterfeiertagen am Dienstag (6. April) beginnen wird.
Pfarrer Johannes Broxtermann steht zur Seite
Schnell möchte, „dass die katholische Kirche vor Ort präsent bleibt“. Dabei werde Altena, auch wenn sie dort künftig ihr Büro hat, „nicht die Zentrale werden“. Diese Ankündigung werden die katholischen Pfarreimitglieder in Nachrodt-Wiblingwerde und in der einst selbstständigen Gemeinde St. Theresia (Evingsen, Dahle, Steinwinkel, Nettenscheid) gerne hören.
Sandra Schnell, bisher als Gemeindereferentin in der Pfarrei Christus König (Halver, Breckerfeld, Schalksmühle und Hagen-Dahl) mit rund 7.700 Katholiken tätig, übernimmt die Leitungsfunktion von St. Matthäus inklusive Finanzen und Personal und pastoraler Aufgaben. Was sie nicht darf: Die Eucharistie (Abendmahl, heilige Kommunion) feiern, taufen, trauen und Beichte abnehmen; dies bleiben Aufgaben, die einem Priester vorbehalten sind. Dafür steht Schnell u. a. als „moderierender Priester“ Johannes Broxtermann (71) zur Seite; der Pfarrer ist vielen Altenaern noch gut in Erinnerung: Vor seinem Wechsel 1989 nach Lüdenscheid (St. Joseph und Medardus) war Broxtermann in Altena als Pfarrer tätig und über die katholische Gemeinde hinaus bekannt und geschätzt.
„Das Bistum hat ein Zeichen gesetzt“
Dass sie als Frau in der katholischen Kirche bestimmte Aufgaben nicht ausführen darf, nimmt Schnell als gegeben hin: Änderungen „lassen sich nur von Rom aus regeln. Aber da sehe ich derzeit nichts kommen“, sagt Schnell. Änderungen erwartet sie sie allerdings bei Taufen und Eheschließungen. „Dass Frauen das künftig dürfen, dazu gibt es Initiativen innerhalb der Kirche“, erklärt die neue Pfarrbeauftragte und diese Änderungen könne das jeweilige Bistum umsetzen. Und das Essener Ruhrbistum habe mit ihrer Berufung als erste Pfarrbeauftragte ja schon „ein Zeichen gesetzt“.
Schnell wird in den nächsten Tagen ihr Büro im katholischen Pfarramt an der Lindenstraße, neben der St.-Matthäus-Kirche, beziehen; ins benachbarte Pfarrhaus zieht sie allerdings nicht ein. Schnell wohnt mit ihrer Familie im Hagener Ortsteil Rummenohl im Volmetal.
Was sie aus ihrer bisherigen Tätigkeit mitbringt, ist ihre Begeisterung für Musik; Schnell spielt Gitarre und Klavier. „Ich hatte an meinen Arbeitsstätten immer einen Kinder- und Jugendchor…“, gibt sie Einblick in ein mögliches Projekt an ihrer neuen Wirkungsstätte. Und schlägt dabei auch einen Bogen zur Ökumene: „Gerne auch zusammen mit der evangelischen Kirche!“