Altena. Wenn Besucher der Burg im Jungenschlafsaal der ersten Jugendherberge künftig auf Richard Schirrmann treffen, sehen sie keineswegs Gespenster – zumal der Gründer der Jugendherbergsbewegung nicht nur zur Geisterstunde auftritt: Mit moderner Technik wird künftig der Zeitsprung um rund 100 Jahre zurück möglich. Finanziert wird der Einzug der digitalen und interaktiven Elemente in die Ausstellungen in der alten Festung durch einen kräftigen Zuschuss des Landes Nordrhein-Westfalen.
Einen Förderbescheid in Höhe von 1,16 Millionen Euro hat Dr. Jan Heinisch, Staatssekretär im NRW-Heimat- und Bauministerium am Freitag (14. Februar) mit dabei, als er im oberen Hof der Burg, die er „bisher nur unten aus dem Tal kannte“, eintrifft. 1,16 Millionen Euro aus dem Programm der Heimatförderung, die die schwarz-gelbe Landesregierung aufgelegt hat, und aus dem laut Heinisch durchschnittlich an jedem Werktag ein Projekt gefördert werde. „Allerdings längst nicht alle mit einer so hohen Summe, wie hier“, stellt der Staatssekretär heraus. Der Märkische Kreis als Schlossherr bekommt die Millionenförderung für die Verwirklichung von drei Ideen: für digitale und interaktive Elemente in der Dauerausstellung, für eine teilweise Neugestaltung des Weyhe-Parks rund um die Festung und für die Umgestaltung des Spielplatzes am Burgberg.
Insbesondere die Zukunftspläne für die Ausstellungen in den Burg-Museen finde das Ministerium „richtig gut“, erklärte Heinisch; das Land wolle „mit der Heimatförderung helfen, in ein neues Zeitalter aufzubrechen“.
Im Wettbewerb mit 5.000 anderen Burgen
„Die Burg Altena gehört zu den zehn besucherstärksten Museen in Nordrhein-Westfalen – und das ohne Picasso oder Rembrandt“ erklärte Kreisdirektorin Barbara Dienstel-Kümper, die gemeinsam mit Landrat Thomas Gemke und Peter Brunswicker (Märkische Kulturstiftung) den Förderbescheid in Empfang nahm. Allerdings müsse sich die Festung hoch über dem Lennetal auch gegen „5.000 andere Burgen“ in der Besuchergunst behaupten. Daher sei es notwendig, die Museen weiter aufzuwerten.
Was mit der Digitaltechnik Einzug in die historische und denkmalgeschützte Festung hält, erläuterte Museumsleiter Stephan Sensen im Jungenschlafsaal der Weltjugendherberge: „In einer Fensternische wird, lebensgroß, Richard Schirrmann als Hologramm auftreten“.
Auslösung durch Bewegungsmelder
Dazu werde die „Pepper‘s Ghost“-Technik genutzt, die ihre Anfänge bereits im 19. Jahrhundert hat: Mit Hilfe einer für den Betrachter nicht sichtbaren, im 45-Grad-Winkel angebrachten Glasscheibe, die die Bilder aus einem Filmprojektor bricht bzw. ablenkt, und einer speziellen Beleuchtung entsteht ein dreidimensionales, durchsichtig wirkendes Objekt, ähnlich einem Hologramm. „Ausgelöst wird die Projektion durch Bewegungsmelder“, so Sensen. Im Schlafsaal wird dann Richard Schirrmann, gespielt wohl von Hans-Peter Korff („Neues aus Uhlenbusch“, „Diese Drombuschs“, „Tatort“), erscheinen und die Geschichte erzählen, wie es zur Idee der Jugendherbergen, die später die ganze Welt umspannen sollten, gekommen ist; „Zitate von Schirrmann sind reichlich überliefert“, sagt Stephan Sensen. Weiter sollen auch der ehemalige Landrat Fritz Thomée oder der im Verlies umgekommene Drahtzieher Bomnüter mittels der Holografie wieder auferstehen und den Museumsbesuchern ihre Geschichten erzählen.
„Schirrmann war ein Avantgardist“
Das soll allerdings nicht die einzige technische Neuerung in den Ausstellungen werden. Geplant sind auch über Smartphones („Ohne das Herunterladen von Apps“) abrufbare fremdsprachliche Erläuterungen und Multimediabeiträge innerhalb der Ausstellung, denn: „Zwischen zehn und 15 Prozent der Museumsbesucher sind aus dem Ausland“, zeigte Stephan Sensen auf. Die Vorhaben lobte Staatssekretär Heinisch als „beispielhaft“; sie zeigten, „dass Heimat nicht von gestern ist“ und Schirrmann „ein Avantgardist“ gewesen sei.
Spielplatz wird zu Abenteuer-Ritterburg
Für die digitalen und interaktiven Elemente sind die Hälfte der Ausgaben vorgesehen. Die andere Hälfte der Gelder fließt in den Weyhe-Park, in dem „drei neue Sichtachsen freigeschnitten“ werden sollen, so Stephan Sensen: einmal hinab zur Drahtindustrie in der Nette, einmal entlang der Strecke des Lastenaufzugs, mit dem beim Wiederaufbau der Burg Anfang des 20. Jahrhunderts das Material von der Bachstraße aus auf den Burgberg transportiert wurde, und zur Skulptur des Künstlers Hannes Forster. Außerdem sollen die Pflanzen im Park Infoschilder mit QR-Codes bekommen, Instagram-taugliche Fotopunkte aufgestellt und der vorhandene Kinderspielplatz zum Ritterburg-Spielplatz umgebaut werden.
Insgesamt will der Märkische Kreis 1,3 Millionen Euro in den Jahren 2020 und 2021 in die Umsetzung stecken. 90 Prozent der Kosten und damit rund 1,16 Millionen Euro trägt das Land über die Förderung durch das „Heimat“-Programm; die übrigen zehn Prozent stemmt der Märkische Kreis.