Werdohl. Am 31. März wird der steinkohlebefeuerte Block E4 (310 Megawatt) im Kraftwerk Werdohl-Elverlingsen stillgelegt und damit geht das letzte Steinkohle-Kraftwerk von Mark-E, ein Tochterunternehmen der ENERVIE-Gruppe, vom Netz. Dies teilte das Unternehmen in einer Pressemitteilung mit.
- Energiemarkt zeigt unzureichende Wirtschaftlichkeit für Steinkohle-Kraftwerke – Mark-E bleibt in der Energieerzeugung
- Zukunft des Standortes: Klärschlammverbrennung und Batteriespeicher
- Mitarbeiter: einvernehmliche und sozialverträgliche Lösungen gefunden
Die ENERVIE Gruppe (Hagen) steigt aus der Kohleverstromung aus und legt mit Wirkung zum 31. März 2018 ihren steinkohlebefeuerten Block E4 (310 Megawatt) im Kraftwerk Werdohl-Elverlingsen still. Das Kraftwerk wird vom ENERVIE Tochterunternehmen Mark-E betrieben. „Wesentlicher Grund ist die fehlende wirtschaftliche Perspektive der Anlage vor dem Hintergrund der Veränderungen der energiewirtschaftlichen Rahmenbedingungen“, so Erik Höhne, Technischer Vorstand und Vorstandssprecher ENERVIE. Bereits zum 30. April 2014 hatte ENERVIE in Elverlingsen bereits den Steinkohleblock E3 mit einer Leistung von 186 Megawatt (MW) stillgelegt.
1982 als damals größte Erzeugungseinheit der Mark-E mit einer Leistung von 310 Megawatt (MW) am Standort Werdohl-Elverlingsen in Betrieb genommen, hat der Block E4 mittlerweile in 36 Jahren rund 180.000 Betriebsstunden und fast 2.000 Starts erreicht. Während der Block in dieser Zeit durchschnittlich rund 5000 Stunden pro Jahr in Betrieb war, fuhr er im vergangenen Jahr lediglich noch 780 Stunden.
Auch für alle dem Block E4 direkt zugeordneten Mitarbeiter sind im Rahmen der Restrukturierung der ENERVIE Gruppe einvernehmliche und sozialverträgliche Lösungen gefunden worden.
Steinkohle-Verstromung fehlt wirtschaftliche Perspektive
Insbesondere die massiv gestiegene und weiter wachsende Einspeisung von Strom aus regenerativen Anlagen hat in den letzten Jahren die Wirtschaftlichkeit von konventioneller Stromerzeugung aus Steinkohle bundesweit deutlich reduziert. Viele Unternehmen in der Branche müssen daher mit der Neuordnung ihrer Kraftwerksparks reagieren. „Unsere vor drei Jahren getroffene Entscheidung zur Stilllegung des Blockes E4 war vor diesem Hintergrund unerlässlich und hat sich auch aus heutiger Sicht als richtig erwiesen“, so Erik Höhne.
Nach 25 Jahren Betriebsdauer wurde der Block 2007 noch einer umfangreichen Ertüchtigungsmaßnahme mit einem Gesamtaufwand von rund 35 Mio. Euro unterzogen. Danach erzielte Mark-E mit der Anlage unter anderem eine Leistungssteigerung der Energieerzeugungseinheit sowie eine verbesserte CO2-Bilanz. Aus technischer Sicht wären jetzt für einen Weiterbetrieb zusätzliche Investitionen von ca. 20 Mio. Euro erforderlich gewesen.
Kompetenz erhalten: Kein Ausstieg aus der Energieerzeugung
Nach der der Stilllegung der Steinkohle-Verstromung basiert die fossile Energieerzeugung bei Mark-E nunmehr ausschließlich auf Gas: In Herdecke betreibt Mark-E mit der norwegischen Statkraft seit 2007 ein modernes und hocheffizientes Gas- und Dampfturbinen-Kraftwerk. Das Pumpspeicherkraftwerk in Finnentrop-Rönkhausen ist ein weiteres Standbein der zukünftigen Energieerzeugung bei Mark-E. Zudem setzt das Unternehmen verstärkt auf regenerative Energieerzeugung aus Sonne, Wind (Windkraftanlage Versetal), Wasser (Laufwasser-Kraftwerke an den Lenne) und Biomasse (Biomasseverstromungsanlage Hagen-Kabel).
Zukunftsperspektiven Standort Werdohl-Elverlingsen
Mit der Stilllegung des Blocks E4 ist jedoch die Nutzung des Mark-E Standortes Werdohl-Elverlingsen nicht beendet:
- Bereits Ende 1999 hatte Elektromark zusammen mit dem Ruhrverband eine gemeinsame Gesellschaft zur Errichtung einer Wirbelschichtfeuerungsanlage in Elverlingsen (WFAE) gegründet. Im Dezember 2002 wurde die WFAE offiziell eingeweiht. Nach umfangreicher Modernisierung mit Investitionen in Höhe von 8 Mio. Euro ist die WFAE Anfang 2018 im „stand-alone-Betrieb“ – losgelöst von der bisherigen Dampflieferung an den Block E4 – wieder in Betrieb gegangen.
- Mark-E stellt auf dem Firmengelände in Elverlingsen zudem die Infrastruktur für den Bau und Betrieb eines stationären Batteriespeichers mit einer Kapazität von insgesamt über 17 Megawatt zur Verfügung. In Kooperation mit den Unternehmen Daimler und The Mobility House (TMH) werden Batterien von E-Mobilen genutzt, um Primärregelleistung – das heißt Bereitstellung von Strom zur Stabilisierung des Versorgungsnetzes – zu vermarkten.
Zum jetzigen Zeitpunkt ist noch keine Entscheidung gefallen, wie mit der vorhandenen Bausubstanz und den zur Steinkohle-Verstromung genutzten Flächen weiter verfahren wird. Mark-E prüft derzeit verschiedene Optionen.
Quelle: Pressemitteilung ENERVIE-Gruppe