Nachrodt-Wiblingwerde. Wer derzeit zwischen Oevenscheid und Wiblingwerde unterwegs ist, kann mit etwas Aufmerksamkeit Bewegungen an den neu errichteten Strommasten entdecken: Hoch oben sind Mastenstreicher im Einsatz. Ausgestattet mit Helmen und Sicherheitsgurten klettern sie auf den stählernen Giganten herum, um in zwei Schichten den Korrosionsschutz aufzutragen. Kein Job für schwache Nerven.
Samstagmorgen um kurz nach neun: 13 Männer machen sich auf den Weg nach oben – genauer gesagt, auf einen der neuen Strommasten im Bereich Oevenscheid. Ausgerüstet mit Schutzkleidung, Helm, Sicherungsseil sowie Pinsel und Farbeimern steigen sie Etappe für Etappe in Richtung Mastspitze. Ihr Ziel: Ein Anstrich zum Korrosionsschutz der rund 80 Meter hohen Stahlkonstruktion.
In schwindelerregender Höhe tragen die Mastenstreicher zunächst eine rote Grundierung auf, danach folgt ein grüner Deckanstrich. Diese Farbwahl ist kein Zufall, sondern Ergebnis gezielter Abstimmung mit der Landschaft: „Hier im Sauerland wird grün gestrichen, weil die Masten sich besser in die waldreiche Umgebung einfügen“, erklärt Marcel Lange, Vorarbeiter bei der Firma KRS aus Glauzig, die im Auftrag des Übertragungsnetzbetreibers Amprion mit dem vor Korrosion schützenden Anstrich betraut ist. „Im Norden Deutschlands, wo es flacher ist und der Himmel mehr Raum einnimmt, sieht man häufiger silberfarbene Masten – da passt das einfach besser.“
Keine Angst vor der Höhe, aber immer Respekt
Verwendet werden moderne Hydrolacke, die umweltfreundlich und langlebig sind. Doch bevor auch nur ein Tropfen Farbe aufgetragen wird, wird der Boden rund um den Mast sorgfältig mit Planen abgedeckt – ganz wie beim Streichen im heimischen Wohnzimmer, nur eben unter freiem Himmel. So wird verhindert, dass Farbe ins Erdreich gelangt.
Für Lange ist Sicherheit oberstes Gebot. Er kennt den Job von der Pike auf: „Ich war mal Deutschlands jüngster Mastenstreicher“, erzählt er mit einem Lächeln. „Das war für mich damals das Größte – da oben in dieser Höhe arbeiten zu dürfen und selbst zu entscheiden, wie ich den Masten bearbeite.“ Um diesen Job zu machen, dürfe man keine Angst vor der Höhe haben, aber auch nie den Respekt vor ihr verlieren. Heute bleibt er jedoch lieber am Boden und sorgt als Vorarbeiter dafür, dass alles glattläuft. „Ich hab das viele Jahre gemacht, aber irgendwann ist’s auch gut“, sagt Marcel Lange.
Projekt reduziert Anzahl der Strommasten
Der Übertragungsnetzbetreiber Amprion arbeitet derzeit im Bereich Wiblingwerde an der Umsetzung der sogenannten „Variante Wiblingwerde-Ost“. Dabei handelt es sich um einen Abschnitt der geplanten 380-Kilovolt-Höchstspannungsfreileitung zwischen Dortmund-Kruckel und Dauersberg in Rheinland-Pfalz. Die Variante sieht vor, eine bestehende Leitungstrasse zurückzubauen und durch eine neue Trasse zu ersetzen, die gemeinsam mit der Enervie Vernetzt GmbH auf einer Mastreihe geführt wird. Dies reduziert die Anzahl der Masten und minimiert den Eingriff in die Landschaft.