Werdohl. Ein lebensgefährlich verletzter junger Autofahrer sowie ein schwer verletzter Beifahrer, ein Trümmerfeld auf der Straße und ein völlig zerstörter BMW: Das ist die Bilanz eines schweren Unfalls auf der B 236 in der Nacht in Werdohl nach einem missglückten Überholmanöver.
„So etwas habe ich noch nicht gesehen …“: Auch gestandene Feuerwehrleute schütteln den Kopf und zucken mit den Achseln beim Anblick der Unfallstelle auf der B 236 (Plettenberger Straße) zwischen Innenstadt und Kettling. Die Fahrbahn ist übersät mit Autoteilen und Glasscherben. Der Unfallwagen selbst, ein blauer BMW, steht weit abseits der Straße auf dem Gelände der Baubetriebshofs: Das Gestell eines der Salzsilos hat das Auto gestoppt. Es ist ein Unfall, der bei Boulevardmedien das Prädikat Horrorcrash bekommen dürfte.

Der Unfallwagen, ein BMW, krachte vor das Gestell eines der Salzsilos auf dem Gelände des Betriebshofs. Foto: Dennis Echtermann
Nach bisherigen Erkenntnissen der Polizei und Aussagen von Augenzeugen ist der 22-jährige Fahrer, ein Werdohler, in Richtung Innenstadt gefahren, als an einer Baustelle in Höhe der Tankstelle die Ampel auf grün umspringt. Der Fahrer soll mit erhöhtem Tempo mehrere Fahrzeuge überholt haben. In der Baustelle habe er dann eine Absperrbake touchiert und die Kontrolle über das Auto verloren.
Der Unfallwagen zog nach rechts, streifte ein am Straßenrand geparktes Auto und einen Masten und geriet auf eine Böschung. Von dort schleuderte der Wagen nach links quer über beide Fahrbahnen, riss ein massives Stahltor aus der Verankerung und durchbrach daneben den Metallzaun am Gelände des städtischen Betriebshofs und krachte, nach mehreren Metern, schließlich vor das massive Holzgestell eines der Salzsilos.

Das massive Stahltor zum Bauhofgelände wurde bei dem Aufprall aus der Verankerung gerissen. Foto: Dennis Echtermann
Fahrer und Beifahrer mussten von der Feuerwehr aufwändig aus dem völlig verzogenen Autowrack gerettet werden und wurden anschließend lange in Rettungswagen noch vor Ort behandelt. Beide wurden mit Rettungshubschraubern aus Dortmund und Münster in Spezialkliniken nach Dortmund (Klinikum Nord) und nach Gelsenkirchen (Knappschaftskrankenhaus) ausgeflogen. „Beim Fahrer kann Lebensgefahr nicht ausgeschlossen werden“, hieß es seitens der Polizei über die Schwere der Verletzungen Die Piloten der Helikopter „Christoph Dortmund“ der DRF und „Christoph Westfalen“ aus der Flotte der ADAC-Luftrettung bewiesen absolutes Können, um in der Dunkelheit möglichst nahe an der Unfallstelle zu landen.

Der Rettungshubschrauber „Christoph Dortmund“ landete auf dem Gelände neben der B236-Brücke über die Eisenbahnlinie. Foto: Dennis Echtermann
Vier weitere Personen, darunter nach Informationen von LOKALSTIMME zwei Minderjährige, die in einem der überholten Autos gesessen haben, erlitten einen Schock und wurden von einem Notarzt und einem Notfallseelsorger betreut.
Die B 236 war im Bereich der Unfallstelle die ganze Nacht voll gesperrt. Am Sonntagmorgen hat die Polizei die Straße wieder freigegeben (8.15 Uhr).

Das Autowrack, das einmal ein BMW war, lässt die Wucht des Aufpralls und das Tempo erahnen. Foto: Dennis Echtermann
Ein Unfallaufnahmeteam des Polizeipräsidiums Dortmund sicherte noch in der Nacht Spuren, um den genauen Unfallhergang zu dokumentieren.
Wie die Polizei am Sonntagmorgen zunächst berichtete, verliefen Dorgenvortest bei dem Fahrer positiv auf Kokain und THC; ein Alkoholtest zeigte deutlich über einem Promille. Diese Angabe nahm die Polizei später zurück. Die Polizei hat Ermittlungen unter anderem wegen eines illegalen Kraftfahrzeugrennens und Gefährdung des Straßenverkehrs aufgenommen.
Ob das Gestell des Salzsilos, das nach Angaben eines Mitarbeiters des Betriebshofs noch mit rund 70 Tonnen Inhalt gefüllt ist, in seiner Statik beschädigt worden ist, war in der Nacht noch unklar und soll von Mitarbeitern des Baubetriebshofes geprüft werden.
Die Polizei bittet Zeugen, die das Fahrverhalten des Fahrers auch vor dem eigentlichen Unfallgeschehen beobachtet haben, sich zu melden.
Hinweis der Redaktion: In einer Pressemitteilung der Polizei um 07.13 Uhr hieß es zunächst, der Fahrer sei unter Alkohl- und Drogeneinfluss gewesen. Um 10.42 Uhr nahm die Polizei diese Information zurück. „Es handelt es sich um eine interne Fehlinformation“, berichtet die Pressestelle. Es lagen am Abend keine Hinweise auf einen Alkohol- oder Drogenkonsum beim Tatverdächtigen vor. „Wir bitten die hierdurch möglicherweise entstandenen Irritationen zu entschuldigen“, so die Polizei.