Altena. Das „Glanzlicht“ ist erloschen. Nach rund vier Wochen der besonderen Lichtinszenierung wird die Burg Altena wieder von der üblichen Beleuchtung angestrahlt – und rückt damit auch wieder ein bisschen aus dem Fokus beim Blick auf die Innenstadt.
Die Festung auf dem Felssporn zwischen Lenne- und Nettetal dürfte in den vergangenen vier Wochen das wohl mit Abstand meist fotografierte Gebäude Altenas gewesen sein. Seit Beginn der Lichtaktion Ende November wurden Smartphones und Kameras gezückt, um die in Szene gesetzte Burg auf Bildern festzuhalten, tauchten in sozialen Medien diese Fotos in Massen auf und verbreiteten sich rasend schnell. Übrigens überwiegend mit positiven Kommentaren.
Die Decks des Behördenparkhauses, direkt gegenüber der Burg, waren eine der beliebten Standorte für Fotografen, aber auch der Selbstportraitpunkt (Selfiepoint) auf der Fritz-Berg-Brücke gehörte dazu. Noch am Freitagabend (27. Dezember) stoppte ein Geländewagen mit Oberhausener Kennzeichen an der Linscheidstraße in Höhe der Sparkasse, der Fahrer stieg aus und zückte sein Handy, um die Burg Altena im „Glanzlicht“ zu fotografieren. Auch im unteren Burghof waren am späten Freitagabend noch Besucher unterwegs, um das Gemäuer im „Glanzlicht“ zu erleben.
Flutlichtstrahler und LED-Scheinwerfer
Die Aktion „Glanzlicht“ geht auf den Märkischen Kreis, die Märkische Kulturstiftung Burg Altena und den Verein Freunde der Burg Altena zurück; umgesetzt hat die Lichtaktion das Hagener Unternehmen Atomic Nightlife Events mit zig Scheinwerfern und Flutlichtstrahlern – davon die meisten in moderner und Strom sparender LED-Technik. Die Leuchten, Kabel und Verbindungen sind inzwischen alle abgebaut und abtransportiert.
Nachdem die zur Innenstadt gewandten Burgmauern und die Türme zunächst ab dem 29. November zum winterlichen Mittelalter-Spektakulum in warme Rot- und Orangetöne getaucht waren, wurde die Beleuchtung zum zweiten Advent in ein frostig-winterliches Blau-Grün umgestellt. Jetzt muss die Festung wieder mit ihrer normalen Beleuchtung auskommen, wie sie seit der Veranstaltung „Burg-Belagerung“ Anfang der 2000er-Jahre installiert ist.
Glänzende Idee – Ein Kommentar von Carsten Menzel
Muss Licht immer nur erhellen? Nein, muss es nicht. Es kann und darf auch in Szene setzen, in den Fokus rücken, die Blicke lenken und (neu) für Aufmerksamkeit sorgen. Genau das hat die Aktion „Glanzlicht“ in den zurückliegenden vier Wochen mit vergleichsweise einfachen Mitteln erreicht. Auch und gerade die Altenaer Bevölkerung hat die Festung, die fest zur ihrer Stadt gehört und als Selbstverständlichkeit hingenommen wird, wieder bewusst betrachtet und ist, mit auswärtigen Besuchern, in einen wahren Wettbewerb eingetreten um das beste, das schönste Foto von der Burg.
Dass die besondere Beleuchtung auch Strom und damit Energie gekostet hat, versteht sich von selbst. Und das darf in Zeiten von Klimaschutz und Energiewende auch kritisch betrachtet werden, insbesondere weil das Licht rund um die Uhr angeschaltet war. Dabei sollte allerdings die Burg – Pardon, die Kirche – im Dorf gelassen werden. Einerseits waren der Großteil der Leuchten Scheinwerfer mit moderner LED-Technik, die wenig Strom verbrauchen. Und andererseits: Um das Klima nachhaltig zu schützen und die Herausforderung der Energiewende zu meistern, braucht es andere Ansatzpunkte – etwa eine ehrliche und sachliche Betrachtung, wer und wo am meisten Kohlendioxid, Stickoxide und Feinstaub emittiert und wie diese Emissionen, auch durch den Anschub von Forschung und Entwicklung, wirksam verringert werden können, es braucht einen schnellen Ausbau der Stromtrassen von Nord- nach Süddeutschland, eine verlässliche Förderung erneuerbarer Energien und einen attraktiven Nahverkehr. Damit kein falscher Eindruck entsteht: Jeder einzelne kann abseits der genannten Mammutaufgaben seinen Beitrag zum Klimaschutz leisten, wir werden unsere Lebensweise ändern müssen, um unseren Lebensstandard zu halten, nur sollte die Bewertung von Kulturaktionen dabei angemessen bleiben.
Die Burg Altena ist Geschichte in Stein; sie erzählt Orts-, Regional-, Landes- und, mit Blick auf die erste Jugendherberge überhaupt, sogar Weltgeschichte. Sie deshalb mit der temporären Lichtinszenierung von ihrer Wolfsecke zwischen Lenne- und Nettetal wieder etwas zurück ins Bewusstsein zu holen, war eine glänzende Idee.