Altena. Liegt es an der gesperrten A 45 und dem Ausweichverkehr? Oder an der Hektik der letzten Tage vor Weihnachten, dass doch alle Jahre wieder so plötzlich kommt? Oder einfach nur daran, dass es ein Freitagabend ist, der sein Publikum auf vier Rädern auf die Piste lockt?

Es ist Freitagabend, es geht im Auto die Brachtenbecke talwärts. Aus den Serpentinen tauchen Lichter auf, die sich schon bald ziemlich dicht hinter der Stoßstange durch die Heckscheibe als Frontscheinwerfer zu erkennen geben. Kurz hinter dem DRK-Heim am Brachtenbecker Weg hält es der Fahrer des roten Sportwagens eines japanischen Automobilkonzerns nicht mehr aus: Aufgeblendet, geblinkt, Gas gegeben und zügig überholt. Immerhin: Er hat geblinkt.


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Das amtliche Kennzeichen GI – EC 2… ist noch zu erkennen, bevor der Wagen mit ungebremstem Tempo die 30er-Zone passiert, entlang von geparkten Autos und Baustellenmobiliar. Wie er hätte Fußgänger rechtzeitig erkennen und ihnen ausweichen wollen, bleibt sein Geheimnis.

An der Kreuzung zur B 236 geht es zügig weiter, wieder mit Fahrtrichtungsanzeigerbetätigung, nach rechts. Seinen Blinker mag der Fahrer offenbar. Noch bevor er mit seinem Auto den Selve-Kreisel erreicht, blinkt er nach rechts. Offensiv rein ins Rund und zügig die erste Ausfahrt in Richtung Lüdenscheid raus, um auf Bahnhof- und Lüdenscheider Straße die innerorts üblichen 50 Stundenkilometer mehr als Empfehlung denn als Vorgabe zu verstehen.

In der Rahmede wird seine Fahrt jäh von einem weißen Kleinlaster mit Dortmunder Kennzeichen, der sich ans Tempolimit hält, ausgebremst; ein Aufschließen zu dem roten Sportwagen ist wieder möglich. Bis Mühlenrahmede reicht die Geduld seines Fahrers, auch wegen anhaltendem Gegenverkehr. In Höhe der Tankstelle aber ist die Restgeduld aufgebraucht. Blinker und Gaspedal werden wieder gemeinsam bedient und der Kleinlaster zügig überholt, bevor der rote Flitzer aus Gießen im Hemecker Weg Richtung Lüdenscheid verschwindet…

Wenig später. Von der Burg aus auf der Klusenstraße herab unterwegs, um an der Spitzkehre in die Nette Richtung Innenstadt abzubiegen. Kein Verkehr, also freie Fahrt um die scharfe Kurve – noch im Beschleunigen taucht im Scheinwerferlicht plötzlich ein weißer Kleinwagen auf, der die Nette aufwärts fährt. Für den noch erkennbar jungen Fahrer muss das Kino mitten auf der Straße sehr plötzlich aufgetaucht sein. Jedenfalls hat er sich bei der sich teilenden Straße für die linke Fahrbahn, also die Gegenfahrbahn, also meine Fahrbahn, entschieden.

Ich weiche scharf nach rechts zum Bordstein aus, betätige die Lichthupe. Im kurzen Hell ist der Fahrer deutlich zu sehen. Ein junges Gesicht unter einer dunklen Basecap ist sich keiner Schuld bewusst. Immerhin: Er lässt einen hellen Mittelklassewagen, der auf der richtigen Fahrspur unterwegs war, und neben ihm auftaucht, gnädig zuerst passieren, um dann auch wieder dem Rechtsverkehr zu folgen. Vielleicht hat der Fahrer eine Rechts-Links-Schwäche, jedenfalls kein britisches Kennzeichen am Auto, sondern ein W für Wuppertal.

Mittlerweile ist es Nacht, als von der Tankstelle an der Bahnhofstraße ein dunkler Sportwagen mit aufheulendem Motor und beinahe durchdrehenden Reifen auf die Bahnhofstraße abbiegt. Um ein Kennzeichen oder die Marke zu erkennen, ist der Formel-1-würdige Start viel zu schnell…

Auf dem Weg nach Hause stellt sich die Frage: Liegt es an der gesperrten A 45 und dem Ausweichverkehr, der sich seinen Weg durch Altena sucht? Oder an der Hektik der letzten Tage vor Weihnachten, dass doch alle Jahre wieder so plötzlich kommt? Oder war das jetzt ein ganz normaler Freitagabend im Straßenverkehr von Altena? Am Ende ist die Antwort egal und es reift die Erkenntnis: Es gibt einfach immer Teilnehmer im Straßenverkehr, die maximal für den Autoscooter auf der Kirmes geeignet sind…

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