Altena. Der Ärger um verspätete Zahlungen der Stadt an Tagesmütter und deren Streikdrohung beschäftigte am Mittwoch (19. Februar) den Jugendhilfeausschuss. Es gab Entschuldigungen von und Beteuerungen aus Politik und Verwaltung, dass die Arbeit der Tagesmütter sehr geschätzt werde und die Gelder künftig pünktlich fließen sollen. Allein: Die anwesenden Tagesmütter mochten im Anschluss an die Sitzung die Ankündigungen nicht so wirklich glauben.
Auslöser des Streits und der Streikandrohung sind von der Stadt zu spät gezahlte Gelder an die Tagesmütter: Der Januar-Betrag war demnach nicht am Monatsende – wie üblich – , sondern erst am 3. bzw. 4. Februar auf die Konten der Tagesmütter gebucht worden. Eine Mitarbeiterin im Rathaus hatte die Buchungen nicht veranlasst; das war offenbar keinem in der Verwaltung aufgefallen.
Für die Tagesmütter, die den öffentlichen Teil der Sitzung, die im Generationentreff in der ehemaligen Grundschule Knerling stattfand, verfolgten, sitzt der Ärger aber noch tiefer: Sie haben den Eindruck, dass die für sie zuständigen Mitarbeiter/innen bis hin zur Abteilungsleitung überlastet und überarbeitet seien. Die verspäteten Januar-Zahlungen hätten in ihrem Unmut lediglich das Fass zum Überlaufen gebracht, klagten sie übereinstimmend nach der Sitzung.
Entschuldigung von Bürgermeister Hollstein
Die Ausschusssitzung hatte zunächst Bürgermeister Andreas Hollstein genutzt, um sich bei den Tagesmüttern zu entschuldigen; Hollstein hatte im Zusammenhang mit der Aufregung und der Streikandrohung von einem „Sturm im Wasserglas“ gesprochen. Dies sei ein Fehler gewesen; zum Zeitpunkt dieser Einschätzung habe er aber noch nicht das gesamte Ausmaß des Versäumnisses seitens der Stadtverwaltung gekannt. Er habe, nachdem in den sozialen Medien mit ziemlicher „Rigorosität“ gewettert wurde, sich vor seine Mitarbeiter stellen wollen. Hollstein regte aber auch an, in solchen Fällen „nicht über Facebook auf die Stadtverwaltung einzuschlagen, sondern zum Telefon zu greifen, und im Rathaus anzurufen“.
„Keine Betreuung zweiter Klasse“
Auch Agnes Goniwiecha, zuständige Abteilungsleiterin in der Stadtverwaltung, und Ausschussvorsitzender Uwe Kober (CDU) bemühten sich um Schadensbegrenzung. „Sie sind keine Kinderbetreuung zweiter Klasse. Die Stadt weiß, dass sie auf sie angewiesen ist“, sagte Uwe Kober in Richtung der Tagesmütter. Und Agnes Goniwiecha erklärte, die Stadt habe als Reaktion „eine neue Software eingekauft“, die eine bessere Abrechnung, auch eine bessere Berücksichtigung von Geschwisterkindern bei der Beitragsberechnung, ermögliche. Die Zahlungen an die Tagesmütter sollen künftig „pünktlich zum Monatsende“ fließen.
SDA-Ratsherr Biroth kritisiert „Schnellschuss“
Kritik am Verhalten der Stadt gab es aus der Politik nur von Ulrich Biroth (Soziale und demokratische Alternative, SDA) – die Kritik richtete sich an Bürgermeister Hollstein und dessen Reaktion auf Facebook. Als „Schnellschuss“ und ausgegoren bezeichnete Biroth Hollsteins Art: „Es ist besser, aus der Diskussion Feuer rauszunehmen, als Öl hineinzugießen“.
Das wollte Hollstein nicht auf sich beruhen lassen: „Die Kommentare auf Facebook waren teilweise so scharf, dass ich reagieren und mich vor meine Mitarbeiter stellen musste“, wies Hollstein die Kritik energisch zurück – zumal er zu diesem Zeitpunkt das gesamte Ausmaß der Versäumnisse noch nicht gekannt habe. Die zuständige Mitarbeiterin der Stadt sei krank gewesen und habe mittlerweile auch gekündigt.