Altena/Dortmund. Altenas Bürgermeister Andreas Hollstein (CDU), der sein Amt in der Burgstadt nach 21 Jahren im Herbst aufgibt und Oberbürgermeister von Dortmund werden will, landet dort in einer repräsentativen Wahlumfrage auf Platz 2 – hinter dem SPD-Kandidaten, aber vor der Kandidatin der Grünen.

Die Wahlumfrage hat das Meinungsforschungsinstitut Forsa im Auftrag der „Ruhr-Nachrichten“, der größten Tageszeitung in Dortmund, und des lokalen Hörfunksenders, „Radio 91,2“ durchgeführt. Der politische Stimmungstest zur Kommunalwahl im September geht auf eine Befragung zwischen dem 11. und 25. Mai zurück.


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Fünf Prozentpunkte hinter dem SPD-Kandidaten

Demnach liegt der OB-Kandidat der SPD und bisherige Chef der Dortmunder Wirtschaftsförderung, Thomas Westphal, mit 35 Prozent in der Wählergunst vorne. Ihm folgt auf Platz 2 mit 30 Prozent der Altenaer Andreas Hollstein, der für die Dortmunder CDU ins Rennen geht. Den dritten Platz belegt Daniela Schneckenburger von Bündnis‘90/Die Grünen mit schon deutlichem Abstand; die Dezernentin (Jugend und Schule) in der Dortmunder Stadtverwaltung kommt auf 20 Prozent.

Einstellig fallen die Umfrageergebnisse für die Bewerber der Linkspartei, Uwe Kowalewski mit 4 Prozent, und der FDP, Michael Kauch mit 2 Prozent, aus.

Entscheidung in der Stichwahl

Das Umfrageergebnis bestätigt zunächst einmal: Die Entscheidung über das OB-Amt und damit über die berufliche Zukunft von Andreas Hollstein wird erst in der Stichwahl fallen; keiner der Kandidaten kommt aktuell auch nur ansatzweise an die 50-Prozent-Marke, um bereits im ersten Wahlgang am 13. September das Rennen um den Chefsessel im Rathaus für sich zu entscheiden.

Wie werden sich die Grünen verhalten?

Am wahrscheinlichsten wird in der Stichwahl (27. September) der SPD-Bewerber Thomas Westphal auf Altenas Bürgermeister Andreas Hollstein treffen – und die Grünen könnten womöglich den Ausschlag geben, wer gewinnt: Geben sie eine Wahlempfehlung für den SPD-Kandidaten, dürfte der Ausgang klar auf Thomas Westphal hinauslaufen. Schmieden CDU, Grüne und FDP eine Allianz und unterstützen Hollstein, dürfte es ein extrem enges Rennen werden und die SPD-Hochburg Dortmund sogar fallen. Letzteres hängt davon ab, wie tief die Enttäuschung bei Dortmunds Grünen darüber sitzt, dass es nicht schon im Vorfeld gelungen ist, gemeinsam mit der Union einen Kandidaten vorzuschlagen. Die (öffentlichen) Reaktionen der Bündnisgrünen auf den CDU-Alleingang und die Kür von Altenas Bürgermeister zum OB-Kandidaten fielen jedenfalls unterkühlt aus. Einen Kandidaten, der bislang als nicht geeignet angesehen wird, zur Stichwahl der eigenen Klientel plötzlich doch als wählbar zu verkaufen, dürfte argumentativ schwierig werden.

Wahlkampf bisher praktisch nicht möglich

Und es bleibt die Frage unbeantwortet: Kommt Andreas Hollstein als Auswärtiger und in Dortmund weitgehend unbekannter OB-Kandidat auf Platz 2, obwohl die Corona-Beschränkungen den Wahlkampf und vor allem persönliche Begegnungen, Gespräche und Auseinandersetzungen bislang praktisch unmöglich gemacht haben, oder gerade weil der Wahlkampf um lokale Dortmunder Themen und Besonderheiten nicht möglich war?

Ergebnis gebe “Luft unter die Flügel”

Er freue sich „riesig über das Vertrauen“, das ihm die Befragten entgegengebracht haben, erklärte Andreas Hollstein jedenfalls gegenüber den „Ruhr-Nachrichten“ (Pfingst-Ausgabe) zur Forsa-Umfrage; das Ergebnis bringe ihm „noch mal ein bisschen Luft unter die Flügel“. SPD-Kandidat Thomas Westphal sieht für sich nach der Umfrage noch Luft nach oben; er will in den nächsten Wochen die Unterschiede zur Konkurrenz deutlich machen und dadurch den Abstand vergrößern.

SPD-Hochburg seit 1946

Dortmund gilt als “Herzkammer der Sozialdemokratie”; seit 1946 stellt die SPD dort ununterbrochen die Oberbürgermeister. Amtsinhaber Ullrich Sierau, OB seit 2009, tritt bei der Kommunalwahl im September nicht mehr an. Am 20. November 2019 wurde bekannt, dass die CDU Dortmund den bisherigen Bürgermeister von Altena, Andreas Hollstein, als OB-Kandidat ins Rennen schicken will. Hollstein hatte zuvor Anfang September 2019 seinen Verzicht auf das Bürgermeister-Amt in Altena nach 21 Jahren verkündet.

Foto: Björn Braun

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