Altena. Seit 100 Tagen hat Altena einen neuen Bürgermeister: Uwe Kober. Für LOKALSTIMME.DE Anlass, mit dem neuen Chef im Rathaus über seinen Einstieg in die Aufgabe und mögliche Hindernisse – Stichwort: Corona – zu sprechen.

Herr Kober, was überwiegt: noch die Freude über den Wahlsieg und die neue Aufgabe oder doch schon die Bürde des Amtes?
Uwe Kober: Die Freude! Ich freue mich immer noch, dass ich Bürgermeister geworden bin und bereue es nicht. Sicher ist nicht alles schön in der neuen Aufgabe, aber ich kenne keinen Beruf, wo das der Fall ist.


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Mit welchem Gefühl haben Sie am 2. November 2020, dem ersten Arbeitstag, das Rathaus betreten?
Uwe Kober: Schon mit einer gewissen Anspannung. Ich bin nicht mehr Besucher im Rathaus oder komme als Politiker zu einer Sitzung, sondern ich bin jetzt der Bürgermeister. Das ist etwas anderes. Und alles war am ersten Tag neu. Selbst die kleinen Dinge, wie der versteckt eingebaute Schalter für die Schreibtischlampe oder das Computersystem. Ein Stapel Post lag auch schon auf dem Schreibtisch. Für eine richtige Pause blieb kaum Zeit – nur für viel Kaffee.

Ganz ehrlich: Sind Sie an einem Morgen mal versehentlich in Richtung Sparkasse, zu ihrem bisherigen Arbeitsplatz, abgebogen statt zum Rathaus zu fahren…?
Uwe Kober (lacht): Ja – aber nur ein einziges Mal. In Höhe der Stadtwerke auf der Linscheidstraße habe ich es gemerkt.

Was ist doch ganz anders, als Sie es vor der Amtsübernahme erwartet haben?
Uwe Kober (zögert leicht): Ganz anders? Eigentlich nichts. Einiges ist arbeitsintensiver, auch, weil vieles noch neu ist. Ich muss Abläufe kennenlernen und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, damit ich weiß, wem welcher Arbeitsbereich zugeordnet ist. Nur die Menge der Post, die tagtäglich bei mir landet, ist viel mehr, als ich gedacht habe.

Was war bislang die schwierigste Aufgabe in den ersten 100 Tagen?
Uwe Kober: Die Bewältigung der Corona-Sache kostet viel Zeit. Über meine eigene Quarantäne und die des gesamten Verwaltungsvorstands habe ich mich geärgert. Daraus habe ich die Konsequenz gezogen und es nehmen nicht mehr alle Mitglieder des Verwaltungsvorstandes gleichzeitig an den Sitzungen teil und wenn, dann mit deutlich mehr Abstand und wesentlich kürzer. Es hat sich zwar gezeigt, dass das Arbeiten aus der Quarantäne von zu Hause gut lief, aber Präsenz im Rathaus ist immer besser. (Nachdem ein Mitglied des Verwaltungsvorstands nach einer Sitzung positiv auf Corona getestet worden war, musste die gesamte Verwaltungsspitze für zehn Tage in Quarantäne – trotz Einhaltung der Abstands- und Hygieneregeln bei dem Treffen; Anm. d. Red.)

Machen die Pandemie und die Beschränkungen den Einstieg leichter, weil viel weniger Termine stattfinden und Sie sich auf die Aufgaben im Rathaus konzentrieren können, oder sind die Beschränkungen eher ein Hemmnis?
Uwe Kober: Das ist vielleicht das einzig positive an der Corona-Situation: Weil kaum Termine in der Öffentlichkeit stattfinden, habe ich mehr Zeit für die Arbeit am Schreibtisch im Rathaus. Ich bin auch froh, dass die Friedrich-Wilhelms-Gesellschaft das Schützenfest für dieses Jahr abgesagt hat. Wobei froh natürlich ein falscher Ausdruck ist. Ich hätte gerne Schützenfest gefeiert in 2021, wenn es vertretbar gewesen wäre! Ich möchte gerne ein Fest als Kompanieführer erleben und im nächsten Jahr habe ich mehr Routine im Amt des Bürgermeisters und kann dann beides gut bewältigen. (Uwe Kober ist nach dem vergangenen Schützenfest 2018 Kompanieführer der Kompanie Kelleramt geworden; Anm. d. Red.)

Was kann die Stadt machen, damit Altena mit seinem Einzelhandel, mit seiner Gastronomie und seinen Kulturangeboten besser am Ende der Beschränkungen wieder durchstartet, als die Nachbarstädte?
Uwe Kober: Es gibt ja die Überlegung vom Stadtmarketing-Verein, die Wintermeile neu zu Ostern, wenn möglich, aufzulegen, das hilft dem Einzelhandel. Der Kulturring plant im Hintergrund für den Zeitpunkt, ab dem Veranstaltungen wieder möglich sein werden. Bei der Anmietung von leer stehenden Geschäften sind wir auf einem guten Weg, wir wollen das über Fördermittel noch ausweiten, um Interessenten unter die Arme greifen zu können. Die Nachbesserung der Sanierungsarbeiten im Foyer der Burg Holtzbrinck müssen abgeschlossen werden und eine Nutzungsordnung durch den Rat aufgelegt werden, damit dort wieder Leben einkehren kann. Ich habe viele Gesprächen mit Menschen geführt, die gute Ideen haben und bin mir sicher: Wenn Lockerungen kommen, wird sich einiges umsetzen lassen.

Die Stadt muss wichtige Weichen für ihre Zukunft stellen: den Neubau der Feuerwache, eine neue Nutzung für die großen Industriebrachen an der Werdohler Straße finden, womöglich den Gewerbepark Rosmart ohne Werdohl weiterführen oder die Digitalisierung der Schulen – und da ist die Konsolidierung der Finanzen trotz der Corona-Mehrausgaben noch gar nicht dabei. Wie gewichten Sie die Themen, was hat Vorrang?
Uwe Kober: Die Corona-Mehrausgaben sind zunächst eine Sache des städtischen Haushalts, da weiß noch keiner, was uns in diesem und in den Folgejahren noch bevorsteht. Mein Ziel ist es dennoch, dass die Stadt aus der Haushaltssicherung herauskommt und wieder ein positives Eigenkapital ausweisen kann. Ich möchte in diesem Jahr die Fußgängerbrücke über die Lenne eröffnen und den Weiterbau des Lenneparks bis zum Durchstich der Bahnhofsunterführung umsetzen. Wir planen den „Summer of Pioneers“ und erhoffen daraus zusätzliche Ideen auch für die Industriebrache am Schwarzenstein. Im Grunde ist alles wichtig. Auch die Fortführung der Straßensanierung, wie jetzt zum Beispiel geplant an der Schubert-, Villenberg-, der Mondhahn- und der Hochstraße. Wir müssen das auch umsetzen können und Firmen finden, die das machen. Ich möchte zum Stapel-Center die Gespräche fortführen. – Die größte Herausforderung ist die Vielfalt der Aufgaben: Ich bin als Bürgermeister umfangreich beschäftigt. Aber das ist auch das charmante an der Aufgabe.

In Ihrer Zeit als CDU-Fraktionschef im Stadtrat gab es eine konstruktive Zusammenarbeit mit den Grünen. Jetzt, nach dem Partnerwechsel zur SPD, zeigt die CDU den Grünen ziemlich die kalte Schulter. Wie gewöhnungsbedürftig ist die neue Situation für Sie?
Uwe Kober: Wenn es Wechsel bei den Machtverhältnissen gibt, dann dauert es, bis sich das eingespielt hat. Wichtig ist mir: Unterschiedliche Meinungen und Diskussionen über Standpunkte gibt es im Stadtrat, aber es geht immer darum, etwas Gutes für Altena zu erreichen. Ich bin mir sicher, dass die alle Ratsmitglieder das auch so sehen. Und ich habe die Hoffnung, dass sich Routine einstellt und eine Gewöhnung an die neuen Verhältnisse mit einem sachlichen Umgangston.

Wie fällt Ihre persönliche Bilanz der ersten 100 Tage aus…?
Uwe Kober: Gut. Ich lerne jeden Tag etwas Neues hinzu. Ich bin gut im Rathaus aufgenommen worden, mir macht die Arbeit Spaß und ich komme immer mehr in die Themen rein.

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