Altena. Zeitenwende in der Burgstadt: Mit der Vereidigung des neuen Bürgermeisters Uwe Kober (CDU) am Montag (2. November) hat ein neues Kapitel in der Ortsgeschichte der Burgstadt begonnen. Sein Vorgänger, Dr. Andreas Hollstein (ebenfalls CDU), wurde nach 21 Jahren Amtszeit verabschiedet; er war bei der Kommunalwahl im September nicht wieder angetreten. Hollstein erhielt, als zweiter Altenaer überhaupt, den Großen Ehrenring der Stadt als Auszeichnung. Dazu galt es 14 von 32 Ratsmitglieder in der ersten Sitzung des neu gewählten Stadtrats erstmals für ihre Aufgabe zu verpflichten.
Der würdige Rahmen für den Beginn der 17. Legislaturperiode des Stadtrats: der große Saal im Haus Lennestein. Die Tische festlich mit weißen Tischdecken bedeckt, auf der Bühne Blumenschmuck in rot-weiß, den Farben der Stadt Altena. Die Sitzordnung und auch das Miteinander waren allerdings, wie auch die Wahl des Tagungsorts, der Corona-Situation geschuldet. Händedesinfektion an den Eingängen, Dreier-Tische mit Abstand statt Fraktionsreihen, alle Anwesenden mit Maskenschutz. Gäste waren, trotz öffentlicher Sitzung, nur begrenzt zugelassen; unter ihnen etliche der ausgeschiedenen Ratsmitglieder und die kommunalpolitischen Urgesteine Ingeborg Becker (CDU, stellv. Bürgermeisterin 1994 – 1999) und Rudi Küster (SPD).
Während in sozialen Medien von uninformierten Nutzern unterstellt wurde, dass im Lennestein wohl Politik und Verwaltung trotz Corona-Auflagen feierten, fand dort nichts weniger als der Vollzug der parlamentarischen Demokratie auf lokaler Ebene statt. In Corona-Zeiten und unter Corona-Bedingungen. Ohne Hände schütteln, mit desinfizierten Kugelschreibern und respektvollem Abstand.
„Altena noch liebenswerter machen“
Um Punkt 16.09 Uhr bedankte sich Uwe Kober für Blumensträuße von der Verwaltung, der CDU und den Grünen und die vielen guten Wünsche – er hatte soeben die Eidesformel gesprochen und ist von SPD-Ratsfrau Ursula Odebralski, als Alterspräsidentin des Stadtrats, in sein Amt eingeführt worden. Ein Amt, dass Kober als „tolle Aufgabe“ bezeichnet, auf die er sich freue. Der CDU-Mann, der bei der Kommunalwahl am 13. September im ersten Wahlgang mit absoluter Mehrheit in das Amt gewählt worden war, sieht „eine spannende, aber auch gute Zeit“ auf den Rat und die Verwaltung zukommen. Kobers Aufruf: „Lasst uns gemeinsam Altena noch liebenswerter machen.“
Die erste Kampfabstimmung erlebte der neue Rat gleich in seiner ersten Sitzung, bei der Wahl der beiden ehrenamtlichen stellvertretenden Bürgermeister. CDU und SPD, die sich im Vorfeld auf eine Zusammenarbeit für die nächsten fünf Jahre geeinigt haben, machten demzufolge einen gemeinsamen Vorschlag: Wiederwahl der bisherigen 1. stellvertretenden Bürgermeisterin Hanna Freisler von der CDU und SPD-Ratsherr Helmut Göss als neuen 2. Stellvertreter. Damit gingen die Grünen, die bisher mit Dr. Rita Rüth die 2. stellvertretende Bürgermeisterin stellten leer, aus.
Kampfabstimmung um Bürgermeister-Stellvertreter
Die Grünen schickten dennoch Rita Rüth ins Rennen. Auf den CDU-SPD-Vorschlag entfielen in der geheimen Abstimmung 25 Stimmen; das sind drei Stimmen mehr als die beiden Fraktionen haben. Auf Rita Rüth entfielen 8 Stimmen und damit zwei Stimmen mehr, als die Grünen selbst haben; die Fraktion der Sozialen und demokratischen Alternative (SDA) und die beiden Vertreter von FDP (Bernhard Diel) und Linkspartei (Christian Kißler) hatten keine eigenen Vorschläge eingebracht. Damit sind Hanna Freisler und Helmut Göss gewählt.
Bei den drei Ortsvorstehern bleibt alles wie bislang: Andreas Kern (Rahmede, Rosmart, Drescheid), Helmar Roder (Dahle), beide von der CDU, und Thomas Schmitz (SPD, Evingsen) behalten ihre Aufgaben.
Neue Perspektive als Zuschauer
Aus der – für ihn neuen – Perspektive des Zuschauers konnte Andreas Hollstein die Ratssitzung verfolgen. Mit langen Beifall, zu der sich alle von den Plätzen erhoben hatten, war er zuvor vom Stadtrat und den Gästen der Sitzung verabschiedet worden. „Eine Ära geht zu Ende“, urteilte Bürgermeister Uwe Kober über seinen Vorgänger und zählte stichwortartig die Projekte auf, die „die Schaffenskraft“ Hollsteins aufzeigten: die Drahtbaumallee an der Lenne, die beiden offenen Ganztagsgrundschulen, die erste Firmenansiedlung im Gewerbepark Rosmart, das Projekt „Neues Altern in der Stadt“ (NaiS), das erste Mittelalterfest und natürlich der Bau der Lenneterrassen und des Burgaufzugs sowie Hollsteins Einsatz für Geflüchtete. Das alles fand sich auch in einer Collage wieder, die Hollstein von Rat und Verwaltung geschenkt bekam, gezeichnet von der Altenaer Künstlerin Tanja Graumann.
Offiziell wurde es nach der ersten Abstimmung des neuen Stadtrats – der sprach sich einstimmig dafür aus, Hollstein mit dem Großen Ehrenring der Stadt auszuzeichnen; eine Ehrung, die bisher nur Hollsteins Vorgänger, Günter Topmann (SPD, Bürgermeister von 1970 – 1999), erhalten hat.
Seltene Ehrung für Andreas Hollstein
„Wenn sie mir danken, dann möchte ich den Dank die Verwaltung und die vier Stadträte in meiner Amtszeit einschließen“, sagte der Geehrte und hob dabei stellvertretend eine Person heraus: Uwe Scholz als seinen langjährigen Weggefährten und CDU-Parteifreund. Seinem Nachfolger wünschte Hollstein eine gute Hand bei der Amtsführung und dass Kober und seine Familie von Bedrohungen und Einschüchterungsversuchen, die Hollstein und seine Familie durchlitten haben, verschont bleibe. „Es war mir eine große Ehre und Freude für diese besondere Stadt zu arbeiten“, erklärte Hollstein, der ankündigte, in der Öffentlichkeit „keinen Kommentar mehr zur Stadtpolitik“ abgeben zu werden. Hollstein: „Ich bin ab jetzt nicht ohne Meinung, aber die gibt es nur im persönlichen Gespräch“. Um 17.03 Uhr schloss Hollstein mit den Worten eines Fußballtrainers: „Ich habe fertig“.
Das galt nicht für die erste Sitzung des neuen Stadtrats: Die ausgeschiedenen Ratsmitglieder wurden gebührend verabschiedet und erste Personalentscheidungen bei kommunalen Beteiligungen wurden getroffen. (Bericht folgt)