Altena. Weihnachtsklänge, maritim vorgetragen: Der Shanty-Chor aus Werdohl zeigte am Sonntag (8. Dezember) auf der Bühne an der Burg Holtzbrinck, dass er auch bei einem Weihnachtsmarkt für musikalische Unterhaltung sorgen kann. Das Publikumsinteresse am Hüttenzauber im Garten und am Kreativmarkt in der Bürgerburg litt allerdings am Sonntag unter den schlechten Wetteraussichten. Diejenigen, die sich davon nicht haben abschrecken lassen, konnten den Altenaer Weihnachtsmarkt auch am dritten Veranstaltungstag genießen.
Das Stöbern entlang der Stände des Kreativmarkts lohnte auch am dritten Tag. „Tante Frieda“ gab es etwa zu entdecken. Die Dame ist auf einem Blatt des Kulturring-Kalenders zu sehen, der Altena in alten Aufnahmen zeigt. Der Kulturring hatte eine Ansichtsexemplar ausgestellt, das stets dicht umlagert war. Altena in den 1960er-, 1970ern und frühen 1980er-Jahren gibt es im Jahresbegleiter zu sehen: etwa die alte „Große Brücke“ vom Markaner hinüber auf die Bahnhofstraße, oder den alten Bungern. Und auf einem dieser Bilder erkannte ein Besucher seine Verwandtschaft: „Das ist doch Tante Frieda!“ Den Kalender gab es natürlich nicht nur zum Ansehen, sondern er wurde auch vielfach verkauft.
Filigran geknickte Buchseiten
Das Ergebnis filigraner Falttechnik zeigte Anne Scharwächter aus Plettenberg mit ihrer Orimoto-Kunst. Orimoto: Was sich für den Laien anhört wie der Name eines Befehlshabers der kaiserlichen japanischen Flotte im Pazifikkrieg beschreibt das sorgfältige Falten von einzelnen Buchseiten, so dass daraus Ornamente entstehen: ein Engel, eine Glocke oder eine Kerze. „Jedes Buch ist anders. Ich habe zwar Schablonen, aber die setze ich nur selten ein, denn das Motiv muss zum Buch und seiner Größe passen“, berichtet die Künstlerin über ihre Arbeit, die Fingerspitzengefühl und Geduld erfordert.
Leuchten aus verwundenem Draht
Auf Drahtlichter hat sich Barbara Holve aus Hemer-Ihmert verlegt: Sie biegt und bringt Drahtstücke und -stränge zu kugelförmigen Gebilden zusammen und flechtet dabei Lichterketten ein. „Bis zu 150 Meter Draht“ hat sich bei größeren Drahtlichtern schon verbraucht. Kurios: Ausgerechnet in der Wiege der Drahtindustrie findet sie nur schwer Unternehmen, denen sie Draht abkaufen kann. „Tonnenweise, auf Coils gerollt, kann ich ihn bekommen“, berichtet sie. Nur: Bei aller Kreativität – statt Tonnen tun es bei ihr doch kleinere Mengen, die für die Firmen wohl nur schwer abzutrennen sind.
Die Resonanz der Kunsthandwerker fällt am Ende des dritten Tags insgesamt positiv aus, allerdings sind sich fast alle einig, dass der Samstag der stärkste Tag beim Publikumsandrang war. „Samstag war eindeutig der beste Tag“, legen sich die Damen vom Kreativkreis aus Plettenberg-Ohle, die sich zu viert einen Raum im Obergeschoss teilen, eindeutig fest.
Einzelhändler mehrheitlich zufrieden
Ein Eindruck, den auch die Einzelhändler teilen, die zum verkaufsoffenen Sonntag ihre Geschäfte geöffnet haben. „Der Samstag war top, der Sonntag eher durchwachsen. Aber insgesamt bin ich zufrieden“, urteilt Friederike Haar von Zetzmann & Bröer über das Weichnachtsmarkt-Wochenende. Die gleiche Einschätzung gibt es im „Haus der Geschenke“. Und: „Wir sind in jedem Fall auf Vorjahresniveau“. Zufrieden klingt auch Gerhild Gütting in der Buchhandlung Katerlöh: „Die Kunden haben gestöbert und auch gekauft, keiner hatte Stress oder schlechte Laune.“
Über die Weihnachtszeit hinaus informierte das Sternsingermobil der katholischen Kirche, das vor der Burg Holtzbrinck geparkt hatte. Die große Spendensammelaktion startet bekanntlich zu Heilige Drei Könige, also Anfang Januar. Mit dem Sternsingermobil machten die Katholiken auf die Aktion aufmerksam und suchten noch Mitsammler, die als Kaspar, Melchior und Balthasar von Haustür zu Haustür ziehen.
Wehmut, als die Hütten schließen
Auch die Verpflegungsstände im Holtzbrinck-Garten haben noch einmal gut zu tun: Glühwein, Kinderpunsch, warmer Sliwowitz, Waffeln, Würstchen, Steaks sind bis in den Abend nachgefragt. Als die Hütten schließen, kommt beinahe Wehmut auf: Der Weihnachtsmarkt an und in der Burg Holtzbrinck hat sich etabliert.
Ein ausführlicher Bericht über die Atelierroute, die am Samstag und Sonntag stattfand, folgt.
Text: Carsten Menzel