Altena. Es wäre so eine tolle Aufführung geworden, doch ausgerechnet bei der Haupt- und Generalprobe sowie bei der Premiere des Stückes „Theater-Theater“ läuft beim Freien Theater „Auf Draht“ alles schief. Der Regisseur ist einem Nervenzusammenbruch nahe, einer der Darsteller verspätet sich, die Hauptdarstellerin kann nur spielen, wenn sie ihr Stichwort bekommt und der Hauptdarsteller entwickelt Starallüren und möchte gerne Oblaten statt Kekse.
Im Grunde spielt sich die Amateurtheatergruppe am Freitag bei der Premiere des Zweiakters im Thomas-Morus-Haus selbst. Die Krimi-Persiflage aus der Feder von Tom Müller und Sabine Misiorny ist eine augenzwinkernde Liebeserklärung an alle Mitglieder von Amateurtheatergruppen landauf und landab, die mit viel Herzblut und Verve ihr Publikum begeistern und ihm unbeschwerte Stunden schenken.
Die Geschichte ist schnell erzählt. Eine Theatergruppe studiert ein Krimistück ein. Mit allem Drum und Dran. Ein Mord im Hause von Lord und Lady Thitherthorough muss aufgeklärt werden. Das Fatale: Einer der Schauspieler hat sich verspätet und kann erst später an den Proben teilnehmen. Dummerweise weiß niemand, wie der Schauspieler aussieht. Bis zu seiner Ankunft muss also die Rolle von Mr. Smith von anderen Ensemblemitgliedern übernommen werden.
Panik bei den Schauspielkollegen
Mal ist es der Regisseur oder der Regieassistent. Aber alle sind guten Mutes, denn der unbekannte Schauspieler dürfte keine Schwierigkeiten mit der Rolle haben, die er zuvor schon mehrere hundert Male gespielt hat. Am Premierenabend schleicht sich ein Zuschauer in den Saal, der es nicht rechtzeitig zum Aufführungsbeginn geschafft hat. Alle glauben, es sei „Mr. Smith“ und zerren ihn auf die Bühne, wo das Chaos dann seinen Lauf nimmt.
Da er den Text nicht kennt, improvisiert er munter drauf los, sorgt damit für Panik bei seinen Schauspielkollegen und wirbelt den Abend ordentlich durcheinander. Das überraschende Ende soll noch nicht verraten werden, denn es gibt weitere Aufführungen von „Theater-Theater“ am 14., 15., 21. und 22. März.
Zur Höchstform aufgelaufen
Regisseurin Jessica Hein ist wirklich zu beneiden, denn sie konnte die Rollen mit Schauspielerinnen und Schauspielern besetzen, denen die Freude am Theaterspiel förmlich anzusehen war. Einer von ihnen ist Thomas Fillinger als Inspektor, der in dieser Rolle zur Höchstform auflief. Seine theatralische Verkörperung des Ermittlers löste ein ums andere Mail Lachsalven beim Publikum aus.

Natürlich dreht sich das Spiel um einen Mord, der aufgeklärt werden soll. Foto: Hartmut Becker
Jens Weihl als Regisseur Falk Wagner steht ihm in nichts nach. Mit seiner Darstellung des gestressten Spielleiters und ertappten Schürzenjägers spielte er sich in die Herzen der Zuschauer.
In die oberste Liga der Laienspielschauspielerinnen ist spätestens seit Freitag Ulrike Vogt aufgestiegen. Als Lady Thitherthorough und Liebschaft von Regisseur Wagner zog sie alle Register ihres schauspielerischen Könnens. Pralle Situationskomik gemischt mit Originalität sorgte für viel Gelächter beim Publikum, spätestens als sie sich die Cognac-Flasche an die Lippen setzte und minütlich betrunkener wurde.

Die Laienschauspielerinnen und -schauspieler liefen zur Höchstform auf. Foto: Hartmut Becker
Mit Eddie Fuchs funkelt ein weiterer Stern am Schauspielhimmel, er brillierte als Improvisationstalent und sorgte mit seiner ungezwungenen Spielart ebenfalls für Szenenbeifall. Nicht ungenannt bleiben sollen Julian Palla und Marcus Brüel, die in weiteren Rollen für zusätzliche Würze bei der Krimipersiflage sorgten und ihr ihren eigenen Stempel aufdrückten. Gleich mehrere Akteure glänzten in Doppelrollen, was für sie eine zusätzliche Herausforderung bedeutete, die sie aber auf herausragende Weise meisterten.
Bis zur letzten Minute unterhaltsam
Wenn etwas kritisiert werden kann, dann ist es der Zweiakter selber, der teilweise doch einige Längen aufweist und damit zumindest in einigen Szenen für etwas Langatmigkeit sorgt. Eine Straffung der Handlung durch die Autoren würde dem Stück sicher guttun.
Am Ende des Abends bedankte sich das Publikum bei den Akteuren von „Auf Draht“ mit lang anhaltendem Applaus für einen bis zur letzten Minute unterhaltsamen Theaterabend.

Am Ende des unterhaltsamen Abends gab es im Thomas-Morus-Haus kräftigen Beifall für das Ensemble. Foto: Hartmut Becker