Altena. Die Städte und Gemeinden im Märkischen Kreis bekommen flächendeckend ein Hochwasserwarnsystem auch für kleinere Bäche. Das ist ein Ergebnis der Erfahrungen aus der Flutkatastrophe im Juli 2021. Die Einrichtung eines solchen Frühwarnsystems gaben NRW-Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung Ina Scharrenbach und Altenas Bürgermeister Uwe Kober am Mittwoch (18. September 2024) in Altena bekannt.

Die Ministerin war in die Burgstadt gekommen, um sich über den Stand des Wiederaufbaus nach den Hochwasserschäden vor drei Jahren zu informieren.


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Der Wiederaufbauplan für Altena hat ein Volumen von rund 100 Millionen Euro, die Burgstadt im Lennetal war im Juli 2021 massiv von der Flutkatastrophe betroffen. „20 Prozent der Gelder sind inzwischen ausgezahlt“, stellte Ina Scharrenbach beim Blick auf die Zahlen fest. Das nächste Projekt, für das ganz frisch ein Vorfinanzierungsbescheid vorliegt: der Neubau des Frei- und Hallenbads Dahle. Ein Abschlag von 30 Prozent der vorgesehenen Gesamtkosten von rund sechs Millionen Euro, was rund 1,7 Millionen Euro ausmacht, sind aus Düsseldorf bewilligt, damit die Stadt Altena die weiteren Planungen angehen und ausführen kann.

6,8 Millionen Euro für Privathaushalte

NRW-Ministerin Ina Scharrenbach informiert sich in Altena über den Wiederaufbau nach der Flutkatastrophe vom Juli 2021. Im Bild ( v. li. n. re.): Kämmerer Stefan Kemper, Ministerin Ina Scharrenbach ( CDU ), Bürgermeister Uwe Kober und Referatsleiter Thomas Lülsdorf aus dem Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung. Foto: Carsten Menzel
NRW-Ministerin Ina Scharrenbach informiert sich in Altena über den Wiederaufbau nach der Flutkatastrophe vom Juli 2021. Im Bild (v. li. n. re.): Kämmerer Stefan Kemper, Ministerin Ina Scharrenbach (CDU), Bürgermeister Uwe Kober und Referatsleiter Thomas Lülsdorf aus dem Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung. Foto: Carsten Menzel

Die 100 Millionen Euro zum Wiederaufbau umfassen alleine die Beseitigung der Schäden an öffentlichen Einrichtungen und der Infrastruktur. Aus dem Fonds für Private „sind für Altena 6,8 Millionen Euro bewilligt“, sagte Ina Scharrenbach; insgesamt lägen 342 Anträge vor. Die Fritz-Berg-Stiftung (Betreutes Wohnen) bekommt 161.000 Euro, der Tennisclub Dahle, dessen Anlage überspült worden war, 25.000 Euro und der Schützenverein Dahle für die Wasserschäden an seiner Halle 25.000 Euro, zählte die Ministerin als Beispiele auf.

Ihren Besuch in Altena begründete die Ministerin damit, sich einerseits über den Fortschritt des Wiederaufbaus informieren zu wollen; im Anschluss an das Gespräch im Rathaus ging es deshalb unter anderem auch in die Rahmede. „Wir sind sehr weit in Nordrhein-Westfalen“, ordnete sie den Wiederaufbau landesweit ein.

“Den Drive der Anfangsphase beibehalten”

Andererseits wollte Scharrenbach auch „Ermüdungserscheinungen“ entgegenwirken: „Wir sollten den Drive der Anfangsphase beibehalten“, warb sie für einen langen Atem bei den Betroffenen – den Vertretern der Kommunen wie auch Unternehmen, Vereinen und Privathaushalten.

„Das Hauptziel bleibt, mit dem Wiederaufbau in den nächsten Jahren klar und weiterzukommen“, gab Bürgermeister Uwe Kober als Devise aus, der der Ministerin für den Besuch („Ina ist immer nah vor Ort und am Geschehen“) ausdrücklich dankte.

Warnung mithilfe von KI

Altena hatte die Flutkatastrophe am 14./15. Juli 2021 extrem getroffen: Als die Lenne am Nachmittag des 15. Juli auf den Rekordpegel der jüngeren Geschichte von vier Metern anschwoll, war die eigentliche Katastrophe in den Seitentälern von Brachtenbeck, Rahmede oder Nette mit ihren Zuflüssen in die Lenne bereits passiert. Um auch die Wasserstände solcher Bäche und Siepen künftig beobachten zu können, soll ein Warnsystem im gesamten Märkischen Kreis aufgebaut werden. „Darauf haben sich die Bürgermeister der Städte und Gemeinden verständigt“, bestätigte Uwe Kober die Ankündigung von Ina Scharrenbach.

Dabei soll das internetbasierte System „LoRaWAN“ (Long Range Wide Area Network) zum Einsatz kommen, mit dem die Wasserstände abgerufen werden können. Das System, vergleichbar mit Bluetooth oder LTE, ist noch kein Alarmierungssystem, sondern liefert lediglich die Daten der Wasserstände. „Die Daten sollen zentral in der Kreisleitstelle der Feuerwehr des Märkischen Kreises in Lüdenscheid auflaufen“, erklärte Uwe Kober.

In einem zweiten Schritt sollen die Daten über eine Homepage auch öffentlich einsehbar sein, damit sich jeder Interessierte informieren kann. An welchen Bächen Messpegel installiert werden, solle jede Kommune im Kreis für ihr Gebiet selbst festlegen, erklärte Kober weiter. Über den Einsatz von KI (Künstlicher Intelligenz), die die Daten auswertet, sollen dann Hochwasserwarnungen abgesetzt werden. Das Vorhaben sei „kurzfristig umsetzbar“, so Ina Scharrenbach.

Das Warnsystem soll dazu beitragen, künftig frühzeitig die Menschen zu informieren. Bei den aktuellen Bildern aus den Hochwassergebieten in Polen, Tschechien und Österreich „komme alles wieder hoch“ bei den Betroffenen der Flutkatastrophe vom Sommer 2021, sagte Ina Scharrenbach. Der Hochwasserschutz bleibe daher gerade in Städten wie Altena, mit „seinen vielen Bachtälern“, eine wichtige Aufgabe.

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