Die Zeitreise „Anno Tuck – Piraten erobern die Burg Altena“ spülte am Samstag und Sonntag die Welt der Seeräuber und -fahrer auf die Höhenburg.
Fotos: Dennis Echtermann
Altena/Märkischer Kreis. Solche Gestalten haben sich in der wechselvollen Geschichte der Burg Altena vermutlich noch nie in der alten Festung hoch über dem Tal rumgetrieben: Piraten, Freibeuter und allerlei Seevolk. Die Zeitreise „Anno Tuck – Piraten erobern die Burg Altena“ spülte am Samstag und Sonntag die Welt der Seeräuber und -fahrer auf die Höhenburg.
Die Veranstaltung erlebte, wie das manchmal auch auf hoher See oder an der Küste so ist, zwei unterschiedliche Tage: Der Samstag verregnet mit entsprechend weniger Publikum, der Sonntag bei trockenem Wetter und teilweise Sonnenschein gab ein völlig anderes Bild ab. Immerhin: „Es gibt im nächsten Jahr definitiv eine Neuauflage„, kündigte Detlef Krüger, Fachdienstleiter Kultur und Tourismus beim Märkischen Kreis, am Sonntagnachmittag gegenüber LOKALSTIMME.DE an. Welches Thema die Zeitreise dann haben wird, verriet er aber noch nicht. Das Thema Piraten jedenfalls lockte am Wochenende vor allem junge Familien mit ihrem Nachwuchs an.
Was unterscheidet Piraten von Rittern? Mal abgesehen davon, dass die einen eher zu Wasser, die anderen denn doch eher an Land zu finden waren? Der Pirat trägt kein Kettenhemd. Warum, das erfuhren die Besucher der Zeitreise am Wochenende am eigenen Leib.
Fällt der Pirat über Bord, „würde er im Kettenhemd sofort untergehen“, liefert Uwe Szameitat vom Burgführer-Team die Antwort auf die Frage, die an Levi, einem neunjährigen Jungen aus Herscheid, der gerade in einem Kettenhemd steckt und darin sichtbar zu tragen hat, und seinen Vater gerichtet war. 15 Kilo wiegt der aus einem Eisendraht geflochtene Körperschutz, dazu noch ein Topfhelm auf dem Kopf: Das ist die Ritterausrüstung, die der Junge an einer der Museumsstationen austestet. Den Helm darf Levi absetzen, als sein Vater noch schnell ein Foto mit dem Smartphone schießt. Die Welt der Ritter und Burgen und die der Piraten und Seefahrer trafen bei der Zeitreise „Anno Tuck“ aufeinander. Und wer womöglich anfangs Sorge hatte, ob das thematisch passt, der wurde auf der Burg Altena schnell eines besseren belehrt.
Allerlei Seevolk, bis ins Detail passend gewandet, bevölkerte die beiden Burghöfe. Und auch so mancher Besucher, vor allem die Jüngeren, hatten sich ebenfalls passend gekleidet und das ein oder andere Kostüm mit Piratenhut, -kopftuch und -mantel von Karneval herausgekramt.
Aber auch viele Tagestouristen fanden sich plötzlich und teils eher ungeplant in der Piratenwelt wieder. Wie Michel (54) und Dijn (14), Vater und Sohn aus den Niederlanden, die auf der Rückreise von Winterberg zurück in die Heimat Station in Altena machen und die Burg besuchen, und plötzlich in der Zeitreise stecken: „Von der Veranstaltung wussten wir nichts“, lassen sie sich dennoch gerne auf das Programm ein.
Es ist die Verbindung von launiger Unterhaltung und interessantem Wissen, die das Programm ausmacht. Unterhaltung etwa beim Degenkampf von „Katapult-Joseph“ im oberen Burghof, Wissen beim Piraten-Zauberer Robert Blake, der die kleinen Besucher fragt, was Seemannsgarn ist: Es ist nicht das rote Tau, das er in den Händen hält: „Ein Drittel ist nicht wahr, ein Drittel stimmt nicht und ein Drittel ist gelogen“, erklärt er den Ausdruck für übertriebene oder sogar komplett ausgedachte Geschichte von Seefahrern, die es bis heute in unseren Sprachgebrauch geschafft hat.
Schätze gab es gleich mehrfach zu suchen und zu finden. Am einfachsten hatten es die Besucher bei den Sonderführungen. Christa Möntmann und Sonja Szameitat führten die Interessierten am Samstag entlang der acht ausgewählten Ausstellungsstücke in den Museen. Zu den Schätzen zählte im Rittersaal das Porträt von Gräfin Marie Eleonore, die es Anfang des 17- Jahrhunderts geschafft hat, als es keinen männlichen Nachfolger in der Linie der Grafen von Altena und von der Mark mehr gibt, das Territorium als ganzes über ein damals einmaliges „Weiber-Lehen“ im Erbfolgestreit schließlich in Preußen-Brandenburg einzubringen. Oder der Eisenhelm einer Rüstung – eines der wenigen erhaltenen Originale aus der Ritterzeit im Bestand. Oder zwei historische Kurzlauf-Gewehre, die die Museen 1977 für 65.000 D-Mark angekauft hatten – Waffen, an denen sicher auch die Piraten Freude gehabt hätten. Die begnügten sich aber bei ihren Salutschüssen durch die Schießscharten mit Platzpatronen.
Besonders schade: Die Feuershow von Lisa Seeger, die mit Einbruch der Dunkelheit den ersten Veranstaltungstag beschloss, hatte nur noch wenig Zuschauer. Zwei kräftige Schauer hatten am Abend das Publikum vertrieben. Die Altenaerin Lisa Seeger ließ im oberen Burghof Flammen tanzen, Feuer rotieren und Funken sprühen mit akrobatischen Einlagen: Ein Auftritt, der mehr Zuschauer verdient gehabt hätte.