Nachrodt-Wiblingwerde. Sofort nachdem Bürgermeisterin Birgit Tupat gestern (26. Januar 2024) von der Vollsperrung der Lennebrücke in Nachrodt-Wiblingwerde erfahren hatte, richtete sie einen Krisenstab ein und fand gemeinsam mit Experten eine schnelle Lösung: eine Pontonbrücke. Heute Morgen ging es los: THW und Feuerwehr geben seitdem alles, damit die Behelfsbrücke ab Montagmorgen um 7 Uhr den Fußgängern zur Verfügung steht.
Damit das Projekt überhaupt realisiert werden konnte, wurden am Freitag unter Hochdruck landesweit Spezialkräfte des Technischen Hilfswerkes (THW) akquiriert. Und heute Morgen waren sie dann da mit all ihrem Engagement und Wissen, ihren Spezialfahrzeugen und dem Brückenbaumaterial. Ordnungsamtsleiter Sebastian Putz brachte es vor Ort auf den Punkt: “Ich bin einfach nur dankbar, dass uns diese Menschen hier helfen – sie machen das alle ehrenamtlich.” Die Einsatzleitung hat Jens Klatt als Leiter der Nachrodt-Wiblingwerder Feuerwehr. Unterstützt wird er von Kreisbrandmeister Michael Kling.
Brückendaten: 43 Meter lang, 3,15 Meter breit, bewegliche Auf- und Abgänge
Gebaut wird die Pontonbrücke am Samstag und am Sonntag in Schichten. Heute sind bis etwa 20 Uhr oder länger insgesamt 80 Frauen und Männer vom THW, 20 Feuerwehrleute sowie der Rettungsdienst des DRK, Mitarbeiter des Ordnungsamtes und Tiefbauer im Einsatz. Die Brücke wird aus fünf Doppelpontons gebaut, die mit einem Kran zu Wasser gelassen werden. Dann folgen der Belag, die Geländer und die Rampen an beiden Seiten als Zugang. Die Rampen sind beweglich, passen sich dem jeweiligen Lennepegel an und gewährleisten so den Zu- und Abgang. Die Brücke wird rund 43 Meter lang und 3,15 Meter breit sein und einen Gehweg von etwa zwei Metern bieten.
“Keine Herausforderung, sondern normales Tagesgeschäft”
“Die Strömung ist kein Problem”, erklärt Jens Klatt. Wenn die Lenne viel Wasser führe, liege der Pegelstand in diesem Bereich unterhalb von Klaras Höhe bei bis zu drei Metern. Die Pontonbrücke könne sogar einen Höhenunterschied von bis zu acht Metern ausgleichen. “Für uns ist das hier keine Herausforderung, sondern normales Tagesgeschäft”, erklärt Holger Hohage. Er ist Bauingenieur und gehört zum THW Witten, das eine der drei bundesweit existierenden Brückenbaugruppen stellt. Hohage war auch beim Hochwasser im Ahrtal im Einsatz.
Strömungsretter, Feuerwehrbo0t und Notseil zur Sicherheit
Die Arbeiten werden von Strömungsrettern der Feuerwehr Balve begleitet. Sollte jemand ins Wasser fallen, sind sie in Neoprenanzügen und selbst aufblasbaren Schwimmwesten zur Stelle. Zur weiteren Sicherheit steht ein Boot der Feuerwehr Werdohl bereit. Und an der Lennebrücke wurde aus einem Feuerwehrschlauch ein Notseil installiert, damit man sich daran festhalten kann. “Wir arbeiten hier also unter dreifacher Sicherheit”, verdeutlicht Hohage. Bevor mit dem Bau der Pontonbrücke begonnen wurde, wurde eine Drohne der Feuerwehr zwecks Luftaufklärung über die Lenne geschickt. „Jetzt haben wir Bilder aus allen relevanten Bereichen und wissen, wie die Strömung wirkt”, sagt Hohage. Das sei vor allem für die ortsfremden Strömungsretter sehr wichtig.
Iserlohner Feuerwehr übernimmt bei Notlagen auf der anderen Lenneseite
Die Feuerwehr Nachrodt arbeitet eng mit der Iserlohner Feuerwehr zusammen, denn die Kolleginnen und Kollegen aus der Waldstadt übernehmen jetzt auf der anderen Seite der Lenne. Sie wurden instruiert und haben sich selbst bereits ein Bild von den kritischen Objekten wie Pflegeinrichtungen und Hochhäusern gemacht. Zudem stellt der Märkische Kreis ein Katastrophenschutzfahrzeug am Dümpel ab. So können die Nachrodter Einsatzkräfte zu Fuß über die Pontonbrücke zu diesem Fahrzeug gelangen, um bei Notlagen die Iserlohner zu unterstützen.
Wie lange die Lennebrücke voll gesperrt sein wird, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch unklar. Für morgen Vormittag (28. Januar 2024) hat sich NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer angekündigt. Zusammen mit Vertreterinnen und Vertretern der Kommune und des Kreises sowie mit Einsatzkräften und Straßen.NRW will er sich einen ersten Eindruck vom Schadensbild und den vorgesehenen Notinstandsetzungsmaßnahmen machen.
Straßen.NRW will Montag mit der Stabilisierung der Lennebrücke beginnen
Der Landesbetrieb Straßen.NRW will ab Montag mit den Stabilisierungsmaßnahmen an der Brücke beginnen, sofern das der Pegelstand der Lenne zulässt, vermeldet die Behörde heute Nachmittag.
Fotos: Ilka Kremer