Nachrodt-Wiblingwerde. „Eine Alpakawanderung als Auszeit für Körper und Seele.“ So wird das besondere Angebot bei den Höhendorf Alpakas in Wiblingwerde angepriesen. LOKALSTIMME war dabei, und zwar bei der Alpaka-Glühwein-Wanderung.
Anfang Dezember liegt über den Höhen von Wiblingwerde ein frischer Wind. Kein frostiger Tag, aber einer, an dem Mützen, dicke Jacken und Handschuhe angebracht sind. Genau hier, auf dem Gelände des Hof Hegemann, starten die Wanderungen der Höhendorf Alpakas. Der Betrieb gehört zum Familienhof, für den Geraldine Hegemann-Malkus hauptverantwortlich ist und der insgesamt 16 Alpakas beherbergt.

Die Alpakas sehen so kuschelig aus, doch sie mögen es gar nicht, gestreichelt zu werden. Foto: Ilka Kremer
Für die Wanderung stehen heute fünf Tiere bereit, angeleitet von Alexander Neufeld, der zu Beginn die wichtigsten Regeln erklärt. Manche der Teilnehmenden aus dem Märkischen Kreis, aus Hagen und verschiedenen Städten des Ruhrgebiets staunen, als er sagt: „Alpakas möchten nicht gestreichelt werden.“ Ein Hinweis, der zunächst Enttäuschung auslöst, aber bald plausibel erscheint. Die Tiere bestimmen selbst, wann und wie viel Nähe sie möchten. Auch die Warnung vor Spucken und Austreten gehört dazu — keine Drohung, sondern ein realistischer Teil eines respektvollen Umgangs.
Mit dabei sind unter anderem Keks und Vulkan, deren lockige Stirnfransen wirken, als hätten sie eine Dauerwelle verpasst bekommen. Gemeinsam mit drei weiteren Tieren machen sie sich zusammen mit den Menschen, die auf Entschleunigung aus sind, auf den Weg durch Felder und lichte Wälder. Schon nach wenigen Minuten wird klar: Die Alpakas bestimmen das Tempo. Sie bleiben stehen, wenn sie etwas interessiert oder wachsam werden lässt, sie wechseln die Seite oder traben gemütlich voran — und die Menschen passen sich ihnen an.

Borina führte das Alpaka namens Vulkan – oder besser: Vulkan führte Borina über die Wiesen in Wiblingwerde. Foto: Ilka Kremer
Gefressen wird nur auf den zwei vorgesehenen Futterwiesen, nicht am Wegesrand. Auf diesen Wiesen angekommen, senken alle fünf Alpakas gleichzeitig ihre Köpfe ins Gras, und die Gruppe wird stiller, fast andächtig. Für Melanie aus Iserlohn ist genau das der besondere Reiz. „Es entschleunigt total“, sagt sie. Claudia aus Ennepetal nickt: „Man macht einfach das, was das Alpaka gerade möchte. Das tut richtig gut.“ Und Borina aus Altena erfreut sich ebenso an den kuschelig aussehenden Tieren, die eine ganz bestimmte Gelassenheit ausstrahlen.

Sehr begehrt ist das Mineralfutter, mit dem die Teilnehmenden der Wanderung die Alpakas im Anschluss füttern dürfen. Foto: Ilka Kremer
Nach der Wanderung: Besuch im Gehege
Nach der Rückkehr zum Hof ist die Tour jedoch nicht vorbei. Unter Anleitung von Alexander Neufeld geht es noch ins große Gehege, wo diesmal alle 16 Alpakas warten. Dort dürfen die Teilnehmenden die Tiere füttern — mit einem speziellen Mineralfutter, das die Alpakas neugierig und erstaunlich sanft aus der Hand aufnehmen. Wer vorher enttäuscht war, nicht streicheln zu dürfen, wirkt nun versöhnt: Die Nähe, die die Tiere beim Füttern zulassen, ist ebenso intensiv — nur eben auf ihre Art und zu ihren Bedingungen.

Nach der Alpaka-Wanderung schenkt Alexander Neufeld den Gästen Glühwein oder Punsch ein. Foto: Ilka Kremer
Ausklang bei Glühwein und Keksen
Zum Abschluss wärmen sich alle Menschen bei Glühwein und Keksen, während die Alpakas ringsum schnauben, beobachten und ganz in Ruhe die Szenerie prägen. Inmitten dieser Tiere, die einerseits zurückhaltend, andererseits äußerst interessant und ausdrucksstark sind, entsteht eine Atmosphäre, die sanft und beruhigend wirkt. Leicht durchgekühlt, aber sichtlich entspannt endet der Besuch auf dem Hof Hegemann. Kein lautes Spektakel, keine übertriebenen Attraktionen — nur Tiere, Natur und ein entschleunigter Moment.



