Altena. Fast auf den Tag genau 22 Monate nach der Brandstiftung in der Lutherkirche sind die Schäden beseitigt und der Kirchraum restauriert. Am Sonntagnachmittag wird das Gotteshaus mit einem Festgottesdienst um 14 Uhr wieder eröffnet.
Die letzten Handgriffe liegen bis dahin bei Orgelbaumeister Thomas Wiggering aus Schmallenberg im Hochsauerland: Er sorgt dafür, dass die historische Orgel der barocken Kirche, die in ihrem Ursprung auf das Jahr 1318 zurückgeht, wieder erklingt.
Ruß, Hitze und schließlich kondensiertes Löschwasser haben der Königin der Instrumente schwer zugesetzt, nachdem Einbrecher in der Nacht zum 15. Mai 2015 in der Innenstadtkirche Feuer gelegt hatten. Alleine 2000 Pfeifen galt es auszubauen, zu reinigen oder teilweise durch neue zu ersetzen. Die kleinste misst gerade einmal sieben Millimeter, die größte 3,20 Meter. „Da kam vielleicht eine grün-braune Brühe raus…“, beschreibt Thomas Wiggering den Reinigungsvorgang. „Mit verdünnter Zitronensäure“ hat der Fachmann die empfindlichen Röhren, die aus einer Zinn-Blei-Legierung bestehen, gesäubert. Jetzt schimmern sie wieder matt-glänzend in dem Instrument.
Orgel wäre fast Totalschaden gewesen
Andere Bauteile der Orgel hinter dem historischen Prospekt, wie Deckel aus Leder oder kleine Filzringe, mussten komplett ersetzt werden, weil der Brandgeruch tief im Material saß. Fast alles musste in Handarbeit ausgetauscht werden. Dabei habe die Kirchengemeinde noch Glück gehabt, so Wiggering: Zwar waren einige Pfeifen geplatzt, aber das Instrument insgesamt ließ sich retten. „Es hat aber nicht viel gefehlt, und die Orgel wäre ein Totalschaden gewesen“, urteilt Wiggering.
Seit Dezember 2016 war Wiggering mit der Wiederherstellung der Altenaer Orgel beschäftigt, in den letzten Wochen vor dem Wiedereröffnungs-Gottesdienst „fast Tag und Nacht“: Er konnte erst mit seinem Handwerk beginnen, nachdem andere Restaurationsarbeiten, bei denen es kräftig staubt, abgeschlossen waren.
Aufwendige Restaurierungsarbeiten
Das Feuer hatte zwei Kirchenfenster komplett zerstört, an allen anderen hatte das Glas Haarrisse bekommen; sie mussten ausgebaut und aufgearbeitet werden. Mehrere Reihen Sitzbänke, ein hölzerner Treppenaufgang und Teile der westlichen Seitenempore waren ebenfalls ein Raub der Flammen und mussten rekonstruiert werden. Die aufwendigen Deckenmalereien mussten vom Ruß befreit und über der Brandstelle rekonstruiert werden. Sämtliche Kirchenbänke mussten aufgearbeitet werden: Die Hitze hatte die weiße Farbe platzen lassen. Löschwasser war durch die Schächte in die Heizungsanlage gelaufen.
Jetzt freut sich die Altenaer Kirchengemeinde auf die Wiedereröffnung am Sonntag. Um 14 Uhr öffnen sich die Kirchentüren und lassen die Gemeinde unter dem Klang der Orgel einziehen. Im Anschluss an den Gottesdienst, der auch den Startschuss zum Stadtjubiläum „650 Jahre Freiheitsrechte für Altena“ ist, ist das Lutherhaus für Begegnungen und Gespräche geöffnet; eine Bilderschau zeigt die Ereignisse von der Brandnacht bis zur Wiedereröffnung – einige der Fotos stammen von lokalstimme.de. Außerdem gibt es süße und herzhafte Waffeln.
Ab 16 Uhr finden stündlich themenbezogene Kirchenführungen statt und stehen die Handwerker, die an der Restaurierung mitgearbeitet haben, für Fragen und Erklärungen bereit. Der Tag endet um 20 Uhr mit einem Abendsegen – na klar, in der Lutherkirche.