Altena. Die Bürgermeister-Wahl in Altena ist ein Zweikampf: CDU-Kandidat Guido Thal, der auch von den Grünen unterstützt wird, und SPD-Bewerber Markus Ferber wollen die Nachfolge von Uwe Kober antreten. Wer hat den besseren Plan für Altena?
Altena hat die Wahl: Am 14. September entscheiden die Bürgerinnen und Bürger, wer neuer Bürgermeister wird. Zwei Namen stehen auf dem Stimmzettel: CDU und Grüne schicken Guido Thal (57) ins Rennen, der in Dahle aufgewachsen ist, aber seit 31 Jahren in der Rahmede wohnt. Der langjährige Ratsherr gehört bislang als Fachbereichsleiter dem Verwaltungsvorstand beim Märkischen Kreis an. Für die SPD tritt Ortsvereinsvorsitzender und Ratsherr Markus Ferber an. Bei ihm war es genau umgekehrt: Er war lange in der Rahmede zu Hause und lebt nun in Dahle. Beruflich ist er als Rettungssanitäter tätig.
Eine Woche vor dem Wahltermin konfrontierte LOKALSTIMME die beiden Bürgermeister-Kandidaten mit den Ergebnissen des Heimatchecks. Mehr als 600 Altenaerinnen und Altenaer beteiligten sich im Frühsommer an unserer Umfrage und gaben ihrer Stadt in ganz unterschiedlichen Kategorien Noten. Dabei schnitt Altena so schlecht ab wie kaum eine andere Stadt in der Region. Es ist also viel zu tun. Wir haben Guido Thal und Markus Ferber gefragt, welche Pläne sie haben, damit sich die Menschen in Altena wieder wohler fühlen in ihrer Stadt.
LOKALSTIMME: Die Lokalstimme-Leser haben im Heimatcheck gefordert, dass Politik und Verwaltung einen Schwerpunkt auf die Themen Sicherheit und Sauberkeit legen sollen. Mit welchen Plänen möchten Sie diese Forderung aufgreifen?
Guido Thal: Ein sauberes Stadtbild und das Gefühl von Sicherheit sind keine Luxusfragen – sie sind die Grundlage für Lebensqualität. Wer sich in Altena wohlfühlen soll, muss sich sicher fühlen und in einer gepflegten Umgebung leben können. Deshalb ist mein Plan: ein Konzept für mehr Sauberkeit im Stadtgebiet, ein realistisches Straßensanierungskonzept, eine Ordnungspartnerschaft zwischen Polizei und Ordnungsamt, der Neubau moderner Feuerwehrgerätehäuser und die Planung einer neuen Feuerwache.
Markus Ferber: Auch mir liegen diese Themen sehr am Herzen, ersteres scheint aber eher ein “gefühltes” Problem vieler Altenaer:innen zu sein und statistisch belegen lässt sich das nicht. Trotzdem müssen wir uns dem Problem annehmen und beispielsweise bestimmte Bereiche zukünftig besser ausleuchten. Trotz inzwischen sehr vieler Touristen müssen wir uns bei dem Thema Sauberkeit an die eigene Nase fassen, denn sowohl örtlich wie auch zeitlich sind da eher unsere Einwohner:innen als Verursacher auszumachen. Wünschenswert wäre natürlich, dass es da zukünftig eine verantwortungsvollere Nutzung durch unsere Mitbürger:innen gibt, alternativ muss der neue Rat aber auch darüber nachdenken, ob es vielleicht sinnvoll ist, Ordnungsamt und/oder Baubetriebshof personell besser auszustatten. Dies ist allerdings nur mit Einsparungen in anderen Bereichen oder durch Steuererhöhungen möglich, da möchte ich dem neu zu wählenden Rat nicht vorgreifen und dies wird zu diskutieren sein.
Viele Befragte fühlen sich vor allem am Markaner unsicher. Welche konkreten Verbesserungen sind in diesem Bereich nötig?
Guido Thal: Durch die Ordnungspartnerschaft zwischen Polizei und Ordnungsamt werden wir für mehr Präsenz vor Ort sorgen. Dazu müssen Angsträume minimiert werden. Altena soll eine Stadt sein, in der man sich sicher fühlt und gerne unterwegs ist.
Markus Ferber: Auch dies ist eher ein gefühltes Problem. Wir hatten kürzlich erst die Polizei in den Rat der Stadt eingeladen und es gab aus ihrer Sicht keine Auffälligkeiten in diesem Bereich. Trotzdem kann hier aber natürlich eine bessere Beleuchtung ein erster Schritt zur Abhilfe dieses Problems sein.
Mehr als drei Viertel der Heimatcheck-Teilnehmer haben den Zustand der Straßen mit mangelhaft oder ungenügend bewertet. Welche Schlaglochpisten müssen zuerst angegangen werden?
Guido Thal: Hierzu benötigen wir dringend ein Straßensanierungskonzept, damit wir die notwendigen Reparaturen nach Dringlichkeit priorisieren können.
Markus Ferber: Ehrlicherweise kann ich da zum aktuellen Zeitpunkt keine konkrete Straße benennen. Zum einen muss da bei den Zuständigkeiten zwischen den verschiedenen Trägern, also beispielsweise Straßen NRW bei Bundes- und Landstraßen, unterschieden werden und zum anderen sind die Planungen unseres Wiederaufbauplans noch nicht final abgeschlossen. In der Rahmede muss beispielsweise ein sehr großer Teil der Kanalisation erneuert werden, wobei die Finanzierung hier über den Wiederaufbauplan gegeben ist. Es gilt aber darauf zu achten, dass da alle möglichen Akteure, von den Stadtwerken bis zur Telekom, rechtzeitig informiert und die Baumaßnahmen mit ihnen abgestimmt werden. Für die Strecken der Bedarfsumleitung der gesperrten A 45 sind auch unbedingt Fördermittel zu beantragen, um diese wieder in einen ordentlichen Zustand versetzen zu können. Dies gilt ebenso für die Straßen, die durch die vom Schwerlastverkehr befreite Bahnhofstraße, nun Belastungen ausgesetzt sind, für die sie eigentlich nicht gedacht sind. Insbesondere fällt mir da die Lenneuferpromenade ein, die eigentlich für Fahrzeuge über 7,5 Tonnen gesperrt ist und nun regelmäßig von 40-Tonnern befahren wird. Dies kann selbstverständlich aber erst geschehen, nachdem die Bahnüberführung auf der Bahnhofstraße erneuert wurde und ein finales Gutachten über die genauen Schäden vorliegt. Gerade im Straßenbau kann ich für die nächsten Jahre deutliche Verbesserungen versprechen, bin mir aber auch bewusst dass es durch diese ganzen Baustellen wiederum zu einer starken Belastung für alle Verkehrsteilnehmer kommen wird, die wir aber leider in Kauf nehmen müssen.
Welche Rezepte haben Sie, um dem (drohenden) Ärztemangel zu begegnen?
Guido Thal: Der Ärztemangel ist ein generelles Problem, welches nicht nur in Altena zu großer Sorge führt. Die vermehrte Ausbildung qualifizierter Fachkräfte und eine Unterstützung bei der Ansiedlung im ländlichen Raum durch Bund oder Land wäre eine wünschenswerte Möglichkeit zur Unterstützung der Gesundheitsversorgung in Altena.
Markus Ferber: Ein Patentrezept kann ich da leider nicht anbieten, da dies von vielen Faktoren abhängig ist, die auch ein Bürgermeister leider nicht beeinflussen kann. Angefangen bei den Vorgaben der KVWL (Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe, Anm.d.Red.) bis zur Vergabe von Krediten für Ärzt:innen, die eine Praxis eröffnen oder übernehmen möchten. Allein durch meinen Beruf und wegen des demografischen Wandels ist mir dieses Thema aber ausgesprochen wichtig und wird natürlich bestmöglich angegangen. Mein Vorteil ist in dieser Hinsicht, dass ich sehr viele unserer Ärzte im Märkischen Kreis persönlich kenne, mit einigen sogar befreundet bin und so eher angesprochen werde, wenn sich jemand niederlassen möchte. Hier kann ich dann durch gezielte Information diverser Förderprogramme und durch eine Hilfestellung bei deren Beantragung helfen. Die Rahmenbedingungen um neue Ärzt:innen für unsere Stadt zu gewinnen, sind jedenfalls recht gut – angefangen bei unserem Schulsystem bis hin zur Altersentwicklung unserer Einwohner:innen.
Eine glatte Vier gab es im Heimatcheck für die Einkaufsmöglichkeiten in Altena – so schlecht schnitt in dieser Kategorie keine andere Stadt in Südwestfalen ab. Viele beklagen dabei, dass ein Drogeriemarkt fehlt. Was können Sie als Bürgermeister tun, um dm, Rossmann und Co. von einem Standort in Altena zu überzeugen?
Guido Thal: Der Wunsch nach einem Drogeriemarkt ist in der Innenstadt sehr groß. Hier sind Gespräche mit den Anbietern der Weg, um mit dem Gesamtkonzept der Stadt zu überzeugen.
Markus Ferber: Nach meinen Informationen dürfte sich dieses Problem bald erledigt haben, ich hoffe aber auch dass dann dieses Angebot von möglichst vielen Altenaer:innen regelmäßig genutzt wird, damit es sich für den Betreiber auch lohnt hier zu bleiben.
Welche Pläne haben Sie für mehr Leben in der Innenstadt?
Guido Thal: Meine Vision ist eine Stadt, in der die Menschen gerne leben, arbeiten und ihre Kinder großziehen. Wir schaffen langfristige Lösungen, welche die Grundlage für eine stabile Zukunft schaffen.
Markus Ferber: Ganz viele! Angefangen bei einer nötigen Überarbeitung unseres Stadtentwicklung- und Handlungskonzeptes, über möglichst einheitliche und an die aktuellen und zukünftigen Gegebenheiten angepassten Öffnungszeiten und einem Bedarf, der die Interessen unserer Altenaer:innen wie auch die der zahlreichen Tourist:innen abgestimmt ist, bis hin zu vermehrten Aktionen wie unserem Sommerfest, bei dem man nur strahlende Gesichter gesehen hat und welches von unseren Einwohnerinnen und Einwohnern sehr gut angenommen wurde. Auch Abend- und/oder Bauernmärkte sind vorstellbar und natürlich benötigen wir wieder einen Mittelaltermarkt, der eine Strahlkraft weit über unsere Region hinaus hatte.
Das gastronomische Angebot wurde im Vergleich zu anderen Orten ähnlicher Größe in der Region verhältnismäßig gut bewertet. Wie kann die Stadt dabei helfen, die bestehende Vielfalt zu erhalten?
Guido Thal: Indem wir das vorhandene Angebot unterstützen und bei Neuansiedlungen eine ehrliche Bedarfsprüfung über die Notwendigkeit des neuen Angebotes vornehmen.
Markus Ferber: In erster Linie dadurch, stets ein offenes Ohr für alle Beteiligten zu haben und deren Belange konstruktiv und lösungsorientiert anzugehen, seien es Außengastronomie oder Parkplatzsituation.
Das Freizeit- und Naherholungsangebot kam beim Heimatcheck nicht so gut weg. Fast die Hälfte der Befragten gab Noten, die auf dem Zeugnis die Versetzung gefährden würden. Verlässt sich die Stadt in diesem Bereich zu sehr auf Vereine? Wo sehen Sie Verbesserungsmöglichkeiten?
Guido Thal: Das soziale Miteinander ist das Herz unserer Stadt. Ich werde das Ehrenamt stärken, Treffpunkte schaffen und Perspektiven bieten. Mit einem Vereins-Netzwerk möchte ich die Arbeit der Ehrenamtlichen konkret unterstützen.
Markus Ferber: Ehrlich gesagt deckt sich das nicht mit meiner Wahrnehmung. Von den genannten Vereinen, über unsere Museen, einer wunderschönen Talsperre, einem der besten Kinos in Deutschland, dem Drahthandelsweg und dem Sauerland-Höhenflug und unseren schon bestehenden tollen Veranstaltungen unseres Kulturrings, sind wir aus Altena ja auch schnell in Lüdenscheid oder Iserlohn, um das dortige Angebot nutzen zu können. Mir fehlt eher die Zeit, diese hervorragenden Angebote zu nutzen und das wird sich wohl auch nicht ändern, sollte ich der zukünftige Bürgermeister dieser schönen Stadt sein. Trotzdem müssen wir zukünftig diesbezüglich noch Verbesserungen für unsere Kinder und Jugendlichen, sowie für die Barrierefreiheit erreichen.
Die Finanzlage schränkt die Handlungsmöglichkeiten der Stadt Altena ein. Was macht Ihnen Hoffnung, als Bürgermeister dennoch etwas gestalten und bewegen zu können?
Guido Thal: Weil ich davon überzeugt bin, dass sich unsere Stadt in einer entscheidenden Phase befindet. Herausforderungen, wie Digitalisierung, demografischer Wandel, Klimaschutz oder die wirtschaftliche Entwicklung, erfordern eine klare Vision, Tatkraft und einen breiten Erfahrungshorizont. Diese Fähigkeiten und Fertigkeiten bringe ich als hoher Verwaltungsbeamter mit 24-jähriger Führungserfahrung und 15 Jahren aktiver Ratsarbeit ohne Zweifel mit. Ich glaube fest daran, dass wir zusammen mehr erreichen können.
Markus Ferber: Vor allem der unbedingte Wille etwas gestalten und bewegen zu wollen, denn wenn man wirklich etwas erreichen möchte, finden sich über kurz oder lang auch Wege, sei es über Förderprogramme, politischen Willen, Sponsoring oder Ehrenamt.
Müssen die Altenaerinnen und Altenaer in den kommenden Jahren mit weiteren Steuererhöhungen rechnen?
Guido Thal: Meine Arbeit im Rat hat mich gelehrt, dass es für eine erfolgreiche Ratsarbeit und eine nachhaltige Politik Verlässlichkeit und Geduld braucht. Schnellschüsse mögen zwar kurzfristig Eindruck machen, können aber nicht langfristig tragen. So ist es auch mit Steuererhöhungen, deren Ziel in der Regel eine schnellstmögliche Beschaffung von zusätzlichen Finanzmitteln ist. Erhöhungen nur zu diesem Zweck halte ich nicht für sinnvoll.
Markus Ferber: Auch wenn das weder ich, noch der neu zu wählende Rat möchten, weiß ich aus Erfahrung, dass das durchaus passieren kann. Wir hatten in der Vergangenheit schon mal einen Sparkommissar der Bezirksregierung in Altena, der dies anstelle des Rates durchgesetzt hat.
Durchschnittliche Noten gab es für das Gemeinschaftsgefühl in Altena. Welche Pläne haben Sie, um das Leben in den Stadtteilen und Dörfern zu verbessern?
Guido Thal: Diese Wahrnehmung teile ich überhaupt nicht, denn in unseren Ortsteilen gibt es ein hohes Maß an Tradition und Zusammenhalt. Die Umfrageteilnehmer mögen aber tatsächlich nicht in das jeweilige Vereinsleben vor Ort eingebunden sein und aus diesem Grunde, dieses Gefühl entwickelt haben. Insoweit müssen wir die vielfältigen Angebote in der Stadt transparenter und zugänglicher machen.
Markus Ferber: Auch dies entspricht nicht meiner aktuellen Wahrnehmung. Bei den Gesprächen, die ich in der letzten Zeit mit vielen Altenaer:innen hatte, war ein schlechtes Gemeinschaftsgefühl absolut kein Thema, ganz im Gegenteil. Alle freuen sich auf/über Veranstaltungen wie das Sommerfest, das Burgernfest, das Brunnenfest und natürlich auf unser Schützenfest im nächsten Jahr.
Bei der Frage „Wie gern leben Sie in Ihrem Ort?“ steht Altena bei einer durchwachsenen Durchschnittsnote von 3,0. In Südwestfalen wird nur Ennepetal von den eigenen Einwohnern schlechter bewertet. Wie möchten sie ein positives Altena-Image nach innen wie nach außen aufbauen?
Guido Thal: Die Menschen in unserer Stadt erwarten von uns keine ideologischen Grabenkämpfe, sondern Lösungen. Sie erwarten keine Schlagzeilen, sondern Ergebnisse. Unsere politische Kultur im Rat unserer Stadt ist seit Jahren nicht von Konfrontation, sondern von Kooperation geprägt. Meine Vision ist eine Stadt, in der die Menschen gerne leben, arbeiten und ihre Kinder großziehen. Deshalb lasst uns den Mut zeigen, gemeinsam zu handeln, dann wird das Image von alleine besser.
Markus Ferber: Im Prinzip durch all das, was ich vorher schon beschrieben habe. Interessanterweise sehen viele unsere Einwohner:innen unsere schöne Stadt in einem viel schlechteren Licht, als dies auswärtige tun, auch dies habe ich durch viele Gespräche in der letzten Zeit festgestellt. Manchmal sind wir vielleicht ein bisschen blind, was die Schönheit unserer Stadt und ihrer Mitbürger:innen in ganz vielen Facetten angeht und lassen uns vielleicht auch zu sehr von negativen Kommentaren in den sozialen Medien beeinflussen. Mein Tipp: Einfach mal das Handy beiseitelegen, offenen Auges durch die Stadt gehen und/oder eine unserer reichhaltigen kulturellen Veranstaltungen besuchen.