Altena. Die Erfassung der Schäden an Straßen, Gebäuden und Einrichtungen nach der Flutkatastrophe im Juli in Altena läuft auf Hochtouren. Die damit von der Stadt beauftragte Fachfirma aus Ostdeutschland schätzt derzeit, dass es am Ende „an die 1.000 Einzelschäden“ sind, die aufgelistet sind.
Ein Drittel des Stadtgebiets haben die drei Zweier-Teams von „C&E Consulting und Engineering“ aus Chemnitz bereits abgesucht. Und sind auf 220 Schadensfälle gekommen. „Die Rahmede ist aber noch gar nicht dabei“, erklärt Ronny Großer, Diplom-Ingenieur bei C&E und Koordinator der Teams jetzt im Rathaus bei der Vorstellung eines ersten Zwischenfazits. Die Rahmede im Süden Altenas hatte die Flut, wie die Nette und die Brachtenbecke, besonders stark getroffen. Deshalb geht das Unternehmen davon aus, dass sich die Zahl der Schadensfälle wohl auf die 1.000 zubewegen wird.
Alleine rund 100 der Geschiebefänge im Stadtgebiet „müssen ersetzt werden“, erklärte Stadtkämmerer Stefan Kemper. Geschiebefänge sind meist Gitter aus Metall, die an kleineren Bächen und Siepen der Lennezuflüsse wie ein Rechen Geröll und Geäst aufhalten sollen; die meisten dieser Barrieren hat die Flutkatastrophe zerstört.
C&E erfasst auch diese Schäden – taxiert die Höhe der Kosten für die Schadensbeseitigung und macht daher auch Vorschläge dazu. So könne es durchaus sein, dass die Schadensbeseitigungsexperten aus Chemnitz vorschlagen, einen Geschiebefang durch „terrassenartige Sicherungsmaßnahmen“ zu ersetzen zeigte Olaf Schwarz, Diplom-Ingenieur und Geschäftsführer von C&E beispielhaft auf, wie die Fänge künftig ausgestaltet werden könnten.
Ein anderer Bereich, der durch die Wasser- und Geröllmassen heftig gelitten hat, ist das unterirdische Kanalnetz der Stadt. Zwar seien die Abwasserkanäle innerhalb von sechs Wochen nach der Flutkatastrophe mit Spülwagen von Geröll und Schutt freigespült worden. Aber: „Dabei sind auch immer wieder Tonscherben und Abplatzungen von den Rohren aufgetaucht“, schildert Hendrik Voss, Betriebsleiter des städtischen Abwasserwerks. Daher rechnet Voss auch im Kanalnetz mit womöglich erheblichen Schäden; nach seiner Schätzung sind 120 der insgesamt 140 Kilometer des städtischen Kanalnetzes von der Flut betroffen gewesen. Voss: „Die Aufarbeitung kann uns fünf bis zehn Jahre beschäftigen“.
Die „akute Gefahrenbeseitigung“ sei inzwischen erfolgt, erklärte Stadtkämmerer Stefan Kemper zur Gesamtsituation. Die Mitarbeiter von C&E seien jetzt seit Anfang Oktober dabei, die Schäden zu sichten und aus der Aufstellung einen Wiederaufbauplan zu erstellen. Die Ostdeutschen gelten dabei als Experten: Die Firma verweist auf Erfahrungen in solchen Aufgaben seit dem Elbe-Hochwasser 2002 in Sachsen. C&E unterstützt dabei die Kommunen bei der Bewältigung der Schadensanalyse und den Plänen zum Wiederaufbau. „Das Personal ist in den Verwaltungen für diese Aufgaben nach solchen Ereignissen meist gar nicht vorhanden“, erklärt C&E-Geschäftsführer und Gesellschafter Olaf Schwarz das Arbeitsfeld, in das sich das Chemnitzer Unternehmen eingearbeitet hat.
Schwarz stellte einen Vier-Stufen-Plan vor, nach dem das Unternehmen vorgeht:
- Die vorhandenen Schäden an Straßen, Gewerken/Gebäuden, Brücken, aber auch in der Natur (abgerutschte Hänge etc.) werden aufgenommen, nach der Wichtigkeit der Beseitigung bewertet und daraus ein Wiederaufbauplan erstellt. Dieser Plan soll „im Januar in der Ratssitzung“, so Schwarz, vorgestellt werden.
- Die Entsorgungsleistung, also die Abfuhr des Sperrmülls und Abfalls im Juli, wird aus- und abgerechnet.
- C&E hilft beim Abgleich der Soforthilfen und -maßnahmen. „Rund 400 Rechnungen“ seien bereits gesichtet worden.
- Als letztes folgt die Vorbereitung der konkreten Schadensbeseitigung, inklusive der Beantragung von Fördermitteln über die Bezirksregierung.
Beteiligt an den Arbeiten ist auch ein Planungsbüro in Wiehl. Die C&E-Teams vor Ort haben ihre Arbeitsplätze in der „Talstation“, dem ehemaligen Café gegenüber vom Burgaufzug an der Lennestraße.