Altena. Die Stadt hat sich auf die Aufnahme weiterer Menschen, die aus der Ukraine vor dem Krieg flüchten, eingestellt. Sozialamt, Schulverwaltung, Stellwerk und Integrationsbüro arbeiten dabei Hand in Hand – und suchen derzeit nach „Unterstützungskräften“ für die Schulen.
Der dringende Appell aus dem Rathaus an die Geflüchteten, die in der Burgstadt ankommen und zunächst planen, länger zu bleiben: Bitte in der Stadtverwaltung anmelden und zwar beim Integrationsbüro! Das machten Bürgermeister Uwe Kober, sein Stellvertreter Stefan Kemper, Fachbereichsleiterin Agnes Goniwiecha und Anette Wesemann (Stellwerk/bürgerschaftliches Engagement) am Montag (14. März) deutlich.
Rund 20 Geflüchtete, schätzt Fachbereichsleiterin Agnes Goniwiecha, sind bislang in der Burgstadt aus der Ukraine angekommen; etliche davon sind im „Bergheim“ in der Mühlenrahmede untergekommen – ob sie dort bleiben, oder zu Verwandten oder in andere Städte weiterziehen, ist zum Teil wohl noch unklar. Diese erste Welle an Geflüchteten bezeichnet die Verwaltung daher auch als „unkoordinierte Anreise“.
„Koordinierte Zuweisung läuft an“
„Jetzt geht es um die koordinierte Zuweisung, die anläuft“, formulierten Agnes Goniwiecha und Stefan Kemper. Wie viele Menschen aus den Kriegsgebieten in der Ukraine das sein werden, die nach Altena kommen, weiß auch im Rathaus niemand genau. Aber: „Wir können auf die Strukturen und Erfahrungen aus den Jahren 2015/2016 zurückgreifen“, sagt Stefan Kemper.
Dazu gehört, dass es bereits eine Liste mit freiem Wohnraum gibt: Wohnungen in städtischem Besitz, von der Altenaer Baugesellschaft, aber auch von Privatpersonen, die sich gemeldet und bereitwillig Platz angeboten hätten, berichtet Anette Wesemann. In erster Linie seien es „Kinder und Frauen“, die vor dem von Russland entfesselten Krieg flüchteten und untergebracht werden müssen – mit bislang einer Ausnahme für Altena: Ein junger Mann, der seinen Urlaub hier verbracht hat, wollte eigentlich zurück in die Ukraine und in der Armee für die Freiheit seines Landes kämpfen. „Seine Mutter hat es geschafft und ihn überredet, es nicht zu tun, sondern hier in Sicherheit zu bleiben“, erzählt Bürgermeister Uwe Kober.
Alle Schulen sind aufnahmebereit
Alle Schulen in Altena haben sich bereit erklärt, Geflüchtete in ihre Klassen aufzunehmen; die Zuteilung erfolge allerdings „im regulären Verfahren“, also über den Märkischen Kreis. Das Burggymnasium (BGA) nehme alle Altersklassen auf; Geflüchtete in Nachrodt-Wiblingwerde aber erst ab Jahrgangsstufe 8 – die Jahrgänge 5 bis 7 sollen dort zunächst auf die Sekundarschule am Standort Nachrodt gehen.
Die Schulen könnten allerdings gut Hilfe bei der Aufnahme und Integration gebrauchen: Gesucht werden „Unterstützungskräfte – das können Erzieher/innen, Lehrer/innen oder Sozialarbeiter/innen, auch im Ruhestand, sein, die Lust und Zeit haben, zu helfen“, erklärte Stefan Kemper. Auch unter den Geflüchteten selbst wolle die Stadt auf die Suche nach diesem Personenkreis gehen.
Bekleidung zur Verteilung gibt es in der Kleiderkammer am Generationentreff Knerling derzeit noch ausreichend; innerhalb des Stellwerks seien auch bereits Möbel und Haushaltsgeräte gespendet worden, berichtete Anette Wesemann, die sowohl ankündigte, wieder „Willkommenspakete“ mit dem Nötigsten zusammenzustellen, als auch die Lebensmittel-Ausgabe der Tafel für Geflüchtete aus der Ukraine zu öffnen.
Unterschiedliche Impfquoten und -vorgaben
In der Abstimmung zwischen den Kommunen und dem Märkischen Kreis wird offenbar auch eine Änderung der Alarmierung der Freiwilligen Feuerwehr beraten, denn: Wenn die Sirenen aufheulen, lasse dies bei den Geflüchteten böse Erinnerung wach werden – in der Ukraine haben die Sirenen nicht die Feuerwehr in den Einsatz gerufen, sondern vor Luftangriffen gewarnt. Womöglich soll es häufiger „stille Alarme“ für die Feuerwehr über Meldeempfänger („Pieper“) geben.
Sorge bereitet den Verantwortlichen im Rathaus die unterschiedlichen Impfvorgaben: Ohne Nachweis einer Masern/Mumps/Röteln-Schutzimpfung werde kein Kind im Kindergarten aufgenommen – wie und wo aber sollen die Kinder unter den Geflüchteten schnell geimpft werden, zumal die Corona-Pandemie nach wie vor die Ärzte beschäftige? Oder: Tuberkulose-Schutzimpfung. Die Impfquote in der Ukraine ist nicht annähernd so hoch wie in Deutschland, die Zahl der Fälle dementsprechend höher. Vorsorgeuntersuchung „gehen nur mit Röntgen“, sagt Bürgermeister Uwe Kober. Auch da fehle es, nicht zuletzt wegen Corona, an Kapazitäten an den heimischen Krankenhäusern und bei niedergelassenen Ärzten, die ein Röntgengerät in der Praxis haben.