Altena. Mit einem eindringlichen Appell für mehr Respekt im Umgang miteinander, insbesondere mit denen, die sich in Politik und für das Gemeinwohl engagieren, schickt Bürgermeister Andreas Hollstein die Stadt ins neue Jahr. Hollstein rief am Sonntag (12. Januar) beim Neujahrsempfang in der Burg Holtzbrinck die zahlreichen Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Kirche, Kultur und aus den Altenaer Vereinen dazu auf, Rechtspopulisten und rechten Hetzern „keinen Millimeter“ Platz zu geben.
Hollstein zog dabei eine persönliche rote Linie. „Wenn die CDU mit der AfD zusammenarbeiten würde, wäre ich nicht mehr Mitglied der CDU“, legte sich Hollstein fest – und das vor einem prominenten Zuhörer der Union. Paul Ziemiak (Iserlohn), seit 2019 Generalsekretär der Bundes-CDU, weilte unter den Gästen des Altenaer Neujahrsempfangs. „Die Position der CDU ist klar. Es gibt, auch keine schleichende, Annäherung an die AfD“, machte Ziemiak im Anschluss an die Veranstaltung gegenüber LOKALSTIMME.DE deutlich.
Für Hollstein war es nach 20 Jahren der letzte Neujahrsempfang als Bürgermeister der Burgstadt. Deshalb auch sein Aufruf, denen, die sich einsetzen, mit Respekt zu begegnen – „Sonst findet sich bald kein geeignetes Personal mehr“, warnte Hollstein. In Altena sei das, insbesondere im Wahljahr 2020, noch anders, stellte der scheidende Bürgermeister indes fest: „Um Altenas Zukunft bin ich nicht bange.“
EU-Partnerstädte stellen sich vor
Immerhin habe das Jahr für Altena schon gut begonnen: „Das Apollo-Kino hat es in einer Umfrage unter die zehn schönsten in Deutschland geschafft!“, freute sich Hollstein. Beim Ausblick auf das, was in diesem Jahr in der Burgstadt ansteht, kündigte Hollstein, durchaus mit einem Augenzwinkern und einigen Lachern im Publikum, die Fertigstellung der Fußgängerbrücke über die Lenne an; anschließend werde die Gestaltung des Lenneparks auf der Bahnhofsseite beginnen, die Altena dann eine „Park-& Ride-Gelegenheit“ verschaffe. Mitte Juni ist Altena Gastgeber für ein Projekt aus dem EU-Programm Urbact; geplant seien Pop-Ups in leer stehenden Geschäften der Innenstadt, in denen sich die Partnerstädte des Projekts vorstellen. Hollstein wies auch auf das Schützenfest in Evingsen hin – und auf die Kommunalwahl im September.
„Es hat auch Stillstand gegeben“
Hollstein sparte allerdings auch nicht mit Kritik: Im vergangenen Jahr habe es „Stillstand gegeben“ und „Hoffnungen, die sich nicht erfüllt haben“, etwa wenn es um die Brachen im ehemaligen St.-Vinzenz-Krankenhaus und Stapel-Center geht. Hollstein: „Die Stadt kann privaten Eigentümern nicht vorschreiben, was sie zu tun haben“. Zu den „Leistungsträgern“, die die Stadt verloren habe, zählte er den Geschäftsführer der Altenaer Baugesellschaft (ABG), Joachim Effertz, und Pfarrerin Merle Vokkert von der Evangelischen Kirchengemeinde. Immerhin konnte er mit Manfred Haupt als neuen Chef der ABG einen Nachfolger bereits begrüßen. Als positiv stellte Hollstein u. a. die Gewerbesteuereinnahmen in Höhe von 10,2 Millionen Euro („Das drittbeste Ergebnis der Stadt“), die gelungene Renovierung der Burg Holtzbrinck, den neuen Kunstrasen im Reinecke-Stadion, die neue Wald-Gruppe am Kindergarten Knerling und die Freiluft-Ausbildungsmesse in der Innenstadt heraus.
Hollstein mahnt Altschuldenfonds an
Die Einnahmen aus dem hohen Gewerbesteueraufkommen will Hollstein nutzen, um auch Altschulden abzubauen; er machte aber auch deutlich, dass ein Altschuldenfonds, gefüllt mit Landes- und Bundesmitteln, den ver- und überschuldeten Städten wie Altena dringend notwendige Entlastung bringen könne. Vielleicht eine Botschaft, die in Richtung CDU-Generalsekretär Ziemiak gerichtet war.
Neben dem Bürgerpreis (s. gesonderter Bericht) verteilte Hollstein auch noch Blumen; die bekam seine Mitarbeiterin Gundula Schulze, die „mehr als ein Jahrzehnt“ den Neujahrsempfang organisiert hat und die im Herbst in Ruhestand geht.
Beobachter aus Dortmund in der Bürgerburg
Den musikalischen Rahmen des Neujahrsempfangs setzte das Blasorchester Altena mit schmissigen und groovigen Tönen.
Und das alles wurde von einem Journalisten aus Dortmund beobachtet: Die dortigen „Ruhr-Nachrichten“ hatten einen Redakteur in die Burgstadt geschickt – wohl um zu schauen, wie der Oberbürgermeisterkandidat der dortigen CDU, Andreas Hollstein, an seiner bisherigen Wirkungsstätte als Bürgermeister auftritt.