Märkischer Kreis/Lüdenscheid. Das Corona-Virus ist im Märkischen Kreis angekommen: Ein Lehrer einer Förderschule in Lüdenscheid ist mit dem Erreger infiziert und erkrankt. Das hat der Märkische Kreis nach einer Sitzung des Krisenstabs am späten Freitagnachmittag (28. Februar) bekanntgegeben. Mehr als 31 Personen sind unter Quarantäne gestellt.
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+++Drahtmesse verschoben+++
Die für die märkische Drahtindustrie so wichtige Messe „Wire“, die Ende März (30. März bis 3. April) hätte in Düsseldorf stattfinden sollen, ist abgesagt. „Damit folgen wir der Empfehlung des Krisenstabs der Bundesregierung, bei der Risikobewertung von Großveranstaltungen die Prinzipien des Robert-Koch-Instituts zu berücksichtigen“, teilt die Messe Düsseldorf mit. Nach einem Ausweichtermin werde derzeit gesucht. „Diese Entscheidung ist allen Beteiligten nicht leichtgefallen“, erklärte Thomas Geisel, Oberbürgermeister der Stadt Düsseldorf und Aufsichtsratsvorsitzender der Messe Düsseldorf GmbH. „Aber die Verschiebungen zum jetzigen Zeitpunkt sind für die Messe Düsseldorf und ihre Kunden angesichts der immer dynamischeren Entwicklungen erforderlich.“ Die „Wire“ findet alle zwei Jahre statt und gilt weltweit als Leitmesse für die Draht- und Kabelindustrie.
+++Musikveranstaltung abgesagt+++
Der Kulturring Altena hat eine für Samstagabend (29. Februar) geplante Veranstaltung („Altenaer Ursprünge“) kurzfristig abgesagt. Altenaer und ehemalige Altenaer wollten zusammen musizieren. Jetzt werde nach einem Ersatztermin gesucht.
+++Burggymnasium mahnt Eltern+++
Das Burggymnasium Altena hat sich am Samstag an einige Eltern der Schüler/innen gewandt: Sie sollen, nicht nur wegen des Corona-Virus, sondern auch mit Blick auf die aktuelle Grippewelle, „Kinder im Krankheitsfall möglichst nicht zur Schule schicken“. Das sei eine „dringende Bitte“ der Schule. Auch sollten die Eltern mit den Kindern die „derzeit angeratenen Hygienemaßnahmen (kein Händeschütteln, Niesen und Husten in die Armbeuge, regelmäßiges Händewaschen)“ durchsprechen.
Am Freitag (28. Februar) war aus einem Verdachtsfall im Märkischen Kreis der Ernstfall geworden. Am Mittag hatte der Märkische Kreis von einem „begründeten Verdacht“ gesprochen; nach einer Sitzung des Krisenstabs im Lüdenscheider Kreishaus war am späten Nachmittag klar: Das Testergebnis aus dem Labor hat den neuartigen Erreger bei dem Lehrer nachgewiesen. Er ist erkrankt, muss aber nicht stationär in einem Krankenhaus behandelt werden, sondern ist zu Hause.
„31 Personen gelten als Kontaktpersonen“, berichtet Volker Schmidt, Leiter des Krisenstabs und Fachbereichsleiter für Gesundheit und Soziales beim Märkischen Kreis, auf Nachfrage; unter diesen 31 Personen seien 28 Personen aus dem Umfeld der Mosaikschule im Lüdenscheider Ortsteil Gevelndorf, davon vier Lehrer. Die Betroffenen kommen aus den Städten Lüdenscheid, Werdohl, Plettenberg, Altena, Marl und Dortmund. Gegen diese 31 Kontaktpersonen werde eine Quarantäne verhängt: Sie müssen vorerst zu Hause bleiben. 15 weitere Personen aus dem Umfeld des erkrankten Lehrers wurden aufgefordert, freiwillig in eine häusliche Quarantäne zu gehen.
Bei Zuwiderhandlung droht ein Ordnungsgeld
Mitarbeiter der Kreisverwaltung sind derzeit damit beschäftigt, die betroffenen Kontaktpersonen ausfindig zu machen, sie anzurufen und über die ordnungsbehördlich verhängte, häusliche Quarantäne zu informieren. „Wer sich nicht an die Anordnung hält, muss damit rechnen, dass ein Ordnungsgeld verhängt wird“, erklärte Schmidt auf Nachfrage von LOKALSTIMME.DE. Am Samstag (29. Februar) sollen die Kontaktpersonen dann von Mitarbeitern des Kreises auf das Coronavirus hin untersucht werden.
Mit der Quarantäne der Kontaktpersonen will der Märkische Kreis versuchen, „die Infektionsketten zu unterbrechen“, so Volker Schmidt, und damit die Zahl der (Neu-)Infektionen möglichst klein halten. Diese Strategie empfiehlt auch das Robert-Koch-Institut.
Schule in Lüdenscheid bleibt geschlossen
Die Mosaikschule, eine Förderschule in Trägerschaft des Märkischen Kreises, an dem der erkrankte Lehrer unterrichtet hat, bleibe vorerst geschlossen, kündigte Schmidt weiter an; mit dieser Maßnahme soll ebenfalls die Ansteckungsgefahr eingedämmt werden. Eine unmittelbar angrenzende Schule in Trägerschaft der Stadt Lüdenscheid soll zumindest am Montag (2. März) geschlossen bleiben.
Der Krisenstab des Märkischen Kreises kommt am Samstagvormittag erneut zusammen, um die Lage neu zu bewerten und Informationen auszutauschen.
„Aufs Händeschütteln verzichten“
Der erkrankte Lehrer, dessen Gesundheitszustand laut Kreisverwaltung gut ist und der nur „milde Erkältungssymptome“ zeige, hatte Mitte Februar an einer Karnevalsveranstaltung im Kreis Heinsberg teilgenommen und sich dort höchstwahrscheinlich mit dem Virus angesteckt. Seit Aschermittwoch ist nicht mehr im Dienst, sondern krank geschrieben.
Von weiteren Maßnahmen sieht der Krisenstab bislang ab; es gibt keine Empfehlungen, Großveranstaltungen generell zu meiden, oder kreiseigene Veranstaltungen abzusagen. Allerdings rät Volker Schmidt dringend, „momentan aufs Händeschütteln zu verzichten und sich häufig die Hände zu waschen“. Schmidt geht übrigens mit gutem Beispiel voran und begrüßt die LOKALSTIMME-Mitarbeiter freundlich, aber eben ohne Handschlag im Kreishaus.
In einer Besprechung mit Vertretern aller verbliebenen Krankenhäuser im Märkischen Kreis hat die Kreisverwaltung die Einrichtungen aufgefordert, mit Schutzmaterial, wie etwa Mundschutzmasken, sparsam umzugehen, denn: Es gebe wegen der großen Nachfrage Lieferschwierigkeiten.
Informationen per Telefon
Die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe hat unter der Rufnummer 116117 eine Hotline zum Thema Coronavirus eingerichtet. Sie ist freitags von 15 bis 22 Uhr, samstags und sonntags von 8 bis 22 Uhr erreichbar.
Das Gesundheitstelefon des Märkischen Kreises ist unter der Nummer (0 23 51) 9 66 72 72 zu den üblichen Geschäftszeiten erreichbar. Das nordrhein-westfälische Gesundheitsministerium hat darüber hinaus ein Bürgertelefon unter der Nummer (02 11) 8 55 47 74 geschaltet.
Das Kreisgesundheitsamt bittet darum, die Notrufnummern 112 und 110 nicht unnötig zu blockieren. Losgelöst vom Thema Coronavirus rät das Gesundheitsamt den Bürgerinnen und Bürgern auch wegen der momentanen Grippewelle zu einer verstärkten Husten- und Niesetikette und fordert zu einem verstärkten und regelmäßigen Händewaschen mit Seife auf. Die einfachen Hygienemaßnahmen sollte grundsätzlich jeder in der Infektzeit einhalten. Aktuelle Informationen auf www.maerkischer-kreis.de und dem Facebook-Auftritt des Märkischen Kreises.