Altena. „Größer denken, neu denken“. Und: „Die Potenziale der Stadt und in der Stadt nutzen“. Diese Formulierungen fallen gleich mehrfach, als sich Volker Spitz vorstellt: Der 59-Jährige will bei der Kommunalwahl im Herbst als unabhängiger Bürgermeisterkandidat antreten. Am Dienstag (7. Januar) hat er seine Kandidatur, nach der Ankündigung im Internet, offiziell gemacht.
Die Vorstellung findet beim Wahl-Altenaer Spitz zu Hause statt, in einer Villa an der Hardenbergstraße. Hohe Räume, schöne Stuckdecken, breite Fensterfronten. Mit grandiosem Ausblick auf die Burg gegenüber. Zu Hause, aber nicht durchgängig privat, sind die Räumlichkeiten, die Spitz mit seiner Ehefrau und zwei seiner fünf Kinder auf drei Etagen bewohnt: Im Erdgeschoss finden bisweilen „Salon-Konzerte“ statt – Spitz ist „leidenschaftlicher Musiker“, spielt Schlagzeug. Und Fußball bei den „Alten Herren“ des VfB Altena. Soweit zu den Freizeitbeschäftigungen. Beruflich plant Spitz den großen Wurf: „Ich möchte Bürgermeister von Altena werden!“ Warum? „Weil ich richtig Bock darauf habe!“ Denn: „Viele Dinge könnten in Altena weitaus besser laufen als jetzt“. Soweit die Kurzanalyse.
Bei seiner Vorstellung wirkt Spitz unaufgeregt. Er ist sortiert. Hält unterschiedlich farbige Moderationskarten in der Hand, auf denen er Stichworte notiert hat zu den drei großen Themenfeldern, mit denen er punkten will. Da ist zu einem der Bereich Kultur. Potenzial habe Altena, Ideen gebe es genug. Was bislang fehle: „Kultur zum Motor der Stadt zu machen“. Spitz will das erreichen durch Fördergelder, die er nach Altena holen will, und durch einen Paradigmenwechsel: Die Zuständigkeit für die Kultur will er „zurück ins Rathaus verlagern“ und nicht mehr, wie seit Jahrzehnten in Altena durch den Kulturring praktiziert, als Vereinsaufgabe sehen. Spitz‘ Idealbild: „Altena als Kulturstadt, ähnlich wie Worpswede“ sucht er die Anlehnung an die Kleinstadt in Niedersachsen.
„Bewegung der Zukunft“
Der zweite Schwerpunkt ist Tourismus. Spitz will die „unglaublichen Potenziale zusammenführen und bündeln“, will eine stärkere Anbindung zwischen dem Besuchermagneten Burg oben auf dem Berg und der Stadt unten im Tal. Um mehr Touristen in die Stadt zu bringen, spricht sich Spitz für einen „durchgängigen Lenneradweg“ aus. Durchgängig heißt für ihn dabei, die Route nicht nur lenneaufwärts, sondern insbesondere flussabwärts, also in Richtung Ruhrgebiet zu denken. „Damit könnte man zehntausende Menschen hierhin holen“, ist sich Spitz sicher. Überhaupt: Fahrradfahren sei doch die „Bewegung der Zukunft“, stellt er mit Blick auf die aktuellen Debatten um Klimaschutz und Luftreinhaltung heraus. Und mit „E-Bikes sind sogar Rentner gut unterwegs“. Für die Routenführung müsse notfalls auch Grund „enteignet werden“.
Modellkommune für Bedingungsloses Grundeinkommen
Sein dritter Schwerpunkt ist die Stadtentwicklung. „Altena größer denken“ ist dabei sein Ansatz. Um junge Menschen in die Stadt zu holen („Häuser gibt es genug“), solle etwa aus der alten Post an der Kirchstraße „eine Forschungs-Dependance“ einer Hochschule werden. Mehr-Generationen-Wohnprojekte könnten leer stehende Häuser wieder beleben, und Spitz möchte, dass „kein einziges weiteres Geschäft in der Innenstadt“ mehr aufgegeben werden muss. Dazu setzt Spitz auf „bürgerschaftliches Engagement“ und „Patenmodelle“: Bürger sollen mithelfen, „ein, zwei Stunden“ als Aushilfe einspringen, wo notwendig, um die Geschäftsinhaber zu entlasten oder zu unterstützen, und Jugendliche den Geschäftsinhabern beim Aufbau eines Online-Auftritts helfen. Um Freiräume für dieses Engagement aus der Bürgerschaft zu erreichen, will Spitz die Stadt als Modellkommune und Pilotprojekt platzieren, in der „wissenschaftlich fundiert“, die Auswirkungen des Bedingungslosen Grundeinkommens untersucht werden, begrenzt auf drei Jahre.
„Abschwung stoppen, Trendwende schaffen“
Zu Wirtschaft und Industrie, Schule, Finanzen und kommunalen Abgaben gibt Spitz noch kein Statement ab. Er bleibt eher allgemein, bemüht mit Blick auf die Burgstadt das Bild aus den Asterix-Comics vom „kleinen gallischen Dorf, das sich gegen übermächtige Gegner“ behauptet. Er wolle als Bürgermeister nicht den Prozess der schrumpfenden Gemeinde verwalten, sondern „dass Politik den Abschwung stoppt und die Trendwende schafft“.
Zunächst muss Spitz die notwendigen Unterstützerunterschriften im Rathaus vorlegen, da er als unabhängiger und nicht parteigebundener Kandidat antreten will. Und er will sich „weiter vorstellen, weiter vernetzen“, den Kontakt zu „Feuerwehr, Schützen und SGV“ suchen und einen Wahlkampf gemeinsam mit Freunden und der Familie stemmen. Von Parteidenken, erst Recht von Parteikarrieren, hält der zur Zeit arbeitssuchende Spitz nicht viel: „Wer in einer Partei Karriere gemacht hat, ist doch rundgelutscht“, sagt der künftige Bürgermeisterkandidat.