Nachrodt-Wiblingwerde/Märkischer Kreis. „Jede Kindeswohlgefährdung ist eine zu viel“, sagte Kim Heinzer in der jüngsten Sitzung des Jugendhilfeausschusses des Märkischen Kreises im Kreishaus Lüdenscheid. Als Koordinierende Kinderschutzfachkraft stellte sie Daten, Zahlen und Fakten des Jahres 2022 vor.
Laut des Berichts von Kim Heinzer bleiben die Zahlen von geprüften und festgestellten Kindeswohlgefährdungen auf einem hohen Niveau. Im Jahr 2022 gab es insgesamt 387 Prüfverfahren (2019: 528; 2020: 439; 2021: 376), eine nachgewiesene Kindeswohlgefährdung lag in 130 Fällen vor. Die Zahlen beziehen sich dabei ausschließlich auf die Städte und Gemeinden im Bereich des Kreisjugendamtes: Nachrodt-Wiblingwerde, Balve, Halver, Herscheid, Kierspe, Meinerzhagen, Neuenrade und Schalksmühle. Dabei geht es in den meisten Fällen um Vernachlässigungen, gefolgt von psychischer und körperlicher Misshandlung sowie sexueller Gewalt an Kindern und Jugendlichen.
Die gemeldeten Verdachtsfälle erreichten den Märkischen Kreis von Polizei, Gerichten und Staatsanwaltschaften (60), gefolgt von anonymen Hinweisen (57) und Schulen (54). „ In der Öffentlichkeit und in der Gesellschaft erfährt das Thema mehr und mehr Aufmerksamkeit. Die Sensibilisierung für den Kinderschutz hat in den vergangenen Jahren stetig zugenommen“, berichtete Heinzer.
Kinderschutz-Team hilft im Verdachtsfall weiter
Wenn Schulen, Kindertagesstätten oder Jugendhilfeträger den Verdacht auf eine Gefährdung des Kindeswohls haben, können sie sich an das Beratungsteam im Kinderschutz des Märkischen Kreises wenden. Unter der Koordination von Diplom-Sozialpädagogin Kim Heinzer berät es Organisationen und gibt Hilfestellung. Die Unterstützung des Kinderschutzteams ist sehr gefragt. Allein in diesem Jahr hat es bereits 36 anonymisierte Fachberatungen gegeben – mehr als im gesamten Jahr 2022 (30). Das Team bringt Partner für den Kinderschutz zusammen, darunter Träger der Kinder- und Jugendarbeit sowie der Kindertagesstätten, kooperiert mit Schulen und sensibilisiert mit regelmäßigen, öffentlichen Schulungen, Tagungen und Veranstaltungen. „Eine gute Vernetzung ist ein elementarer Baustein des Kinderschutzes“, so Heinzer weiter.
77 Kinder und Jugendliche mussten in Obhut genommen werden
Jeder Hinweis auf eine Kindeswohlgefährdung wird in einem standardisierten Verfahren im Vier-Augen-Prinzip von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Regionalen Sozialen Dienste bearbeitet. Die finale Gefährdungseinschätzung erfolgt dabei im Rahmen einer kollegialen Beratung von mindestens vier pädagogischen Fachkräften. Bei circa 80 Prozent der durchgeführten Beratungen ist eine Meldung zunächst nicht erforderlich, was die positive präventive Wirkung des Kinderschutz-Teams verdeutlicht. Wenn sich Meldungen bestätigen, entsteht ein Prüfverfahren beim Jugendamt, welches dann durch den Regionalen Sozialen Diensten den Kontakt zu den Eltern sucht und Hilfe vor Ort anbietet. Im äußersten Notfall wird eine Inobhutnahme in die Wege geleitet. 2022 war das in 77 Fällen erforderlich. Die Kinder und Jugendlichen werden dann in den meisten Fällen in stationären Jugendhilfeeinrichtungen oder Bereitschaftspflegefamilien untergebracht, um den Schutz sicherzustellen.
Wenn Schulen, Kindertagesstätten oder Jugendhilfeträger den Verdacht auf eine Gefährdung des Kindeswohls haben, können sie sich an das Kinderschutz-Team des Märkischen Kreises wenden. Unter der Koordination von Diplom-Sozialpädagogin Kim Heinzer bietet es den Organisationen Beratung und Hilfestellung: „Das wichtigste ist es zunächst, den Kindern einen geschützten Raum zu bieten, in dem sie sich mitteilen können, wenn ein Verdacht besteht. Den Schulen empfehlen wir stets auch in den Austausch mit den Eltern zu gehen. Außerdem wollen wir junge oder werdende Eltern früh erreichen, um elterlicher Überforderung vorzubeugen und so den Schutz der Kinder zu gewährleisten.“