Das Interesse zur Feier der „Stahlhochzeit“ beim Neubau der Rahmedetalbrücke der A 45 war groß.
Fotos: Alex Talash / Dennis Echtermann
Lüdenscheid. „Bedeutender Meilenstein“, „besonderer Moment“ oder sogar ein „historischer Augenblick für die Region“: Es gab reichlich Superlative am Dienstag bei der Feier der „Stahlhochzeit“ beim Neubau der Rahmedetalbrücke der A 45.
Stahlhochzeit: Das klingt nach inniger Verbindung. Ganz so weit war es zum Termin mit Bundesverkehrsminister Volker Wissing am Dienstagnachmittag aber noch nicht. Es ist eher noch eine Fernbeziehung. Wenn auch nur auf kurze Distanz. Die beiden Brückenteile, die von Norden und Süden ausgehend aufeinander zugearbeitet werden, sind noch rund 20 Meter auseinander und damit von der festen Verbindung entfernt. Am Mittwochabend, so schätzen die Fachleute der Autobahngesellschaft und der Baufirmen, soll der Brückenschlag hoch über dem Rahmedetal auf Lüdenscheider Stadtgebiet geschafft sein.
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Das Ereignis wurde am Dienstag damit vorweggenommen. Zum Festakt waren Vertreter aus der Bundes-, Landes- und Kommunalpolitik, der Autobahngesellschaft und aus der Wirtschaft zur Baustelle gekommen.
„Das ist nicht nur ein guter Tag für Nachrodt, sondern für die ganze Region“, urteilte Birgit Tupat, Bürgermeisterin von Nachrodt-Wiblingwerde. „Ich bin froh, wenn das erste Auto über die neue Brücke fährt“, sagte sie gegenüber LOKALSTIMME.DE. Bis dahin ist weiter Geduld gefragt. Aber es gibt eine klare Perspektive: „Noch vor Sommer 2026 rollt der Verkehr über die neue Brücke“, gab der scheidende Bundesverkehrsminister Volker Wissing als Ausblick auf die Fertigstellung im Frühjahr des kommenden Jahres.
„Deutschland kann wieder was“
Als „historischen Augenblick“ bezeichnete Volker Wissing die Stahlhochzeit des Brückenneubaus, nachdem das marode Vorgänger-Bauwerk Anfang Mai 2023 gesprengt worden war. Es sei „eine Katastrophe für die Region“ gewesen, als die wichtige Verkehrsader unterbrochen wurde und seit dem der Umleitungsverkehr vor allem die Straßen in Lüdenscheid belastet.
Er habe die Angelegenheit „zur Chefsache gemacht“; scheitern sei dabei keine Option gewesen, sagte Volker Wissing. Gemeinsam mit der Autobahngesellschaft und den ausführenden Baufirmen sei es gelungen, den Neubau schneller zu realisieren als zunächst gedacht und wohl von vielen befürchtet. „Wir haben gezeigt, dass Deutschland wieder ‚was kann“, urteilte der Bundesverkehrsminister und reihte die Stalhochzeit beim Neubau der Rahmedetalbrücke in andere, erfolgreiche Infrastrukturprojekte, wie die Rietberg-Bahn, ein. Damit ließe sich „Vertrauen in den Staat zurückgewinnen“ und es sei ein „Zeichen gegen Extremismus“, so Wissing, der von „einem Meilenstein“ sprach, der im Rahmedetal geschafft sei.
Einer neuen Bundesregierung gab der scheidende Verkehrsminister gleich noch eine Aufgabe mit: Bis 2029 brauche es „zusätzlich 25 Milliarden Euro“ für die Autobahnen in Deutschland. „Jetzt darüber zu sprechen“, um den Finanzbedarf zu sichern, sei der richtige Zeitpunkt. „Ein funktionierender Staat zeigt sich auch in funktionierender Infrastruktur“, sagte Wissing.
20-Meter-Lücke Mittwochabend geschlossen
Von einer „besondere Brücken“ und einem „Meilenstein“ beim Neubau sprach auch Elfriede Sauerwein-Braksiek, Direktorin der Niederlassung Westfalen der Autobahn GmbH des Bundes, und erläuterte die technischen Details: Die gelben Gitter der Hilfskonstruktion zwischen Nord- und Südende (Vorbauschnäbel) sind abgebaut und liegen unten am Rand der aktuell voll gesperrten Altenaer Straße. Sobald die die Stahlkonstruktionen von beiden Seiten so weit aufeinander zugeschoben sind, dass die restliche 20-Meter-Lücke überwunden ist, wird mit Hilfe eines Krans und Flaschenzugs die rund 1,40 Meter tiefer hängende Konstruktion aus Richtung Süden auf das Niveau des Nord-Teils angehoben; der Südteil hängt durch, weil er länger und damit schwerer ist.
Für Mittwochabend erwartet Elfriede Sauerwein-Braksiek dann die endgültige Verbindung und damit den Vollzug der Stahlhochzeit. Anschließend erfolge die Betonage der späteren Fahrbahnen und deren Asphaltierung, das Anbringen der Kappen und der Sicherheitstechnik. „Da sind viele Arbeiten dabei, die von der Witterung abhängen“, machte die Direktorin der Autobahn-Gesellschaft deutlich. Dennoch: Der Eröffnungstermin Frühjahr 2026, also in gut zwölf Monaten, steht seit Dienstag fest im Raum.