Bevor Alexander Grass sein Amt als Chef der Feuerwehr Altena abgibt, gab es für ihn am Freitagabend eine Alarmübung mit besonderer Herausforderung zu meistern.
Fotos: Dennis Echtermann
Altena. Bevor Alexander Grass nach 14 Jahren im Juni sein Amt als Chef der Feuerwehr Altena abgibt, gab es für ihn am Freitagabend eine Aufgabe mit besonderer Herausforderung. Er musste seine Frau Katja aus einem vermeintlich brennenden Haus retten. Das Szenario war eingebunden in eine Alarmübung aller Altenaer Feuerwehr-Einheiten, von der der Feuerwehrchef selbst allerdings nichts wusste.
Sein Nachfolger Kai Spelsberg, der in gut drei Wochen die Leitung der Feuerwehr übernimmt, stand an der Spitze derer, die sich die Übung mit der besonderen Einlage ausgedacht hatten. Um Punkt 18.09 Uhr ging der Alarm an die Wache und alle drei Löschzüge raus: „Kellerbrand in einem Wohnhaus am Steinwinkel, mehrfache Menschenrettung“. Das Trainingsobjekt dazu, eine derzeit unbewohnte Doppelhaushälfte, hatte die Altenaer Baugesellschaft (ABG) zur Verfügung gestellt.
In dem Haus hatte sich Katja Grass am Fenster des Obergeschoss positioniert. Weitere Familienmitglieder und Freunde, von denen Alexander Grass annahm, dass er mit ihnen wenig später zum Grillen verabredet sei – ein klassisches Ablenkungsmanöver – waren in den Räumen bis zum Keller verteilt. Dazu noch ein Dummy im Erdgeschoss.
Zu Beginn hatte die Nebelmaschine der Feuerwehr am meisten zu tun. Sie sorgte dafür, dass dichte Rauschwaden aus dem Keller durch das ganze Haus und aus den Fenstern zogen – alles sollte so realistisch wie möglich aussehen. Kai Spelsberg gab letzte Regieanweisungen an die zu Rettenden: „Du hast Dir den Kopf gestoßen und Du kannst nicht mehr laufen“, teilte er die Schweregrade der Verletzungen ein.
Mit Blaulicht und Martinshorn eilten aus allen Stadtteilen die Feuerwehreinheiten zum Steinwinkel – und auch Feuerwehrchef Alexander Grass. Am Einsatzort ahnte er allerdings schnell, spätestens, als er seine Frau aus dem offenen Fenster winken sah, dass es kein Ernstfall ist. „Irgendwie kam mir das verdächtig vor ..“, sagte Alexander Grass schmunzelnd über den Stadtalarm an einem Freitagabend und wickelte die Übung dennoch souverän und routiniert ab, organisierte die Zusammenarbeit der Löschzüge von der Menschenrettung bis zum Löscheinsatz.
Zum Schluss stieg er dann selbst in den Korb der Drehleiter und fuhr gen Fenster im Obergeschoss, um seine Frau aus dem Haus zu holen. Dafür leistete die Nebelmaschine Schwerstarbeit und ließ nochmal extra dichte Rauchschwaden aus genau diesem Fenster quellen.
„Das hat er, wie immer, gut gemacht“, attestierte zum Schluss Grass‘ Stellvertreter, Stefan Brockhaus, der zu den wenigen Eingeweihten gehörte, über die Anleitung der Trainingseinheit, die, wenn es gut läuft, die letzte Aufgabe für Alexander Grass als Feuerwehrchef gewesen sein könnte.
Gegen 19.15 Uhr gab es dann auch den entscheidenden Funkspruch von Grass: „Zur Einsatznachbesprechung am Kühlcontainer treffen.“ Denn für alle Beteiligten gab es kalte Getränke zur Erfrischung und zum Anstoßen.
Dazu kamen auch die Feuerwehrleute dazu, die zur Absicherung an den Fahrzeugen geblieben waren, die an der Westiger Straße und auf dem Firmenparkplatz von Möhling in Stellung geblieben waren, weil die Zufahrt zum Steinwinkel zu eng war. Für die Löschgruppe Rahmedetal gab es dabei noch einen Vorteil: Sie stellt auch die Drohneneinheit innerhalb der Freiwilligen Feuerwehr der Burgstadt und ließ das Fluggerät aufsteigen und verfolgte an den Luftbildern den Ablauf der Übung und trainierte gleichzeitig den Drohnenflug für den Ernstfall.
Zu den Gästen der Übung gehörten Altenas Bürgermeister Uwe Kober, früher selbst aktiv in der Löschgruppe Knerling, und Matthias Rentrop, Vorstand der ABG. „Klar, dass die Baugesellschaft das Haus zur Verfügung gestellt hat“, sagte Rentrop – erst Recht für eine Übung mit besonderer Herausforderung für den scheidenden Feuerwehrchef.