Altena. Die vielleicht beste Nachricht nach der Sommer-Sitzungspause des Stadtrats: Die Entwicklung der Gewerbesteuer liegt, trotz Anzeichen einer Eintrübung der Konjunktur, über den Erwartungen. Das teilte Kämmerer Stefan Kemper den Ratsmitgliedern am Montag mit. Ende August lagen die Einnahmen bei 8,9 Millionen Euro. „Wir nähern uns langsam wieder der schwarzen Null“, ordnete Kemper, der Herr der Zahlen im Rathaus, das Gewerbesteueraufkommen in die Gesamt-Haushaltssituation der Burgstadt ein. Für Bürgermeister Andreas Hollstein ein Grund zur „Euphorie“. Zumal die Stadt einige Projekte angehen will, die Geld kosten: den Neubau einer Feuer- und Rettungswache sowie von drei Feuerwehrgerätehäusern und die Sanierung der Industriebrache Schwarzenstein. Beides Themen, die den Stadtrat am Montag beschäftigten.
Die in der Fortschreibung des Brandschutzbedarfsplans enthaltenen Neubauten für die Feuerwehr sind notwendig, weil anders gesetzliche Vorgaben nicht mehr eingehalten werden können oder die Gerätehäuser, in denen die Fahrzeuge der Freiwilligen Feuerwehr stehen, für die Größe der Wagen heute zu klein sind. Davon betroffen sind die Gerätehäuser der Löschgruppen Evingsen (Zur Roleye), Drescheid (Großendrescheid) und Rahmedetal (Zum Hohle). Und auch die Feuer- und Rettungswache wird mittelfristig umziehen müssen: Allerdings muss dazu erst einmal ein neuer Standort in der Stadtmitte gefunden oder die Möglichkeit einer Erweiterung am bisherigen Standort in der unteren Nette ermöglicht werden. Damit steht die Feuerwache nach ihrem Umzug Anfang der 1980-er Jahre vom Bungern in die Nette wohl vor dem größten Umbruch. Das zeigte sich auch daran, dass etliche Feuerwehrleute die Ratssitzung von den Zuschauerreihen aus verfolgten.
Jetzt geht es zunächst darum, Mittel beim Land NRW für den Einstieg in das Projekt zu beantragen. Außerdem soll die Zusammenarbeit mit der Nachbargemeinde Nachrodt-Wiblingwerde beibehalten werden. Das ist auch bei den Ratsmitgliedern unstrittig. Ein neues Arbeitszeitmodell wirft aber noch Fragen auf.
Arbeitszeitmodell wird hinterfragt
Der bei den hauptamtlichen Feuerwehrleuten der Wache beliebte 24-Stunden-Dienst in drei Wachabteilungen – nach einer Schicht rund um die Uhr folgen zwei freie Tage – würde danach für die meisten wegfallen. Es soll ein so genanntes „Zwei-plus-Vier“-Modell eingeführt und daraufhin auch der Neubau der Wache abgestellt werden. Vier Feuerwehrleute wären demnach nur tagsüber, etwa in einem Zeitraum von 7 bis 16.30 Uhr, im Dienst. Das Zeitfenster hinterfragte Ratsherr Ulrich Biroth von der Wählervereinigung SDA (Soziale und demokratische Alternative); Markus Ferber (SPD) regte einen Rahmendienstplan als Modell an, damit Bewerber auf freie Stellen an der Altenaer Wache wissen, worauf sie sich einlassen. Auch SPD-Fraktionschef Lutz Vormann forderte, dass die Feuerwehrleute wissen müssten, „worauf sie sich einlassen“. Für Bürgermeister Hollstein kommt das zu früh: Das gesamte Projekte werde bis zur Verwirklichung noch Jahre dauern. Und Grünen-Ratsherr Oliver Held stellte die Dimension des Projekts heraus: „Eine große finanzpolitische Aufgabe für den künftigen Rat“. Auf Helds Anregung begleitet eine Arbeitsgruppe aus Politik, Verwaltung und Feuerwehr das weitere Vorgehen.
Orte zum Erholen auf alter Industriefläche
Um Fördergelder aus Mittel der Städtebauförderung geht es auch bei der Sanierung der Industriebrache Schwarzenstein. Ein Arbeitskreis unter Beteiligung von Bürger/innen hat dazu ein erstes Konzept erarbeitet: Das sieht den Abriss der Gebäude auf der Seite der Werdohler Straße inklusive des alten Labors vor; nur die ehemaligen Verwaltungsgebäude sollen erhalten bleiben. Dort könnte Platz für „Coworking Spaces“, so Stadtplaner Roland Balkenhohl, entstehen, also Räume, die auf Zeit von mehreren unterschiedlichen (Klein-)Firmen genutzt werden können. Zur Lenne hin sollen auf der entstandenen Freifläche Wohnmobilstellplätze entstehen. Die alte Werksbrücke auf die andere Lenneseite soll – wenn möglich – erhalten werden, ebenso Teile der alten Gießerei. Die sanierten Gebäude könnten für Veranstaltungen und Gastronomie genutzt werden und es soll Platz für so genannte „Tiny Houses“, also Unterkünfte im Miniformat, entstehen.
Zumindest die zuständige Ministerin Ina Scharrenbach (CDU) aus Düsseldorf habe „mit viel Wohlwollen“ auf die Pläne der Stadt reagiert, berichtete Bürgermeister Andreras Hollstein: Demnach hat die NRW-Ministerin für Heimat, Kommunales und Bau „ohne viel Aufhebens um den Besuch“, so Hollstein, sich die Brache bereits angesehen.
Höhe der Kosten noch unklar
Wie hoch die Kosten für die Neuordnung an Altenas südöstlicher Ecke ausfallen, mochte Stadtplaner auf Nachfrage von SPD-Fraktionschef Lutz Vormann nicht zu sagen: „Das lässt sich seriös noch nicht sagen“, verwies Balkenhohl auf viele Unbekannte in der Rechnung: etwa, ob, und wenn ja, welche Art von Altlasten im (Unter-)Grund gefunden werden und beseitigt werden müssen. Auch Abriss- und Renaturierungskosten seien derzeit noch nicht bezifferbar. Der Stadtrat gab grünes Licht, damit die Stadt Fördergelder beim Land beantragen kann, um unter anderem eine Altlastenuntersuchung durchführen zu können. Das Gesamtkonzept geht jetzt zur Beratung in die Ratsfraktionen und wird wieder Thema in der übernächsten Sitzung des Stadtparlaments.