Altena. Es war lange Zeit eines der besseren Häuser am Platz. Inzwischen steht es seit Jahren leer. Der Verfall an dem stattlichen Gebäude ist kaum mehr zu übersehen. Jetzt, 100 Jahre nach seinem Bau, soll es den Eigentümer wechseln: für den in nahezu aussichtslosen Lagen berühmten symbolischen Betrag von einem Euro. In einer Zwangsversteigerung.

Ein Euro. Für ein ehemaliges Bankgebäude: das Haus Lüdenscheider Straße 32. 1.443 Quadratmeter Nutzfläche, verteilt auf zwei bis drei Geschosse. 36 Meter Straßenfront. Erbaut 1920. Damals verkehrsgünstig gelegen an einer Hauptstraße, der heutigen B 236. Und dann auch noch durch die Mittlere Brücke mit der eigentlichen Innenstadt auf der anderen Lenneseite gut verbunden. Es ist eines der Häuser, das durch seine Lage und Architektur das Bild der Altenaer Innenstadt mitprägt.


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Sanierungsstau laut Gutachten von 1,63 Millionen Euro

Vom einstigen Stolz ist allerdings nicht mehr viel übrig. „Seit 15 bis 20 Jahren“ steht das Gebäude inzwischen leer, heißt es im Gutachten eines Bausachverständigenbüros aus Kürten im Rheinland. Die Experten bescheinigen einen „mangelhaften Bau- und Unterhaltungszustand“. Durch „den langen Leerstand sind weitere Schäden am Gebäude durch Vandalismus und natürliche Einwirkungen entstanden“. Die Kosten für die Beseitigung des Sanierungsstaus und den Reparaturbedarf beziffern sie auf rund 1,63 Millionen Euro, davon alleine rund 40.000 Euro für eine „Entschuttung“. Die Abrisskosten hat das Büro mit rund 175.580 Euro berechnet.

Birken wachsen auf Vordächern

Wer an dem Gebäude lediglich entlangfährt, nimmt den Verfall womöglich nicht wahr. Wer zu Fuß dort entlang geht, kann die Folgen des Leerstands und des Verfalls nicht mehr übersehen: Fensterscheiben, die eingeschlagen sind oder ganz fehlen, Nebeneingangstüren aus Holz, die verwittern und zuwuchern, eine Stufe aus der stattlichen Eingangstreppe ist herausgebrochen. Und auf Vordächern im Obergeschoss wachsen mehrjährige Birken in die Höhe.

Pläne für Neun-Familien-Wohnhaus früh aufgegeben

Das mehrgeschossige Gebäude war einst der Altenaer Sitz der Commerzbank, bevor diese auf die andere Lenneseite, in die Fußgängerzone umzog. Eine neue Bestimmung fand die Immobilie nicht mehr. Im Gutachten zur Zwangsversteigerung heißt es, dass vor elf Jahren ein Projektentwickler die Idee verfolgt habe, aus dem ehemaligen Büro- und Geschäftshaus ein Neun-Familien-Wohnhaus zu machen; das Vorhaben sei aber bereits „in der Vorplanungsphase verworfen worden“.

Jetzt steht die Immobilie zur Zwangsversteigerung. Der angesetzte Verkehrswert: ein Euro. Der Termin für die Zwangsversteigerung am Amtsgericht Altena: ausgerechnet der 11. 11. um 11 Uhr.

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