Altena. Auszug nach einer Amtszeit: Bürgermeister Uwe Kober hat am 31. Oktober seinen letzten Arbeitstag. Fünf Umzugskisten stehen im Amtszimmer schon fertig gepackt. Fällt ihm der Abschied schwer?
„Ja und nein“, sagt er: „Ich gehe mit einem lachenden und mit einem weinenden Auge“. Die Gründe sind vielschichtig, wie er im Gespräch mit LOKALSTIMME schildert.
So aufgeräumt wie das Amtszimmer im Rathaus wirkt auch Uwe Kober nach außen. Er scheint mit sich im Reinen, hadert nicht, ist dabei, einen wesentlichen Lebensabschnitt abzuschließen. Fünf Jahre. Aber was für fünf Jahre! Uwe Kober zeigt auf die fünf großen Umzugskartons und sagt: „Der Großteil meines Lebens hat sich hier im Rathaus abgespielt…“
Im November 2020 hat er die Aufgabe als Bürgermeister, als Chef der Stadtverwaltung und Repräsentant der Burgstadt, übernommen. „Unter Corona-Bedingungen“, blickt Uwe Kober zurück. Schnell hat er feststellen müssen: „Private Dinge traten plötzlich in den Hintergrund. Die Arbeit ging vor“, sagt er und meint damit wohl auch, dass kaum Zeit blieb zu trauern, als seine Mutter an Corona gestorben ist.
Als die Pandemie fast ausgestanden ist, trifft Mitte Juli 2021 die Flutkatastrophe Altena mit voller Wucht und mit Folgen bis heute. Uwe Kober bricht damals sofort seinen Urlaub ab und kehrt nach Altena zurück.
„Es blieb kaum Zeit zu agieren“
Die Reihe der unvorhersehbaren, aber einschneidenden Ereignisse lässt sich fortsetzen: Der russische Angriff auf die Ukraine und die Energiekrise, die marode Brücke über die Bahngleise an der Bahnhofstraße, der Hackerangriff auf alle Stadtverwaltungen in Südwestfalen, die Großbrände an der Schwarzenstein-Brache und am Hegenscheid zählt Uwe Kober auf und stellt fest: „Ich habe fast nur reagiert. Es blieb kaum Zeit zu agieren.“
Das alles hat erkennbar seine Spuren hinterlassen. „Ich bin politikmüde“, sagt Uwe Kober und schickt hinterher: „Was mir Jahrzehnte Spaß gemacht hat, macht mir keinen Spaß mehr“. Und zeigt auf: „Es kam immer mehr auf die Stadtverwaltung zu, aber es gab nicht mehr Mitarbeiter“. Insofern fällt der Abschied vom Bürgermeisteramt, der mit dem Rückzug aus der Politik einhergeht, offenbar leicht.
„Ich habe in den zurückliegenden fünf Jahren viele Menschen kennen und schätzen gelernt“, führt Uwe Kober als Argument an, warum es eben auch das weinende Auge gibt. Er lobt die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Rathaus, die einen guten Job machten. Und er führt den Umzug des städtischen Jugendzentrums von der Lüdenscheider Straße („Das war ja nicht mehr als eine Übergangslösung“) in die Freiheit ins „Juz 26“ als Erfolg an. Außerdem sei das Rathaus „für eine kleine Stadtverwaltung“ in der Digitalisierung weit vorangekommen. „In der nächsten oder spätestens übernächsten Woche geht die neue Homepage der Stadt online“, kündigt der scheidende Bürgermeister als vielleicht letzte Mitteilung an. Und sagt: „Ich hätte noch Wünsche und Pläne gehabt.“
„Das wird sich erst wie Urlaub anfühlen“
Beim Wiederaufbau nach der Flutkatastrophe wirbt Uwe Kober um Geduld, auch wenn ihm selbst manches zu bürokratisch verläuft. „Der Wiederaufbau wird uns noch zehn Jahre beschäftigen“, blickt er in die Zukunft und verweist auch da auf die positiven Effekte: „Altena bekommt ein modernes Abwassersystem“, nennt er als ein Beispiel.
Auf die Zeit ab dem 1. November, dem Auszug aus dem Rathaus, hat er sich vorbereitet. „Das wird sich erst wie Urlaub anfühlen. Aber es wird eine Vollbremsung von Tempo 100 auf 0“, sagt Uwe Kober. Den November und Dezember hat er sich als Auszeit vorgenommen, um Abstand zu gewinnen. Im nächsten Jahr will er ins Arbeitsleben zurückkehren. Mit was, das lässt der 60-Jährige noch offen.
Als Standesbeamter macht er weiter
Die Aufgabe als Standesbeamter für das gemeinsame Standesamt der Stadt Altena und der Gemeinde Nachrodt-Wiblingwerde werde er aber fortführen; eine Anfrage hat er schon positiv beantwortet. „Das passt auch in mein neues Leben“, stellt Uwe Kober fest.
„Das waren die interessantesten, lehrreichsten, aber auch anstrengendsten fünf Jahre meines Lebens“, bilanziert er über seine Zeit als Bürgermeister von Altena von 2020 bis 2025. Jetzt folgt ein Neuanfang: Für Uwe Kober. Und für die Stadt. Ab 1. November tritt Guido Thal von der CDU die Nachfolge an. In der Ratssitzung am Montag, 3. November, wird er vereidigt und offiziell ins Amt eingeführt. Dann sitzt Uwe Kober in den Zuschauerreihen. Für ihn hat dann schon das Leben außerhalb der Politik begonnen.
 
 


