Altena. Die Leiche liegt schon seit einigen Stunden in dem Gebüsch, als Spaziergänger sie gegen 14 Uhr finden: Vor fünf Jahren, am 5. September 2015, wird ein junger Mann tot unterhalb der Burg Altena aufgefunden. Bis heute sind die Umstände, wie er ums Leben kam, ungeklärt.
Es ist, neben der so genannten Bergfeld-Leiche aus dem Sommer 1997, einer der ungelösten Todesfälle der jüngsten Vergangenheit in Altena. Schnell ist die Rede vom „Toten von der Burg“.
Das Opfer ist Recep B. Ein junger, türkischstämmiger Mann. Der in Altena viele Bekannte hat: Der 20-Jährige ist häufig in der Innenstadt unterwegs, verdient sich als Kellner in einer Kneipe ein bisschen Geld, pflegt das, was hinlänglich als westlicher Lebenssttil bezeichnet wird.
Spaziergänger entdecken Leiche in einem Gebüsch
Am Abend des 4. September 2015, einem Freitag, wird er gegen 22 Uhr das letzte Mal von einem Zeugen lebend gesehen: in Begleitung einer männlichen Person. In der Nähe der Burg Altena. Noch in der Nacht zum 5. September stirbt Recep B. Unterhalb der Festung, im Weyhe-Park, der die Burg als Grünanlage umgibt, finden Spaziergänger am nächsten Tag die Leiche. Sie liegt in einem Gebüsch, ein paar Meter entfernt von einer Treppe, die in südwestlicher Richtung in die Innenstadt hinunterführt. Die Todesursache ist eindeutig: Recep B. ist verblutet: Seine Kehle ist durchtrennt.
Die Ermittler legen sich nicht fest: War es eine Selbsttötung? Oder ist der junge Mann umgebracht worden?
Ein Messer oder ähnliches wird nie gefunden
Gegen die Annahme eines Selbstmords spricht bis heute die Tatsache, dass nie ein Messer oder ein scharfes Werkzeug gefunden wird, mit dem der tödliche Schnitt ausgeführt worden sein könnte. Und das, obwohl der Bereich unterhalb der Burg von einer Hundertschaft der Polizei abgesucht wird. Überhaupt hat es die Spurensicherung nicht leicht: Es hat in der Nacht, als Recep B. stirbt, und auch am Tag danach stark geregnet. Der Boden ist aufgeweicht, Spuren verwässert.
Die Auswertung der Handydaten des jungen Mannes bringt die Ermittler auch nicht weiter: „Keine verwertbaren Erkenntnisse“, heißt es dazu. Merkwürdig bleibt für die Ermittler auch, dass die Familie des Opfer auffallend wenig zur Aufklärung beitragen kann.
Wer war der letzte Begleiter des Opfers?
Rätsel gibt den Ermittlern bis heute der letzte Begleiter von Recep B. auf: Obwohl die Polizei mit Fahndungsplakaten in deutscher und türkischer Sprache nach ihm sucht, meldet er sich nicht und bleibt bis heute unbekannt. Es soll ein junger Mann gewesen sein, ca. 1,80 Meter groß, bekleidet mit dunkler Hose und einer auffälligen hellgrauen Kapuzenjacke mit kleinkariertem Muster.
Bevor die Leiche von Recep B. zur Beisetzung nach Istanbul überführt wird, gibt es im Bungern eine Abschiedsfeier, bei der auch Bürgermeister Andreas Hollstein an „den jungen Mann, der immer freundlich gegrüßt hat“, erinnert.
Am Weg um die Burg errichten Freunde und Bekannten von Recep B. eine kleine Gedenkstätte: mit Blumen, Steinen – und seinem Trikot, das er beim Fußball spielen im Verein getragen hat. Die Gedenkstätte ist längst abgeräumt und mit ihr wahrscheinlich die Erinnerung bei vielen verblasst. Die Erinnerung an Recep B., den „Toten an der Burg“. Dessen Todesumstände bis heute ungeklärt sind.